Adolf Hölzel
Beilage einzuschieben S. XIX [Randnotiz]
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Beilage einzuschieben S. XIX [Randnotiz] Das dem Carl Neumann'schen Rembrandtwerke entnommene[,] hier beigegebene Blatt, auf welchem unter dem Abendmahle Leonardo's, 2 sich daran lehnende Zeichnungen Rembrandt's angefügt sind, mag dieses bestätigen und vor Allem zeigen, wie Rembrandt nicht durch Ansehen allein, sondern eben durch Nach[-] und Abzeichnen die ihm wichtig erscheinenden Kunstwerke anderer Meister studirt und in sich aufnimmt. Vergleichen wir die Rembrandt'schen Zeichnungen mit dem Abendmahle Lionardo's, so sehen wir das Hauptaugenmerk auf die lineare Gegeneinanderstellung und Abwechslung der einzelnen Gruppen zur Hauptfigur gerichtet. Neigt sich eine aus drei Figuren bestehende Gruppe auf der einen Seite zur einfach und ruhig gehaltenen Mittelfigur hin, so ist die correspondirende Gruppe auf der anderen Seite entgegengesetzt gestellt. Und im Reize dieser Abwechslungen sehen wir an Rembrandt's Handzeichnungen die Art der Umgestaltung, welche seiner eigenen Phantasie entspricht und diese anregt. Außer gewißen Veränderungen, Zugeben und Wegnehmen von Figuren[,] Änderung ihrer Stellungen etc. mit Beibehaltung des Hauptprincipes, bemerken wir vor allem bei der 1. Zeichnung die fast senkrechte Stellung der Mittelfigur, und daß die äußerste rechte seitliche Gruppe besonders betont, der Kopf ihrer wichtigsten Figur mit dunklem Haupt[-] und Barthaar versehen ist. Es soll dies deßhalb hier eingehender erwaehnt werden, weil wir auf der gleichfalls beigegebenen "Hochzeit Simons" deutlich die vertikal gestellte unbewegte Mittelfigur in der Braut und mit Simson selbst die erwaehnte seitliche Gruppe der Rembrandt'schen 1. Zeichnung des Abendmahls erkennen, wie wir im ganzen Bilde das Hauptsächlichste des Leonardo'schen Gruppierungsprincipes[,] ja fast eine gleiche Figurenanzahl wiederfinden können. Allerdings im Rembrandt'schen Sinne phantastisch ausgestaltet und bereichert als ächten Rembrandt. Auch Rembrandt's Bild "Parabel von den Arbeitern im Weinberge"[,] das ein Jahr vor Simon's Hochzeit vollendet ist, mag seine Entstehung dem erwaehnten linearen Contraste nach Leonardo verdanken. Die Handzeichnungen gehören den 30er Jahren an, die 2te sichtbar datirt 1635, die Parabel von den Arbeitern im Weinberge 1637. Simon's Hochzeit 1638. Aus solchen Vergleichen können wir sehen, dass es die berühmtesten Meister nicht verschmäht haben, das Principielle anderer gründlich zu studiren und sich anzueignen, um sich in jeder Beziehung im höchsten Maße zu vervollkommnen. Es ist dies auch für unsere Zeit darum wichtig, weil wir darauf hingeführt werden, daß das Persönliche unter einem auf das Wesentliche gerichteten Studium anderer Meister nicht zu leiden braucht, sondern durch ein reiches künstlerisches Wißen und durch große praktische Erfahrung geläutert und unterstützt wird.
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