Adolf Hölzel
Fleiss und Fleiss ist ein Unterschied,


Fleiss und Fleiss ist ein Unterschied, natürlich! Der richtige Fleiss besteht darin, sich einer Sache mit aller Intensität, Energie und Liebe hingeben, ganz in ihr aufgehen. Das heisst aber[,] nicht den ganzen Tag von früh bis abends schustern, sondern einfach zur richtigen Zeit das Richtige machen und wenn es erforderlich ist, auch stellenweise Tag und Nacht schanzen. Z.B. Blumen giessen soll man abends und morgens, bevor die Sonne da ist; alles Andere ist vom Ubel, das wäre ein schlechter Fleiss[,] also schlechter als gar keiner; oder ebenso schlecht: also mathematisch gleich gar Keinem. Und welche Liebe gehört ausser allen Kenntnissen dazu[,] Blumen zu ziehen.- Oder Briefe schreiben! Da weiss ein Jeder, dass das nicht immer geht und auch nicht den ganzen Tag. Ist dazu nicht gerade der innere Drang vorhanden, ist man nicht aufgelegt, so geht's selten gut. Am besten man ist ganz voll von dem was man zu sagen hat. Ja, und Kunst ist doch noch etwas ganz Anderes, als Briefeschreiben und Blumenziehen. Welche Riesenerfahrung, welches Können und Wissen, welche Liebe und bodenlose Energie gehört dazu, ein Bild, ein grösseres Bild zu malen. Wahrlich, besser tut Der, der sich nicht diesen Riesenbeschwerden opfern will, ganz zu verzichten. Die Menschen stellen es sich leichter vor. Darum haben Dilettanten eine so hohe Meinung von sich und urteilen oft so hart über ächte künstlerische Bestrebungen, weil sie von wahrer Kunst und ihrer Religion keine Ahnung haben. 27.4.16.
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