Adolf Hölzel
Die Art des Unterrichts setzte


Die Art des Unterrichts setzte sich zusammen aus wöchentl. Vorträgen über die einfachsten elementaren künstlerischen Mittel, in denen in Lichtbildern von werthvollen[,] meist klassischen Werken, auf die Nutzanwendungen hingewiesen wurde. Dann wurden in der Schule des Herrn Prof. Rochga[,] in der Zeit von einem zum anderen Vortrage[,] diese Lehren praktisch durchgearbeitet. Die Vorträge wurden von Prof. Rochga und mir unentgeltlich gehalten, wobei insbesondere auf die hochinteressanten Vorführungen u. Belege construktiver Art von Prof. Rochga hingewiesen sein soll, die uns wertvolle[,] den verschiedensten bedeutendsten Kunstwerken entnommen[,] diesen zugrunde liegenden Bildkonstruktionen zeigten. Dieser seiner eingehenden Arbeit kommt nach meinem Dafürhalten ein hoher Wert zu. Mit einer solchen notwendigen Elementarschule, die gewissermassen als Vorschule, für die späteren Fachschulen zu betrachten wäre, kann ein Mehrfaches verknüpft sein. Zunächst die Erkenntniss[-] u. Kenntnissvorbereitung der für ein Kunstwerk grundlegenden Mittel, mit denen sich ja eigentlich erst die ganze Erkenntniss des künstlerischen Berufes verbindet[,] die uns in der natürlichen Folge auch erst ein wichtiges Naturstudium auf künstlerischer Grundlage ermöglicht. Sie bildet insoferne eine absolute Notwendigkeit, als wir, namentlich für die Akademieen[sic,] keine Vorschulen besitzen.
Ein Mangel, der sich meines Erachtens nach sehr fühlbar macht[.] Es kann sich in den Jahren der Vorschulung am leichtesten zeigen, inwieweit sich mit bestimmten Begabungen die nötige Liebe, Energie u. Ausdauer für den so schweren und mühseligen künstlerischen Beruf vereinigt, und inwieweit es sich als berechtigt herausstellt, die Einzelnen in die höheren Schulen aufzunehmen, deren Weiterschleppung an Akademieen[sic,] wenn das nötige Talent nicht rechtzeitig erkannt werden konnte, als besonderer Missstand, ja als wichtigste Ursache des Kunstproletariats angenommen wird. Endlich wird sich schon in dieser Vorschule am besten herausstellen, wofür, für das kunstgewerbliche oder eine andere künstlerische Betätigung sich die Einzelnen am meisten eignen[,] [weiter am linken Rand, quer] denn eine 2 bis 3jährige Schulung giebt für den Lehrenden wie für den Schüler genügend Gelegenheit, dies herauszufinden.
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