Adolf Hölzel
Das Bild ist gegenüber der Studie ein harmonisches


Das Bild ist gegenüber der Studie ein harmonisches Ganzes (harmonisch) Das Bild ist die auf die Fläche übertragene Forderung der Retina (physiologisch) Das Bild ist ein Spiegel der menschlichen Seele/ Seele des Künstlers (psychologisch) Das Bild ist ein bemaltes Stück Leinwand (technisch) Das Bild ist ein Stück Natur, durch ein Temperament gesehen (realistisch) Die so gestellten Grundlagen bilden die Ansätze für die jeweiligen Fragen der notwendigen Specialarbeiten und Studien. Im Bild das wir gegenüber der Prosa als Poesie erkennen, das gegenüber dem realen, naturalistischen Bilde die grösseren Forderungen an die Phantasie des Künstlers stellt und das gegenüber der reinen Naturwidergabe, mit der Symphonie vergleichbar, stärkere Wünsche an die Harmonie erfüllen soll , müssen die vier ersten Ansätze erschöpfend vereint werden. Es ist sehr anzuraten Kreis und Quadrat aus freier Hand zu üben, täglich mehrere 100 in die handlichen Übungen aufzunehmen, weil diese Regelmässigkeitsfiguren so ausserordentlich wertvoll für einen Theil des compositionellen Theils der Bilder sind und wir nicht immer Lineal und Zirkel zur Verfügung haben. Abgesehen von der Übung zur Meisterschaft, werden diese Formfiguren, also für die bildliche Anordnung aus freier Hand richtig gezeichnet grosse Vorteile ergeben. Wir lesen von Giotto, Dürer u.A. dass sie den Kreis aus freier Hand tadellos zeichnen konnten. Mehrere Gründe müssen die Veranlassung abgegeben haben, dieses zu üben; was ja wohl ohne gründliche Übung nicht zu erreichen sein dürfte. Wir sehen ja schon wie schwer ein Ungeübter auch in späteren Jahren wo Intellekt und Wille geschärft ist, sich mit dem Schreiben von Buchstaben tut.
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