Adolf Hölzel
Nun besahen sie die Listen der verkäuflichen


Nun besahen sie die Listen der verkäuflichen Häuser, liessen aber besonders ihren Augen auf ihren Spaziergängen Freiheit und Phantasiedeutung. Und da war es ein nicht grosses Haus, das sie besonders anzog und das so schön entfernt von Menschen und nahe dem Walde recht idyllisch in ihre Augen fiel und Staunen auch auf der verkäuflichen Liste stand. Es konnte dieses wohl etwas verwundern, da Häuser vielfach verlangt waren u. in den ersten Zeiten der Revolution und auch später noch reissenden Absatz fanden. Weil es praktisch schien, besser Häuser und Gründe zu besitzen, als wertloses Geld, von dem man ohnehin nicht wissen konnte, ob es in der Notlage[,] in der sich das Reich befand[,] nicht plötzlich vollkommen entwertet würde. Es arbeitete eine Dame im Garten und gab auf die höfliche Frage[,] ob man das Haus besichtigen könne[,] barsch zur Antwort, das Haus könnte gewiss nicht gekauft werden. Es war eine der Schwestern[,] mit denen diese Geschichte begonnen hat. Doch konnte man ihr trotz ihrer recht kurzen Abweisung damals noch nicht all ihre Ränkesucht[,] Herz-und Gewissensrohheit ansehen[,] die später so sehr sich [?.] Sie hatte ein gutes Gewand an und Kleider verhüllen so Manches und können oft recht bestechen und man kann nicht gleich wissen, ob die Menschen, die darinnen stecken gut oder bös sind, schon weil Kleider mehr den Geschmack derer enthalten, die sie gebaut haben, so dass ein Jeder[,] der Geld giebt und nicht viel hineinspricht[,] sie haben kann und wie man sagt[,] anständig darin hersieht ohne recht viel dafür zu können. So geht es so ziemlich mit Allem was Geschmack fordert. Freilich wird eigener guter Geschmack und feine Empfindung sich immer besondere Geltung verschaffen.
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