Adolf Hölzel
Nur wenn man ganz für sich ist Macht man


[recto:] Nur wenn man ganz für sich ist Macht man und traut sich was einen gerade interessirt[.] Die leiseste Einsprache zieht ab und verdirbt meistens mehr als man ahnt[.] Sprich dem Andern Nichts hinein[.] Lass ihn seine Freude geniessen wird's was, war er's allein[.] Er wird dann glücklich sein. [verso:] Dringst Du tiefer ein Kann die Ansicht Dein' Morgen schon eine andere sein. Lass jeden für sich glücklich sein. Von welcher Seite wir eine Sache ansehn sie wird immer anders aussehn[.] Auch wenn wir nebeneinanderstehn können wir dasselbe ganz gleich sehn. Und wie selten stehn wir uns nah!
Man könnte verzagen[.] Hätte man selbst nicht heimliche Freuden und grosse Genüsse am Entstehen von dem[,] was man Kunst nennt! Doch gleich zerfliesst es[,] so wird es in's Licht der Oeffentlichkeit gerückt und den kalten Augen kritischer Blicke eröffnet[.] Sichtlich sinkt es sofort auch für das eigene Auge zusammen. Oft ohne sich jemals wieder zu heben[,] viele herrliche Stunden sind dann erloschen.>[Einschub Rand:] Man sieht, dass das Glück nur in einem selbst liegt[,] anderen würd' das Gleiche vielleicht grösstes Unglück bedeuten.< In den Zeiten des grossen Krieges arbeitete das Gehirn mehr als sonst nach Richtungen hin, die man niemals so ernst in's Auge zu fassen genötigt war. Da ist es natürlich, dass die volle Concentration für das Ernsteste der eigenen Arbeit nicht möglich ist zu erlangen, und dass diese beim besten Willen dann leidet. Wir waren im Thierpark[sic]. Die Natur in ihrer Harmlosigkeit schüttet die herrlichsten und apartesten Formen[,] Linienbewegungen und Farben auf Pflanzen und Thiere[sic]. In üppiger Pracht prunken die [.?.] und Papageien. Bei den Affen aber sind die buntesten Farben meist gerade dort als Gegenspiel, wo wir nicht hinsehen sollten. Auch ihr Benehmen war nicht einwandfrei.
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