16.3.15. Welcher Unsinn liegt

16.3.15. Welcher Unsinn liegt doch darin: Die Menschen und Kritiker verlangen, dass ein Künst1er selbständig und persönlich sei, gleichzeitig aber, dass er genau das machen soll, was sie verlangen. Es wäre ja gleichgiltig: wenn die Folgen nicht so grässlich wären. Aufträge und alle die Vorteile, welche zur Hebung von Kunst ausgeheckt wurden, fallen eben Jenen zu, die es machen wie die Anderen es für richtig halten; denn wie soll auch das Persönliche, bei der Oberflächlichkeit unserer Zeit, abgesehen von allen anderen schlechten Eigenschaften, von den sogenannten leitenden Kreisen ge- und erkannt werden! Da schon die sogenannten Künstler sich in der Regel gar nicht auskennen. Die Gründe sind bekannt. - Das Unterdrücken des Guten geschieht nicht blos durch Kampf und Ohrfeigen, sondern hauptsächlich durch Nichtbeachtung. Der Sch1emmer'sche Kunstsalon musste eingehen, weil kein Mensch hinging, obwohl er gerade derjenige war, durch den uns [?.] künstlerische Bestrebungen[,] die für die künstlerische Entwicklung von besonderem Werth waren[,] vermittelt wurden. Ja aber wie sollen sich denn auch die leitenden Kreise für Kunst interessieren? Sie haben doch anderes zu thuen und keine künstlerisch empfindenden Seelen und Interessen. Mit dem Mund ist noch nie bildende Kunst gefertigt worden[,] aber viel ruinirt. Und Menschen[,] deren Nerven nicht vibriren, wenn ein Unrecht geschieht, beruhigen sich bald und lassen gerne 5 gerade sein. Wir haben hier einen Verein. Er heisst [?.] zur Förderung von Kunst. Erster Grundsatz: Es darf nur das geschehen, was die Geheimräte und Geldleute begreifen. Da kann viel gef[?.] werden in der Kunst. Zu allem kommt der Partikularismus. Gut, wenn sich wirkliche Kunst damit verknüpft. Wir haben einen Verein Württembergischer Kunstfreunde. Es werden durch ihn Künstler herberufen. Aber die Berufer sind eine bestimmte Majorität. Und die jungen Hochbegabten[,] die hier erzogen sind[,] müssen auswandern. Ja, es erscheint unmöglich hier etwas zu ändern.