Adolf Hölzel
Kunst besteht nicht darin, dass ein Künstler das


Kunst besteht nicht darin, dass ein Künstler das macht, was das Publikum will und seinem Geschmack nach für das Richtige hält. Sondern Kunst kann doch nur das enthalten, was die Kunst will, was ihr entspricht. Willst Du mit wirklicher Kunst Dich ernstlich verbinden[,] musst Du abseits gehen vom weltlichen Getriebe Treiben[,] Musst Du mit ihr allein sein. Freilich ist sie, wenn Du willst, überall bei Dir, Unsichtbar Anderen Sterblichen Doch nur im trauten Alleinsein Mit dieser Göttlichen wirst Du die schönsten Stunden geniessen, Wenn Du ihr huldigst, und sie gelaunt ist, Dich zu beglücken. Verlangst Du dabei irdischen Lohn Und willst Du Dein künstlerisches Schaffen bestimmten Zwecken opfern, auch die Kunst zwingen in einer bestimmten Zeit einen Ausdruck zu suchen[,] Entschwindet die Göttliche Dir unter der Hand Und lange wohl braucht es Bis sie Dir wieder zum Freund wird. Wiederholst Du solches dann öfter[,] aus begreiflichen menschlichen Gründen, Geht sie für immer dann von Dir. ziehen auch in ihre Kreise Solche[,] die Nichts von ihr ahnen[,] wenn sie gleich Künstler genannt sind oder für Kunstverständige gelten. Drum willst Du künstlerisch schaffen Geh allem weit aus dem Wege Das Dich dran hindert Die wenigen glücklichen Stunden Die Dir die Kunst gönnt Entschädigen Alles. Nur musst Du immer gekräftigt Und sehr wohl bereit sein Ihr wenn sie eintritt zu dienen. Hast Du Dich ganz ihr gewidmet Bist fremd allen Andern geworden, Mach Dir nichts draus, Bald siehst Du was Du gewonnen, Ohne an Gewinn je zu denken. Jene(,) die kurze Zeit nur ihr göttliches Walten genossen Und durch menschlichen Leichtsinn sie für immer verloren Sie werden oft Jenen zu Neidern[,] Die sie bevorzugt. Auch an Missgunst und Neid Wie sonstiges menschliches Böse Mußt Du Dich gewoehnen[,] Willst Du, dass sie Dir treu bleibt.
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