Adolf Hölzel
Alles Neue ist doch nur ein Zusatz zu


Alles Neue ist doch nur ein Zusatz zu Vorhandenem, seine Wendung oder Umwendung. Unfassliches können wir nicht plötzlich erfassen. Es wird uns nach und nach erst klar[.] Mit meinen Glasfensterentwürfen ist es gewiss so, dass sie nichts eigentlich Neues in der Entstehung sein dürften. Aber das hier verwendete und ausgenützte Planmässige giebt doch woh1 etwas, was noch nicht war und könnte dadurch als Erfindung gelten. Du kannst etwas noch so gut, ehrlich und wahrhaftig meinen; von Anderen wird Dir immer dabei das Sch1immste[,] das man als Grund dafür ausfindig machen kann, unterschoben werden. Das unterscheidet den Handelnden vom Zuschauer und macht das ehrliche Handeln oft so unendlich sauer. Darunter haben ernst denkende und handelnde Menschen oft so schwer zu leiden. Der Handelnde darf wie der Mutige gar nicht an alle die Gefahren und Widerwärtigkeiten[,] die ihm künstlerisch drohen, denken. Bei den wenigsten Linien schon siehst Du ob etwas künstlerisch gut oder schlecht ist und weisst, dass es entsprechende Folgen trägt. Also muss das Einfachste und Wenigste, soll das Weitere dazukommen, schon künstlerisch vollendet sein, die Grundlage ein Kunstwerk.
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