Adolf Hölzel
22. September 14.


22. September 15.
Der Endzweck aller Yalerei besteht darin(,) Menschen [ zu ergötzen, Räume zu schmücken(, ) den Geschmack für Fcrm und Farbe auszubilden und zu [fördern. Die Arten in denen dies g ( ) eschieht, sind verschiedene. Sie werden angeführt und [geübt vom einfachen Handwerk angefangen, über das Kunsthandwerk, bis zu hoher und [höchster Kunst. Doch auch im letzten Stadium i.st das, den Menschen zu erfreuen(,) [ihm zu nützen, beim Beschauer Gefallen zu erregen, der Schlu(ß) und Endgedanke. Auch [ dieses kann in der verschiedensten
G .
A r . Schreibung korr. nn:
Weise geschehen und gibt" den Kunstwerken äu(ß)erlich unter Umständen ein voneinander
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ganz verschiedenartiges Aussehen. Je nach den verfolgten [und bedingten Zwecken und je nach dem künstlerischen Bildungsgrad des etwaigen [~estellers oder Käufers. Die Kunst(,) die im allgemeinen verstanden und begriffen [wird, hängt ja riaturgemä(ß) mit dem Begriffsverniögen der Allgemeinheit für [künstlerische Vorgänge zusam(m)en. (U)nd dieses Begriffsvermögen steht wieder in inniger mit dem künstlerischen
erbin in dun^
Bildungsgrad einer Nation, gewisserma(ß)en [künstlerischen Schulung von
mit ihrer
Jugend auf. Kunst ist freilich Empfindungssache; [aber auch die f i ein Kunstwerk ir
* Anm.:
Zeichensetzung korr.
notwendige verfeinerte Empfindung2k ist eine Sache der CÜbung und Erziehung. Am deutlichsten oder sehr erkennbar sehen wir dieses, das [ja mit dem Geschmacke zusam(m)en(-) hängt(,) bei den geschmackvollen Toiletten der Damen(,) [ n denen einzelne Nationen(,) i die diesen und den dazu notwendigen Mitteln ihr [~au~tau~enmerk zuwenden den anderen wesentlich überlegen sind. Ich weise dabei Lallein auf die vielen
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Spiegel in den französischen Wohnungen hin. Und ganz [krs ()as wird der Unterschied zwischen ausgebildetem und unausgebildetem Geschmack [ersichtlich, wen(mn) wir sehen, wie sich Bauernmädchen zuerst in städtischer Tracht [meistens ausnehmen gegenüber der einfühligen und geschmacksgeübten Stadtdame. fWobei der Satz, Geschmack ist dem Weibe angeboren, nicht au(ß)er [ja sogar unterstrichen werden Acht bleiben, Empfindung(,)
soll Also auch hier tut's die angebor(e)ne tder angebor( ) i Geschmack al(-) ere
* Anm.:
Schreibung korr.
lein nicht. Um wieviel* weniger erst beim wirklichen [Kunstwerke. Auc:h da mu(ß) die Empfindung notwendigerweise erst richtig entwickelt [sein um ein Kunstwerk voll geniessen zu können, noch mehr natürlich um ein solches [zu schaffen. Heben wir Zeiten, in welcher keine ganz hervorragenden Kunstwerke [geschaffen werden, so ist
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Anm.: Trennung korr.
das als sicheres Zeichen einer geringer entwickelten [I3mpf indung in k:ünstle-* rischer Hinsicht ebensowohl seitens der Schaffenden, Lwie seitens des Publikums a ( ) nzusehen. Während in hochkünstlerischen Epochen Künstler [ n Besteller ein ud entschieden höheres künstlerisches Geschmacksniveau lbesa(ß)en. Fassen wir alles dieses ins Auge so n~üssenwir feststellen*, da unser [künstlerischer Jugendunterricht der Hauptsache nach auf ein gegenständliches Zeichnen [ n keinesfalls auf ud eine feinere (k)oloristische Ausbildung gerichtet ist, [und weil es einem in einem bestim(m)ten Berufe stehenden Manne unmöglich ist(,) lsich in anderen Fächern ernst(-) lich weiterzubilden, da(ß) wir im Publikum einen [entschiedenen künstlerischen Tie£stand zu verzeichnen haben, der als schädlich für Leine ernste Kunstentwick(-)
*
Anm.: Schreibung korr.
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l u n g b e t r a c h t e t werden kann. Dabei mu(ß) man d a r a n [ f e s t h a l t e n , cla(ß) Hinden(-) burg k e i n e K l a s s i k e r g e l e s e n haben s o l l ; a b e r a l l e lbedeutenden S c h l a c h t e n d e r Welt auswendig k e n n t. Da(:ß) a l s o auch z u r Ausübung h ö c h s t e r K u n s t e i n s e i t : i g e Ken(n) t n i s s e notwendig s i n d ( , ) d i e man von ( a ) n d e r e n kaum v e r l a n g e n b a n n und darf'.
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