Adolf Hölzel
Zum Schwierigsten im Berufe des Malers gehört es,


Zum Schwierigsten im Berufe des Malers gehört es(,) im Sinne der Mittel zu sehen und zu empfinden, weil wir von Jugend auf dahin nicht oder falsch erzogen sind. Wenn man bedenkt(,) dass wir(,) um uns in Worten richtig und orthographisch auszudrücken, eine sehr gute und Jahre lange Erziehung nötig haben und ein weiteres(,) wenigstens kürzer%esMenschenleben benötigen(,) um durch besondere Worte und Klänge ( , also 1-iterarischund dichterisch(,) auf die Sinne.der* Anderen so in bevorzugter Weise zu wirken, wird man sich klar werden, dass wir, um in Farb-(,) Form-(,) Linien(-) und Tonwerten zu wirken, wenigstens, wenn es gut und richtig sein soll, einer ebenso langen Zeit der Vorbildung und gründlicher Übung bedürfen wie für den Ausdruck von Gegenständen und täglichen oder aussergewoehnlichen Empfindungen in Worten und Satzgefügen. Jedenfalls ist noch zu wenig über den Unterschied nachgedacht worden, der im Empfinden von Formen und Farben gegenüber den Worten und durch sie ausgedrückten Gegenständen besteht. Indem der Schriftsteller und Dichter, ja jeder Mensch, einen Gegenstand ansieht, steht ihm auch bereits das dafür entsprechende Wort zur Verfügung, ja auch orte(,) um die damit empfangenen Empfindungen ausz;udrücken. Auch mit Wortklängen sind für ihn stets gegenständliche Begriffe und damit zusammenhängende Gefühle und Empfindungen verknüpft. Anders steht die Sache für den Maler, dem für seinen Ausdruck keinerleibGegenstärde, sondern nur Linien(,)Formen und Farben da sind. Jedes
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Gegenständliche kann er nur mit diesen, Harmonieen und harmonische Zusammenhänge nur durch ihre Verbindungen erzeugen. In ihnen muss er leben, fühlen und denken.
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