Adolf Hölzel
Über viele Wege bin ich gegangen


Über viele Wege bin ich gegangen ....Endlich vor Jahren stellte ich mir die Frage: worin besteht denn eigentlich, abgesehen von aller Aesthetik, für den Schaffenden die Kunst in der Malerei? Doch nur darin, dass er mit den Gottgegebenen Mitteln etwas ausdrücken kann. Diese sind es, mit denen Kunst erzeugt wird, sie sind die eigentlichen Künstler, der Mensch ihr Mittler. [Einschub aus rechter Spalte] Ihre weiseste und der menschlichen Empfindung entsprechendste Ausnützung wird Kunst ergeben. (Mit und aus den Mitteln schöpferisch werden! (Die Phantasie an ihnen anregen und aus ihnen herauslesen, was sie uns liebreich bieten. (Mensch und Mittel für sich und in ihren Verhältnissen zueinander in allen ihren Zusammenhängen, Forderungen und gegenseitigen Verpflichtungen erkennen lernen. Da habt ihr viel um einzudringen, Euch zu vertiefen und Euern Beruf zu erforschen. [Einschub aus rechter Spalte] Auch werdet ihr damit der Empfindung näherkommen, die der Schaffende so sehr benötigt und die ein anderes noch viel Reicheres sein muss, als sonst Menschen ahnen. Hier ist Boden zu schaffen für den künstlerischen Beruf wie auch für eine Möglichkeit[,] ihn zu lehren[.] Der Mensch ist in der Malerei machtlos und verloren, wenn er gegen die Mittel sündigt und sich nicht mehr auskennt. Der Maler muss wissen worauf es ankommt. Er hat viel Wissen[,] Können, künstl. Erfahrung und Empfinden nötig[,] um sein eigenes und das des Beschauers[,] der Mitkünstler sein muss[,] zu befriedigen. Man muss die äussersten Grenzen kennen. Auf dem Wege der vollen Erkenntnis der künstlerischen Mittel kann ein Ausbau zur höchsten künstl. Sensibilität erstrebt werden. Solange dies nicht geschieht, kann Deutschland keine künstlerische Führung übernehmen.
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