Adolf Hölzel
Bei einem ev. Zusammengehen der beiden


Bei einem ev. Zusammengehen der beiden Lehranstalten kann es sich meiner Ansicht nach keineswegs um das volle Aufgehen einer dieser Institute im anderen handeln, sondern nur um das[,] was für beide als Gemeinsames zu betrachten ist. Hinsichtlich der so vielfach jetzt in den Vordergrund gestellten[,] durch diese Anstalten gezüchteten, ihnen in die Schuhe geschobenen Kunstproletariats, wobei die Akademieen[sic] besonders betont werden, liegt die Sache wesentlich complicirter. Wenn auch Reorganisationen hier sehr notwendig sein werden, sind es nicht lediglich die staatlichen oder privaten Schulen. die hier allein in Verantwortung gezogen werden sollten. Die Schwächen der reorganisationsbedürftigen Akademieen als bekannt vorausgesetzt, ist ebenso der Besteller, das Publikum[,] sehr in Rechnung zu ziehen. Doch sind das Fragen und Thatsachen[,] die an anderer Stelle zu behandeln sind und die in unserer Zeit auch insbesondere mit den modernen Richtungen zusammenhängen. Für uns kamen hier vor Allem die Fragen in Betracht[,] die eine mögliche Zusammenarbeit bedingen. Zunächst sind an unseren, noch der Hauptsache nach auf naturalistischen Grundlagen basirenden Schulen[,] den eigentlichen künstlerischen Elementarbegriffen nicht jene Wichtigkeit beigelegt, die ihnen für die Entwicklung eines Kunstwerks gebührt, ganz gleich ob es kunstgewerblicher oder anderer Art ist. Auf diese künstlerischen Elemente baut sich jedes Kunstwerk auf oder sie müssen in ihm in klarer Weise ausgenützt erscheinen. Erst ihre wirkliche Kenntniss[sic] wird es ermöglichen, nicht nur in nachahmender Weise[,] sondern durch eigenartige Ausnützung ihrer Combinationsmöglichkeiten, in eigenartiger u. persönlicher Art[,] bei vollständiger Beherrschung derselben, künstlerisch zu schaffen. Diese müssen aber vollständig in die Empfindung übergegangen sein. Das aber kann nur dann stattfinden, wenn vielfache u. fortgesetzte praktische Arbeiten in rationeller Weise vorgenommen werden. Über die Art dieser wichtigen Arbeit waren bestimmte Versuche vorzunehmen. Freilich kann die kurze Zeit eines Vierteljahres nur unzulängliche Aufklärung ergeben. Ein ganzer derartiger Kurs müsste sich auf 2 bis 3 Jahre ausdehnen. Doch hat diese kurze Zeit, für mich persönlich, schon die volle Bestätigung der damit zusammenhängenden Notwendigkeiten ergeben. Und schon nach kürzester Zeit zeigten sich hiefür die Bestätigungen.
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