Adolf Hölzel
Es ist ausserordentlich schwer,


Es ist ausserordentlich schwer, im Neuen mitzugehen[,] in der Malerei noch schwerer als irgend in anderem[,] denn die Malerei wird doch noch viel zu wenig als Lebensbedürfnis erfasst[.] Man will eine Bilderschau sehen wie eine Art leichter Unterhaltung als Abwechs1ung zu den vielen Schwierigkeiten[,] die Beruf und Leben ohnehin anhaften. Sie muss durch ihr Gegenständliches leicht zu erfassen, darf ruhig oberflächlich sein. Das führt dazu[,] das Landläufige diktatorisch zu fordern[,] störendes, Aufrüttelndes[,] anstrengendes einfach abzulehnen, das Gewohnte und immer wieder dieses möglichst leicht u. rasch zu Erfassende zu verlangen. Von demselben Künst1er[,] um ihn gleich zu erkennen[,] stets das gleiche, die gleiche Handschrift. Es ist rein mensch1ich[,] sich gegen Neuerungen aufzulehnen. Darauf mögen sich Goethe'sche Aussprüche beziehen: Tief und ernstlich denkende Menschen haben gegen das Publikum einen bösen Stand. "-Jede grosse Idee, die als ein Evangelium in die Welt tritt, wird dem stockenden, pedantischen Volke ein Aergernis und einem Viel[-] und Leichtgebildeten eine Thorheit"-Eine jede Idee tritt als ein fremder Gast in die Erscheinung und wie sie sich zu realisiren beginnt[,] ist sie kaum von Phantasie und Phantasterei zu unterscheiden." Es hört (sieht) nur Jeder das was er versteht." Das Publikum will wie Frauenzimmer behandelt sein; man soll ihnen durchaus nichts sagen als was sie hören möchten." Das wird dann von praktischen Künstlern ausgenützt.
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