Adolf Hölzel
Bei der so sehr verfehlten Grethe-Haug'schen


Bei der so sehr verfehlten Grethe-Haug'schen Kunstpolitik[,] die viel zu sehr auf rein egoistischer Grundlage basirte, konnte eine wirkliche Kunst Entwicklung nur durch eine besondere Unterstützung seitens der Regierung zugunsten dieser Entwicklung gefördert werden, oder durch eine von der Regierung mit Wohlwollen aufgenommenen Revolutionirung. Zu beidem fehlten die genügenden Kräfte und Intelligenzen. Mit Schaudern muss man daran denken, welche enorme Summen von Geld hinausgeworfen werden mussten um die Entwicklung zu schädigen. Und man darf es keinem anständig Denkenden verübeln, wenn ihm bei den Neuerwerbungen im grossen Saal ein heiliger Zorn überkommt. Was hätte nur mit einem Viertel für die Entwicklung geleistet werden und die Galerie gesteigert werden können! Nimmt man dazu, dass die vielen Besucher, die mit wirklicher Andacht die Museumssäle durchwandern gegen ihren Willen ständig verbildet werden! dann vermehren sich die begangenen Sünden in's Unendliche. Ein Beweis für das hier Gesagte sind die Ankäufe als die Münchener Sezession und Haug noch jung waren. Das Uhde'sche Abendmahl, der grosse Stuck[.] Da wurde noch aus künstlerischen Gründen und nicht kunstpolitisch gekauft. Und wie hätte sich dieses weiter entwickeln können, im ähnlichen künstlerischen Handeln. Wahrlich ein Volk wird nicht durch sich, sondern durch die leitenden Spitzen zu Grunde gerichtet. Und der Egoismus wird zum Verbrechen!
[Ende Seite 1]
Alle Rechte vorbehalten.
URL dieser Ressource: http://ask23.de/resource/ah_transkriptionen/hoelzel_04_NT_49-1-V