Adolf Hölzel
Es ist eine eigene Sache mit dem


Es ist eine eigene Sache mit dem Deutschtum, man muss sich am meisten vor eigener Überschätzung und Überhebung hüten. Gerade Diejenigen, die am allermeisten lärmten, dass wir uns alles gefallen liessen, benahmen sich auswärts so entsetzlich, dass man ihnen den Vorwurf der Schuld nicht ersparen kann[,] uns am meisten in Misskredit gebracht zu haben. Die Sucht[,] Alles was nicht Deutsch ist, vollständig zu verbannen, könnte sich für Deutschland schwer rächen, wenn nicht einige Vernünftige da wären. Zur Gefechtstechnik der Franzosen schreibt ein französischer höherer Officier[,] nachdem er das Verfahren der Deutschen charakterisirt und zur Nachahmung empfiehlt: Ich nehme das Gute[,] wo ich es finde, selbst von den Deutschen". Wie komisch und dumm käme es Einem plötzlich vor[,] wenn dem Militär verboten würde neue Erfindungen[,] woher sie auch kommen zu erproben u. zu prüfen und das Beste zu verwerten und zu steigern. Wie kann man auf einmal vergessen, wie viele solcher Studien und Grundlagen uns unsere grossen Siege erst ermöglichen. Hüten wir uns vor Schlagworten, die nicht bis in ihre äussersten Consequenzen durchdacht sind. Ich schreibe dieses hinsichtlich der bevorstehenden Kämpfe gegen die neuere Kunstentwicklung. Es ist richtig, dass manches Mittelmässige ausser Ausgezeichnetem vom Ausland hereingekommen ist; aber das hält keinen Vergleich aus, zu dem vielen Schlechten das hier gemacht wird; so dass sich wohl die Überzeugung aussprechen lässt, dass wir noch viel lernen müssen. Nicht so sehr haben wir uns auf das Deutsche in der Kunst zu besinnen, denn das wohnt ja wohl in uns und würde sich niemals anlernen lassen; wir haben uns vielmehr, wenn es sich um Deutsche Kunst handelt, mehr als je mit dem Begriff Kunst zu beschäftigen. Nach reiner Kunst suchen. Immer tiefer in die Kunst eindringen. Keine Schlagworte ausnützen und herbeiholen, die das Schlechte oder Oberflächliche wegen pekuniärer Vorteile zum Guten stempeln will. Bussiness[sic] ist englisch, mit einem verflucht schäbigen Unterton. Wer das Gute erkennen will, der seinen Beruf eben gründlich versteht. Es wird nicht leicht werden, weil mehr als je in Patriotismus mit Schlagworten gemacht wird [?.] in der Kunst. Wir sind die besten Deutschen, wenn wir das Beste leisten. Nicht mit Worten, mit Werken muss gekämpft werden.
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