Adolf Hölzel
Einige meinetwegen mit dem Lineal


Einige meinetwegen mit dem Lineal gezogene scharfe exakte Linien dürften jedem Bilde einen festen Halt geben. Die Welt ist, den Menschen genommen, oft verdrehter als sie sein sollte. Ich weiss, dass mir die älteren Schüler vorwerfen ich kümmere mich zu wenig um sie. Sicher ist freilich, dass mich in der Folge immer wieder andere Gedanken beschäftigen und beschäftigen müssen; denn die Bestrebungen hier bestehen ja eben darin, weiter zu kommen. Da sich nun in einer Besuchsstunde unmöglich alles Neue nachholen lässt; abgesehen davon[,] dass eine so ausserordentliche Anstrengung meinerseits ein unbilliges Verlangen bedeutet; so haben sich Besuche in dieser Flüchtigkeit nicht als sehr wertvoll[,] im Gegenteil oft als hinderlich gezeigt. Sie wären also lediglich Curtoisie[sic!]. Rechnet man die vielen Schüler, so steht sie nicht im Verhältniss zur aufgewandten Kraft und Zeit meinerseits. Das Verlangen geht einfach über meine Kräfte. Nun sollte man denken, das würden die mir zu Dank verpflichteten einsehen, sich selbst sagen, da sie doch auch und besonders verpflichtet wären sich mir nützlich[sic!]. Doch nein, sie werden mir feindlich. Besonders habe ich das bemerkt, wenn ich aus irgend welchen Gründen einen oder den anderen doch besuchte. Da steigerte sich das feindliche Gefühl der zu denen ich seltener kam. Ja sie beschwerten sich so, dass in den Zeitungen Bemerkungen über mich kamen. Dies kam mir umso merkwürdiger vor, als ich von Haus aus bestrebt bin[,] Jedem so viel als möglich zu nützen. Aber die Welt ist verdreht. Die Menschen verlangen Sachen und finden alle möglichen Ausreden dafür, die weder Ihnen noch dem anderen nützen, ja ihn aufreiben, quälen, von der wichtigen Arbeit, die auch für sie geschieht, abhalten[,] ohne Rücksicht auf menschliche Nerven[.]
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