Adolf Hölzel
Das Gesetzmässige hat in seiner anfänglichen


Das Gesetzmässige hat in seiner anfänglichen Verwertung, in seinen Urgesetzen, naturgemäss etwas Conventionelles. Wie der Dreiklang in seiner einfachsten Fortsetzung eben auch nur die Anfänge und als Cadenz doch wirkliche Musik repräsentirt. Für den Beschauer wird dies eher unerfreulich scheinen; wesentlich anders für den Forscher. Ja selbst unter meinen ergebensten Schülern werden Schreie laut über die Qual des Gesetzmässigen; wenn es nicht im besonderen Sinne verwendet, Eigenartiges, das wir persönlich nennen, bietet. Da ist es natürlich vollständig begreiflich, dass irgend etwas weniger Conventionelles, selbst Kindliches, uns mehr Freude bereitet und künstlerisch Stümperhaftes weit höher eingeschätzt wird, als das einfache Gesetz, das in seiner hohen Bedeutung nur von wenigen erkannt und als notwendige Staffel zum Weiterbau als höchst wichtig eingeschätzt wird. Aber auch schon Höchstbedeutendes, kann uns, und insbesondere der Menge[,] durch ein zu Oft, unangenehm werden. Ich habe selbst im Faust beobachtet, wie sich intelligente Zuhörer über die abgeleierten Sprüche moquirten oder bei der Beethoven'schen Mondscheinsonate gähnten. Alles dieses darf nicht hindern[,] in der Forschung[,] auch im künstlerischen Sinne[,] keine Sprünge zu machen, sich nicht beirren zu lassen. Gerade in dem hochinteressanten chemischen Aufsatze Stork's wird ja besonders darauf hingewiesen, dass man in diesen Wissenschaften immer mehr trachtet[,] die Jünger zu Forschern zu erziehen, und dass es nur dadurch und die Forschung selbst den Deutschen gelungen ist, an die Spitze zu kommen und den anderen Nationen, die zunächst lange und in höchster Intelligenz die Führung hatten, den Rang so sehr abzulaufen. Was das national und pekuniär bedeutet zeigen Ziffern und nicht zum Mindesten unser grosser Krieg. Es wird aber noch grosse Kämpfe kosten[,] bis wir in der Malerei mit solchen wichtigen Gedanken durchdringen werden. Es muss das Praktische und der forschende Theil, die absolute Malerei von den Bedürfnissen des Publikums, streng getrennt, und ganz besonders dem absoluten Theil der Malerei für die kommenden Generationen die grösste Aufmerksamkeit und Unterstützung zugewendet werden.
[Ende Seite 1]
[Ende Seite 1]
Alle Rechte vorbehalten.
URL dieser Ressource: http://ask23.de/resource/ah_transkriptionen/hoelzel_06_NT_T76