Adolf Hölzel
Die Durcharbeitung eine Folge des Vorhandenen.


Die Durcharbeitung eine Folge des Vorhandenen. Nimmt man an, dass das Vorhandene[,] d.h. der Bildaufbau und das Weitere den menschlichen mit dem Bilde zusammenhängenden Empfindungsforderungen entsprechend entstanden ist, so muss sich die weitere Durchführung ebenso solchen Forderungen fügen. D.h., dass das bereits Vorhandene weitergeführt, dannach[sic] als Grundlage angesehen werden soll, dass mit dieser Basis zu rechnen ist. Für ein Gesammtharmonisches stellt diese Basis ihre Forderungen ganz naturgemäss aus sich heraus, und der Schaffende erfüllt jenen Theil, der seiner Empfindung, d.h. dem durch seine Erfahrung und sein Wissen gesteigerten Empfinden für den gegebenen oder angenommenen Fall entspricht. Und es ist nicht gleichgiltig[,] etwa irgendwohin oder einen xbeliebigen Kopf auf ein von der Phantasie ersehenes, vom Künstler gefühltes Gegenständliches zu setzen, sondern die Stelle, Grösse und Form ist eine bedingte, die Lage der Linien der Augen, der Nase und des Mundes etc. muss gefunden werden, aus den im Bild massgebenden[,] harmonisch mit einander und mit der Begrenzung gegebenen Punkten und Führungslinien ist demnach im vollen Maasse bedingt und gefordert durch das Vorhandene. [Einfügung linker Rand quer] Der Ausdruck eines so im Bild entstandenen Kopfes im Vergleich zu einem ohne Berücksichtigung der harmonischen Gefühlsnotwendigkeiten hingesetzten[,] wird uns bald überzeugen.[Ende Einfügung] Die Kenntniss dieser vorhandenen Empfindungsnotwendigkeiten ist eine Grundbedingung der Bildharmonie, ist Resultat eines reichen Studiums und eigener weiterer Forschung und sollte einen allgemeinen obligaten Unterrichtsgegenstand an der Akademie bilden, bevor die jungen Leute in die Componir-Ateliers eintreten. 3.7.16
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