Adolf Hölzel
Wenn man anfängt nachzudenken, warum in allen Lä


Wenn man anfängt nachzudenken(,) warum in allen / Ländern auf der Erde so wenig in seiner Art Gutes erreicht wird, / dann kom(m)t man auf merk(-) würdige Gedanken. Man sollte wohl denken, da(ß) / jeder Mensch Gutes wollte, da er vom (a)nder(e)n nur das Beste / verlangt. Das ist aber nicht der Fall. Ja, dort wo der Wunsch nach Gutem / vorhanden ist ) und auch das Bestreben danach, kommt meistens / (M)inderwertiges heraus. Es mag vor (a)llem daher kommen, da(ß) der Unterhalt / des Lebens so viel erfordert, und da(ß) (j)eder auch mit dem / bischen Ideellen sofort zu verdienen trachtst. Gro(ß)enteils mag es / damit zusammenhängen, da(ß) Gutes nicht a3 sich gewertet +wird+ ist, / sondern gewisserma(ß)en von Majoritäten und Vereinigungen bestimmt wird. / Woher es auch kommt, da(ß) z.B. künstlerisch Gutes, später / sehr ~ner(-) kanntes, in Ausstellungen zunächst nicht / aufgenommen, gar nicht gehängt wird. I m (a)llgemeinen haben wir / folgendes Bild: In jeder Stadt eines Landes wird der in dieser / ~tadt(,) in diesem Land.e(,) Geborene bevorzugt. Ehrenstellen, / Stipendien, Ankäufe werden in erster Linie von ihm beansprucht. Er / kommt in die Ausschüsse, er protegi(e)rt (d)ie, die ermag. / Er gehört einem Kreis an, in dem jene Gegenseitigkeit herrscht, die / jedem Mitglied besonders bestrebt ist zu nützen. So sehen wir / Leute in die Höhe kommen,
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939 -2-V nicht wegen ihres besonderen Könnnens, ~influ(ß) / ausüben, nicht weil sie besonders bedeutend sind, sondern weil / sie ihrem Kreis angehören, von ihm gehalten und gestützt, gefördert / und beeinflu(ß)t sind und ihn wieder fördern und / stützen. Ja dieser Zusammenhang ist dann wichtiger als eine / wahr(-) haft gute Sache, die nicht von diesem Kreis / ausgehet und darum bekämpft werden mu(ß), darum ? ) oder aus / natürlichem ~nverständnis"). Sehen wir in die Clique der / Kunstgelehrten, wie sie sich gegenseitig in Stellen schieben, / die von ihnen Gefundenen oder persönlich Bekannten in Wort und / Schrift protegi(e)ren, vonelnanderu) abhängen; dann / haben wir das wahre Bild, da(l3) ein ersnst Strebender / ohne solchen Zusammenhang unerkannt bleibt, Kritiken(,) / Zeitschriften +haben+ in einer Art ~bhänglgkeitsverhältnis~) / stehen, das ~ubli(-) kum durch sie und alles dies geleitet, ihre / Ansichten an(-) nim(m)t, Verleger und illustrive /ert/ / Zeitschriften dienern ~ech(-) nung tragen, die öffentliche Meinung so auf's / Stärkste beeinflussen, damit (sie) in die Höhe und zu / Ehrenstellen kom(m)en und auf diese Weise eben die Mittelmäßigkeit als / Mensch
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und Werk gehoben, ein ernster abschreckender / Kampf gegen neues Gute geführt wird, weil die schreibende / und protegi(e)rende Persönlichkeit, ihre / Stellung und ihr ~uskom(m)en(,) wichtiger ist, als eine / gute Sache als küiist(-) lerische Religion!
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