Adolf Hölzel
Im Winterfestzug rollt das Leben vorüber, wenn


Im Winterfestzug rollt das Leben vorüber, wenn wir flüchtig und auch mit ein wenig Neid vermischt[,] das Leben Andrer von ferne beobachten[,] ohne den Details[,] die für Jeden sich widerwärtig hineinmengen. Wie wir eine schöne Stube mit Vergnügen ansehen und nicht an Streit und Zank denken[,] die oft häufig sich darinnen umtuen und ganz andres in der Stimmung der Menschen[,] die sich dort für gewoehnlich in ihrem Eigentum aufhalten, sich geltend machen. So ist das Kristallglas[,] das im Lichtspiel unsern Neid erregte[,] für den Zornigen nur ein Mittel nicht für den Genuss im Sinne von Schönheit[,] sondern ein Gegenstand für Verausgabung von Kraft, das im Zorn zerschmettert werden muss. Wie wilde Horden·das Schönste[,] was der Mensch geschaffen[,] im göttlichen Gefühle seltsamer Eingebung in voller Kraftausgebung der Mittel und im Zustand fast extatischen Ringens, also das[,] was das Höchste wäre was menschenmöglich nur errungen werden kann in Leid und Freude, das was die Horden zerstampfen und zerschlagen im Hass[,] in wilder Rachsucht und in banalster Freude am Zerstören; so scheint es[, ] als wäre nicht die Schönheit der Zweck unsres Lebens[,] sondern Hass[,] Neid und Missgunst die Motoren die unser Leben leiten. Denn Schönheit und Glück zu geniessen fordert sehr hohe Cultur[,] die nur Wenigen zu eigen und voll erst verständlich ist, wenn sie tief in einem wurzelt[,] also durch Drang und Erziehung sich mit unseren besseren Eigenschaften erst auf's Innigste vermengt hat, wobei auch das Glück seine seltsame Rolle spielt.
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