Adolf Hölzel
Er war nicht mehr sehr jung,


Er war nicht mehr sehr jung, als ein Sehnen ihn hinzog zur Kunst. Damals wusste nicht ein und [?..]. Nie konnte er sagen warum und wie das gekommen. Und so ward er ein Maler den die Kunst anzog, ohne dass er sie kannte. Wie es so Vielen geht, die nicht wissen was diese Hohe[sic] bedeutet und denen die Kunst ein Rätsel bleibt ihr lebelang[sic!]. Obwohl sie sich brüsten, sie gründlich zu kennen, ja sich anmassen sie zu verstehen. Sie sprechen über sie, als wäre sie ihnen vollkommen geläufig. Wie jemand schwätzt, ohne den tiefen Sinn der Welt zu begreifen. In den Tag hinein. Und dabei denkt[,] so wäre es richtig[,] einzig und allein, denn da er die nötigen Schulen absolvirt hat, sei er gebildet. Und er denkt auch gleich viel mehr von der Sache zu verstehen, als wie der Künstler[,] der sein Leben lang seine Kunst ausübt und alle die Mühen kennt und auch die Qualen der Seele[,] die ein unerreichbares, wie es ihm manchmal erscheint, auch im Herzen des tiefer Empfindenden auslöst und die Lust am Leben so häufig verringert. Wenn es auch glückliche Stunden giebt und Momente wo etwas gerät. Und wo die wirkliche Kunst sich ihm offenbart. Das ist vielleicht das grösste Glück für den der ihr dient, dann erscheint das Leben und gerade auch dieser Beruf wie ein Wunder[,] so schön und nicht zu erfassen. Es mag dann als das Schönste gelten, das es wohl giebt auf dieser Erde. Aber davon wissen die Anderen Nichts, die[,] die Alles besser wissen. Denn das ist nur ganz wenigen Glücklichen voll beschieden und dann wohl nur für wenige Zeit. Da kannst Du begreifen, dass dieses Ahnen des Schönsten so Manchen befällt, der ein Werk sieht voll tiefer Empfindung und voll von alle dem, das nur zum Theile ergründet Der, der sein Leben ihr[,] der Kunst[,] weiht. Und verzichtet auf Alles das Andere. Das Andere[,] das Denen[,] die dann herabsehen auf ihn[,] den Künstler und die ihn als Menschen belächeln, als lebenswert scheint, als solches{,] das einzig allein ihnen bietet Genuss. Meist ist es in eigner Form Essen und besonders auch Trinken, so wie man es sieht von Anderen, die hier den Ton geben. Wie man die Gabel da hält und auch das Messer und in welch glitzerndem Glas dieser oder der andere farbige Wein wohl auch besser mundet. Weil ja die einzelnen Sinne der Menschen sich sehr unterstützen und das was Du siehst auch im Geschmack Dir besser erscheint und edlere Form annimmt. Und neben dem Essen und Trinken ist es das Weib[,] das in köstlichen Kleidern mithilft[,] die Sunden in [?.] Weise zu kürzen[,] wie sie zu schildern wären[,] sollte nicht hier von Anderm erzählt sein. Dem Weisen freilich und Jenem[,] der die Zeit nützet[,] die kurze Spanne die ihm gegeben für all seine Arbeit, er dem sie fehlt an allen Ecken und Enden um die Rätsel zu lösen die die Welt bietet[,] wie das menschliche Leben allein und nur blos der Geist und die Seele des Menschen und Alles was diese beweget. Nimmst Du das Andere noch Alles dazu, was um Dich herum sich bewegt[,] die Thiere und Vögel und alle die bunten Falter die Dich umgaukeln an sonnigen Tagen[,] wenn Du im Wald gehst und auf buntblumigen Wiesen, wenn es surrt und tönt und klingt vom allmächtigen Walten und immer von neuen[sic] sich anderes Leben entfaltet, dem Weisen erscheinet die Zeit besser verwendet und schade sie so zu ertöten, wie die Anderen dies thuen in ihrer Weise wie wir sie kennen. Doch diese, da sie das thuen, was freilich sehr häufig nur mit vielem Geld kann woh1 bezahlt und erreicht sein, dünken sich klüger und weil sie auch von anderen hören, dass so wie das Geld es ermöglicht[,} die Freunde sagen[,] es sei geschmackvoll, sich nun bedünken[,] sie allein hätten Geschmack so gepachtet, da sie sehr häufig gerade das, das der feinsten seelischen Empfindung entspricht[,] gar nicht kennen, glauben sie leicht[,] sie hätten auch da zu befehlen in der Kunst wie sie es möchten und wie sie es brauchen für ihre Feste und ihre Räume und dass es nur etwas sein kann, wenn es ihnen und so auch nur für sie passt. Kurz sie meinen ja[,] nicht der schaffende Künstler[,] sondern sie allein haben zu bestimmen und können allein nur es wissen, was Kunst ist.
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