Adolf Hölzel
Zuerst Natur um Kunst aus ihr zu lernen


Zuerst Natur um Kunst aus ihr zu lernen Meint der Schüler. Soll Natur Dir Aepfel geben, Geh' zu einem Apfelbaum. Nur musst Du ihn auch kennen, Darfst nicht Eichen oder Tannen darum bitten. So ist's auch mit der Kunst. Natur kann Kunst nur Jenem geben[,] Der sie in ihr zu finden weiss. Da musst Du Kunst zuerst sehr ernst erfassen lernen, Bevor Natur kann Deine Meisterin sein In ihrem reichen wechselvollen Spiel. Besonders auch, wenn schaffend schöpferisch Du in der Kunst zu wirken denkst, Was aehnlich ist dem Gotteswirken, Vor dem Natur uns beten lehrt. Kunst ist ja nur ein kleinster Theil von dem was viele Menschen suchen, So ist es umso schwerer sie zu finden, Und nur der Meister ahnt und sieht sie. Da denke nicht, dass Du schon Alles weisst. Und folg' dem Meister; Sonst geht es Dir wie mit den Äpfeln Die Du ins Blau hinein im Tannenwalde oder auf den Eichen suchst Und damit Zeit und Kraft verschleuderst. [verso:] Ich habe einen kleinen Besitz Und alle Blumen die da ihre Pracht entfalten, Blühen für mich. Und alle Früchte an den Sträuchern u. Bäumen Sie reifen für mich. Und alles gehöret mir Dient meinem Aug und meiner Seele (Im Jubel ohne Ende.) Jeder neue Sonnenstrahl Zeigt mir's im andern Lichte. Und ich allein darf das erfassen Im täglichen Genuss In meiner eignen Weise. Wie sollt ich da nicht wirklich glücklich sein.
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