Adolf Hölzel
11. Juli 1915. Die Vögel[,] die wir
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[linke Seite:] 11. Juli 1915. Die Vögel[,] die wir täglich füttern sind unsere besten Freunde. Den der giebt[,] erachtet man leichtlich als Freund. Aber auch im Geber entwickelt sich ein Freundschaftsgefühl für den, der gern von ihm nimmt. Und es entbehrt nicht des Humor's, zeitweise auch zu beobachten, wie widerwillig, gewissermassen feindselig, oft genommen wird. So als wenn der Geber verpflichtet wäre, Alles zu geben und auf's Äusserste dankbar sein muss, dass es genommen wird. Diese Nehmer tun sich am Leichtesten, da sie von vornherein jede beschwerliche Dankbarkeit ablehnen. [rechte Seite:] In den Zeiten des heiligen Krieges muss das Vaterland und der Patriotismus hoch oben an die Spitze, also zuhöchst gestellt werden. Dasselbe werden die Feinde tuen. Daraus ergeben sich für die Kultur und das was damit zusammenhängt[,] eine Menge Aber. Ein unentwirrbarer Knäuel von Widersprüchen. Schon darum, weil alles Höchste unbegrenzt ist und darum auch nicht lediglich von Vaterlandsgrenzen umzogen sein kann: also eine derartige Einschränkung Unsinn ist. Das darf und muss schon jetzt bedacht werden, wenn unser herrliches Vaterland in Zukunft seine geistige Höhe und seine damit verbundene Kraft und Überlegenheit[,] wie sie auch in diesem Kriege so klar zum Ausdruck kommt, behalten will. Dieses Selbstverständliche wird wie so Vieles, in der Kunst von so vielen Seiten aus den verschiedensten Gründen[,] nicht immer den lautersten, auch von Solchen, die sich für geistig hochstehend halten, auf's Heftigste bekämpft. 11[.] Juli 15.
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