Adolf Hölzel
Hier ist ein Weg zu finden, das ist der Notschrei


Hier ist ein Weg zu finden, das ist der Notschrei unsrer Zeit. Da ist einzusetzen und alles muss getan werden. Schon bei der Jugend. Und nichts geschieht an den Akademien, dass die jungen Leute Es ist seltsam, dass so wenige Maler eingehender über ihren Beruf nachdenken. Wie wollen sie denn empfinden, wenn sie nicht wissen[,] woraufhin. Kunst ist eine Sache höchster Empfindung. Ja! Wie kann einer denn höchste Empfindung verausgaben, wenn er nicht weiss],] wie er sie packen soll. In's Blaue hinein? Gesetzmässig? Was ist denn ein künstlerisches Gesetz? Doch nichts weiter wie die Formel und wörtliche Feststellung einer zum Ausdruck gebrachten partiellen Höchstempfindung und ist für jeden andern Fall vom Künstler in eigener Weise empfindungsvoll zu werten. Ist also Empfindungsgrundlage und eine sichergestellte Stufe für weiteres Forschen. Das Bild ist eine Welt für sich der Dichter besingt sie mit glühenden Worten. Der Maler hat keine Worte. Nur seine Mittel. Und die Lebewesen der Bildwelt haben andere Bedingungen nötig und sind etwas anders als der Mensch, der Luft und ausgedehnten Raum braucht. Und was hat es mit der Theorie[,] frug ich mich[,] wenn Empfindung allein hinreicht? Theorie[,] die das Wissen unterstützt und klärt und Empfindung sind polare Gegensätze, die sich gegenseitig bedürfen, ohne einander nicht auskommen können, sich aber immer wieder abstossen.
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