Adolf Hölzel
Die graphischen [?.] Elemente sind die Linie und die
![Die graphischen [?.] Elemente sind die Linie und die vorschau der ressource Die graphischen [?.] Elemente sind die Linie und die](/cgi-bin/ask23-lib/ask23-media_displayer.pl?file=/ah_transkriptionen/hoelzel_06/hoelzel_06_NT_T530500.jpg&dat_path=/ah_transkriptionen/hoelzel_06/hoelzel_06_NT_T53.html.dat)

Die graphischen [?.] Elemente sind die Linie und die Form. Zu ihnen hat sich eine gründliche Materialkenntniss zu gesellen. Denn es ist nicht gleichgiltig[,] ob ein sehr weicher Bleistift oder z.B. eine spitze Feder als Ausdrucksmaterial dient. Ebenso die Art des Papiers. Während ich die spitze Feder sehr leicht halten, sie gewissermassen von selbst laufen lassen muss, werde ich den weichen Stift mit aller Kraft behandeln können und müssen, denn nur so bringe ich aus ihm heraus, was er giebt und was ihm zukommt. architektonische Form, Haupt-und Nebensachen. Eine Vorstellung im Gehirn hängt mit Erlebtem, Erfasstem zusammen. Ein Erlebniss im künstlerischen Sinne ist ein plötzliches Erfassen glücklicher künstlerischer Umstände und Vorgänge. So kann es 2erlei sein: Entweder ein plötzliches im Gehirn Erwecktes, das eine Folge von thatsächlich Erlebtem jetzt visionär Gesehenen[,] also einer klaren Vorstellung gleichkommt, oder aber das Erleben setzt lediglich mit dem Auge und den damit zusammenhängenden Empfindungen ein, so dass man aus vorhandenen Linien[,] Formen und Farben plötzlich eigenartige Dinge sieht[,] erlebt und aus ihnen heraus weiterphantasiert. Es ist hier bereits etwas vorhanden, das das Auge, der Mensch, in seiner Weise deutet, empfindet, erlebt[,] und das in der Weiterentwicklung immer neue Erlebnisse während des Schaffens auslöst. Es ist ein Nacheinander von fortgesetzten Erlebnissen, die hintereinander, vorher nicht gewusst oder geahnt, entstehen und zu eigenartigen Zusammenstellungen führen können[,] von denen man vorher nichts ahnte. Es ist keine Synthese einer künstlerischen Vorstellung und birgt die grössten künstlerischen Mannigfaltigen [Mannigfaltigkeiten] in einem Nacheinander, dass [das] vorher ungekannt sein konnte. Ja ich möchte sie als die eigentlichen künstlerischen[,] durch Hand und Auge entstandenen Erlebnisse betrachten, wobei das Auge eine 2fache Rolle, die dies Richters und eines künstlerischen Phantasten spielt und nur der mit Auge und Hand [zusammen]hängende Theil des Gehirns mitwirkt, also der Intellekt mehr oder weniger ausgesch[altet][?.] Die Wiedergabe eines visionären Erlebnisses erfordert für die künstlerische Darste[llung] zunächst eben seine Widergabe und in der Folge die nötige Verarbeitung. Bei einer solchen Wiedergabe muss man darauf achten, dass dies nicht zur Illustration eines Gehirngedankens wird. Dass hier wie beim Abzeichnen eines Stückes Natur ausserordnentliche Schwierigkeiten schon von vorneherein gegeben sind, da eine falsche, zu kurze oder zu lange Linie etc. sofort eine andere Vorstellung weckt, ist klar, so dass das schliesslich fertige Kunstwerk in seinem ständigen Nacheinander und in der so gegebenen Ausnützung des immer wieder Vorhandenen, wirklich oft nur mehr wenig von der ersten Eingebung zeigt, da neue in der Arbeit entstehende Eingebungen die Anfangsidee immer wieder anders modeln und beeinflussen. Man setzt nur die ersten Linien mit Hell und Dunkel in Verbindung und man wird sofort ein anderes Bild bekommen. Die Vorstellung ist nun zu einem anderen geworden, oder man ist gar [?.] im Stande[,] sich etwas nicht Vorhandenes so vorzustellen, wie es schliesslich wird, weil [?.] einer visionären Vorstellung für dessen Darstellung nie mit allen den vielen Mängeln rechnet, die unserm Beruf und dem darstellenden Menschen anhaften. Es sei auch hier wieder darauf hingewiesen, dass es auch in der bild. Kunst Gedanken und ihre Verarbeitung giebt und dass es in beiden Hinsichten immer wieder fortgesetzter Erlebnisse bedarf. Der kurze Sinn ist der, dass wir eigentlich über die Art des Entstehens und schliesslichen Werdens eines Kunstwerkes nicht viel sagen können. Es kann mit einem Erlebniss anfangen, dieses kann aber auch erst später dazu treten, wie die alten Musiker aus trivialen Themen die wundervollsten Variationen entwickelten. [linke Seite quer] Es müsste übrigens erst der Begriff Erlebniss klargestellt werden. Erlebniss ist Stimmungssache. [verso:] Die Unzulänglichkeit des Menschen in der Malerei gegenüber dem Musiker könnte darum grösser erscheinen, weil in der Musik die Töne [?.] Bestimmteres gegeben sind (Pariser Stimmung) Zunächst ist Erlebniss ein Wort und mit Worten können wir nicht [?.] Ein gefülltes Blatt sieht anders wie ein leeres aus und in der Entwicklung von der leeren zur gefüllten Fläche sind ja wohl eine Fülle der verschiedenartigsten Möglichkeiten enthalten.
[Ende Seite 1]
Alle Rechte vorbehalten.
URL dieser Ressource: http://ask23.de/resource/ah_transkriptionen/hoelzel_06_NT_T53