Adolf Hölzel
25.6.14. Zum Tafel'schen Nachruf i m


25.6.14. Zum Tafel'schen Nachruf im Tagblatt. Man glaubt gar nicht, wie leicht man mit den gleichen Worten Begriffe vollkommen verdrehen kann. Z.B. wenn man die Kunstrückständigen einfach als Kunstförderer hinstellt, wie Pazaurek in dem Nachruf für Tafel. Ein Direktor eines Kunst enthaltenden Museums, sollte sich eigentlich hüten[,] eine solche Verwirrung anzurichten. Daraus aber ist zu ersehen, wie schwer und hart alle Jene, die sich um wirkliche Kunstentwicklung bemüht haben, zu allen Zeiten zu kämpfen hatten. Sie sind meist für Narren gehalten worden. Beethoven, Mozart, Delacroix, Cézanne[,] van Gogh[,] Uhde[,] Liebermann mit inbegriffen. Ist denn das nicht ganz richtig[,] was Dr[.] Witte sagt, dass seinerzeit die Gothiker die grössten un[d] am meisten bekämpften Modernisten waren? Ebenso die Anderen, die jeweils den Evolutionen ihrer Zeit, an der Spitze gehend, Rechnung trugen? Und nun hat sie der selbe Pazaurek, der gegen die derzeitige Entwicklung steht und gar nicht bestrebt ist, es einfach ablehnt, in ihr Wollen einzudringen[,] als Musterbeispiele aufgestellt. Gerade die seinerzeit als revolutionär benannten Werke, die von gleichen Grundsätzen ausgehend, vom damaligen Pazaurek hätten auf's Äusserste bekämpft werden müssen. Wo bleibt da die Logik, die man bei gebildeten Menschen voraussetzen sollte? Sie sind eben lieber Zurechtleger als Logiker. Sie legen sich's lieber so zurecht[,] wie sie`s brauchen und nicht wie es ist. Und der Marsch mit den Majoritäten auf dem breiten Wege ist leichter, bequemer, als das andere. Und doch hat Christus die Pharisäer und Zöllner aus dem Tempel hinausgepeitscht! Darum! Ja es ist schwer und mühsam in eine Materie einzudringen, so weit, bis man ihren Wert ahnt und begreift. Wie viel Unrecht kann aber so angerichtet werden. Staaten und Nationen können so zu Grunde gerichtet werden und sind es geworden. Es ist einfach für eine Zeitung[,] rückständige Menschen sich auszusuchen und diese falsch schreiben zu lassen. Aber gewonnen wird Nichts damit. Nur der Entwicklung geschadet. Wie wollen wir da den künstlerischen Kampf gegen die anderen Nationen gewinnen?
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