Adolf Hölzel
Herterich wurde seinerzeit vom


Herterich wurde seinerzeit vom König gefragt, als er fortging, was zu thuen sei, um in Stuttgart die Kunst zu heben. Er meinte man müsse Kalckreuth kommen lassen. Das geschah; doch drang Kalckreuth nicht durch, und seine Schule und besten Schüler wurden besonders angefeindet. Das übertrug sich auf mich und ich kann davon ein Liedchen singen. Ich kann wohl am besten empfinden, was Neider, Missgünstige und Unverständige mit ihrer aus dem gleichen Grunde anhänglichen Majorität für Unheil anrichten, das nie wieder gut zu machen ist. Sowohl was Aufträge, die in falsche Hände kommen anbelangt, als insbesondere durch Unterlassung gerade des für eine rationelle Kunstentwicklung Notwendigen an Aufträgen, Ankäufen und Unterstützungen. Es ist gar nicht auszudenken: Würde ich nun gefragt werden, was hier zur wirklichen Hebung von Kunst geschehen müsste, so bliebe mir Nichts anderes übrig, als dem König zu antworten: dass zunächst sämtliche leitenden Kreise einen Cursus zum Verständniss von dem[,] was eigentlich Kunst sei, durchzumachen hätten; und dass man des weiteren auch die Jugend entsprechend heranbilden müsste. So aber wie es jetzt sei, müsse man allerdings jede Hoffnung aufgeben, dass es in Stuttgart jemals sich bessern könnte. Es bliebe dann allerdings noch der Trost, dass es wo anders auch nicht viel besser sei. Aber mit den Zuständen wie sie hier sind, wird es wohl unmöglich sein, Stuttgart jema1s zu einer führenden Kunststadt zu machen. Was sonst, eben weil es wo anders nicht viel besser aussieht, eben nicht so gar schwer wäre, namentlich bei den zur Verfügung stehenden Mitteln.
Alle Rechte vorbehalten.
URL dieser Ressource: http://ask23.de/resource/ah_transkriptionen/hoelzel_04_NT_109-1_2-V