Adolf Hölzel
Nicht nur aus Bedürfniss


Nicht nur aus Bedürfniss[,] sondern ebenso durch klares Nachdenken[,] kam ich zu dem mir nun selbstverständlichen Resultat, dass wir so weit als es überhaupt geht und mit dem eigenen Beruf sich vereinigen lässt, den Mitmenschen zu nützen haben. Ich weiss, dass ich mich damit nicht mit Allen einig weiss und noch mehr[,] dass Vieles von Anderen falsch ausgelegt und absichtlich oder unabsichtlich missverstanden wird. Doch da der Einzelne nur mit vielfacher Unterstützung zur Höhe gelangen kann, und diese erst wieder in nationaler Hinsicht allein in Betracht kommt, darf man sich durch niedere Leidenschaften der Anderen nicht beirren lassen. Dennoch hat es etwas Bedrückendes[,] wenn man sieht[,] wie vielen Missverständnissen ehrliche Bestrebungen ausgesetzt sind. Und wie Vieles auf der Welt verkommen muss. Sieht man die vielen verschiedenen Blumenarten, so könnte es ja wohl sein, dass viele dieser Wunder nicht zum vollen Ausdruck gekommen sind. Sicher aber ist[,] dass sie sich fern von den grabenden und bauenden Menschen nur entwickeln konnten, dass sie andererseits aber zur höchsten Cultur nur wieder durch den Menschen gebracht wurden. Freilich nur dann[,] wenn sie mit aller Liebe und eingehender Kenntniss behandelt werden konnten. Die persönliche Liebe stand da wohl immer im Vordergrund; das Geschäft in 2ter Linie[,] obwohl auch hier eine Kraft zu suchen ist[,] die nicht unterschätzt werden darf, da wieder nur durch grosse Mittel ein Vollkommenes unterstützt werden kann. Hier mischen sich aber schon niedere Keime zur Liebe, die diese prostituiren und sogar sehr Schlimmes zeitigen können: Fälschungen, Betrügereien u.s.f. Vor Allem Missgunst und Misstrauen[,] Eifersucht und Habsucht, Lüge und Anschwärzung, Spionen- und Pharisäertum. Dann aber gerade das[,] was der Entwicklung besonders schädlich ist[,] das Überschütten des Guten mit der Jauche von Spott und Hohn und den schlechten Eigenschaften der herrschenden Kritik und mit dem absichtlichen[,] die Menge täuschenden Verdrehen des Guten[,] um es als das Böse erscheinen zu lassen.
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