Adolf Hölzel
warum die Mittelmässigkeit immer


warum die Mittelmässigkeit immer blühen wird. 19.6.14. Es ist zweifellos bedauerlich, dass das deutsche Publikum der Hauptsache nach nur Unterhaltung von der Kunst haben will. Ein ernsteres, tieferes Eindringen wird abgelehnt. Darum werden im Bilde nicht so sehr die künstlerischen, als vielmehr die gegenständlichen Vorgänge verlangt. Und von diesem Standpunkt aus werden Bilder beurteilt[.] Sind nun Bilder harmonisch gehängt und kommen so im Einzelnen wie in der Gesammtheit besser zur Geltung und das Publikum und einzelne Kritiker sind hierüber ungehalten, so wird flugs geschrieben, man sollte nicht harmonisch hängen, da man die guten Bilder auch so herausfindet. Dieses kann, muss aber nicht sein. Denn durch eine falsche Umgebung kann ein gutes Bild schlecht gemacht werden. Aber die Kritiker, die solches wie oben erwähnt beanstanden[,] befinden sich dann ihrem eigenen Beruf gegenüber besonders im Irrtum; wie viele schlechte Bilder sind in Kritiken schon[,] also durch Worte[,] hinaufgelobt, d. h. zu guten gemacht worden. Und wie viele ausgezeichnete Bestrebungen wurden aufgehalten, zernichtet durch unverstandene, dem Publikumsgeschmack Rechnung tragende Kritik. Wie ist es nur möglich, dass zu gleicher Zeit Marées belacht und A. Seitz u.A. mit hohen Preisen bezahlt wurden? Wer einzelne der Kritiker kennt, wird allerdings sagen müssen, dass es im grossen Ganzen so bleiben wird.
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