Adolf Hölzel
Seitdem der Kunstverein das Kunsthaus entweiht,


Seitdem der Kunstverein das Kunsthaus entweiht, also fast von Anfang seiner Aufmachung, ist das Kunsthaus für gute Ausstellungen verpazt[sic]. Das Mittelmässige bleibt der ärgste Feind des Guten. Es nähert sich ihm und verringert die Distanz von gut und schlecht, und die Menge, die ohnehin kein starkes Gefühl für diese feineren Unterschiede hat, geht so sehr in der täglich gebotenen Mittelmässigkeit auf, dass sie unempfindlich für das wirklich Gute wird. Dabei spricht mit, dass die gleichen Räume, die gleiche Art der Hängung und Aufmachung, dieselben Hintergründe, die Unterschiede noch mehr verwischen. Ein wirkliches Kunstausstellungsgebäude sollte in jeder Art ein künstlerisches[,] wohlbehütetes Gotteshaus sein, frei von Parteilichkeit und anderen irdischen Dingen[,] nur der Kunst und ihren reinsten Bestrebungen dienen. Wie weit sind wir doch von solchen frommen Wünschen entfernt. Statt Kunst zu heben wird sie unterdrückt unter dem Schutze und dem Beifall des sog. Publikums, gestüzt[sic] von Solchen[,]) die sich Künstler nennen und von einer parteiischen, unverständigen Presse.
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