Adolf Hölzel
15.5.16 Es war kein schlechtes Spiel, dass man mich in


15.5.16 Es war kein schlechtes Spiel, dass man mich in Stuttgart und München bis jetzt nie öffentlich zu Wort kommen liess; denn nach und nach mehrt sich der Stof so, dass ich mich überhaupt nie mehr voll und ganz verständlich machen kann und damit von selbst ausgeschaltet bin, was ja bezweckt war. Es leben zu Viele davon, dass das Gute erst zur Geltung kommt, wenn sie Nichts mehr dreinzureden haben. Diese halten Alle zusammen; und dann nennen sie das was ihnen passt Deutsche Kunst". Wir hatten eben wieder eine sehr gute Reproduktion der Braunschweiger Herzogsfamilie in der Hand. Die Tochter des Kaisers glückselig mit ihren beiden Söhnen und dem reizenden Mann. Die Gesichter der Damen[,] die das Bild besahen, hatten durchwegs einen beseeligten Ausdruck[,] der das Erfreuliche der ganzen Situation bis in's Innerste gefühlt, wiederspiegelte. Es ist nicht anzunehmen, dass bei der Reproduktion eines anderen Xbeliebigen glücklichen jungen Ehepaar's, die Gesichter und Empfindungen der Beschauer einen ähnlichen Ausdruck gefunden hätten. Auf die Kunst übertragen, sehen wir[,] wie schwer es ist gegenüber der Suggestion älterer künstlerischer Principien und ihres äusserlichen Ausdruck für ein Neues oder anders Geartetes[,] von der Allgemeinheit noch nicht anerkanntes Gutes[,] aufrichtige Sympathieen zu erwecken. 16.5.16.
[Ende Seite 1]
Alle Rechte vorbehalten.
URL dieser Ressource: http://ask23.de/resource/ah_transkriptionen/hoelzel_04_NT_9-1_2-V