Adolf Hölzel
In tieftraurigen Verhängnis wissen wir


M. l. v. Frl. H. In tieftraurigen Verhängnis wissen wir Sie seit heute, da wir von privater Seite den Tod und die Beerdigung des auch von uns so hochverehrten Herrn Bahlsen erfuhren und selbst in unaussprechliche Trauer dadurch versetzt wurden. Vielleicht die traurigste uns am meisten ergreifende Nachricht dieser schweren letzten Jahre die uns niederdrückt und uns verwirrt. Als wenn es bestimmt sein möchte dass alles wahrhaft Edle, das Deutschland führen sollte zu Grunde gehen muss, dass es unmöglich wäre für unser Land, dass es die ihm nötige Höhe je erreichen könnte. Jäh und schneidend wirkt die Nachricht, dass der von den wenigen Deutschen, der ein hohes Ziel erkannt und verfolgt hat als schweres Opfer der verzweifelten Folgen unseres >[.?.]< vom Schicksal gefällt wurde mitten heraus aus den grossen Ideen, die befruchtend in vielfacher Hinsicht auch der Kunst aufhelfend, von ihm ausgingen. Und ist das grosse Allgemeine schon so sehr geschädigt durch das Ableben dieses Hochbedeutenden seltenster Tatkraft, wie sehr erst leiden Die, die ihm so besonders nahestanden, ihn bis in's Kleinste in seiner hohen Bedeutung und Aufopferungsfähigkeit schätzen und lieben konnten. Ihnen >[.?.]< und seinen Söhnen gilt besonders dieses Schreiben. Selbst auf's Tiefste verwundet fühlen wir uns in den Schmerz der Sie erfassen musste und sich festsaugt im Herzen, unfassbar und ewig erschreckend. Sollte ich jemals im Stande sein können, verehrtestes Fräulein Ihnen in irgendeiner Weise zu dienen, bitte denken Sie daran, wie sehr ich dies schätzen würde. Meine Frau trauert innigst mit mir, dem es nicht einmal vergönnt sein konnte Herrn Bahlsen nochmals die Hand zu drücken, auch nicht die letzte Ehre zu erwiesen und ihm wenige Worte am Grabe zu widmen, als Ausklang höchster Verehrung, Würdigung und Treue. Ich bitte Sie inständig verehrtestes Fräulein unser innigstes ernst gefühltes Beileid entgegenzunehmen, soweit dies Worte auszudrücken vermögen. Dann aber bitte ich Sie den Söhnen gleichfalls unser aufrichtigstes Mitgefühl in herzlichster Form zu übermitteln u. ebensosehr den leitenden Herren des Geschäftes und so auch dem Herrn Pastor als Übermittlerin unserer eigenen tiefen Trauer meine ernsten Grüsse zu überbringen. In tiefer Niedergeschlagenheit beuge ich mich vor Ihrer Trauer. Ihr A.H.
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