Adolf Hölzel
Man wandelt mit solchen zusammen, die


Man wandelt mit solchen zusammen, die über kurz tot sind: Frl. v. Biema teilt uns die erschütternde Nachricht mit[.] Es ist schrecklich zu denken, wie vereinsamt Sie sind[.] Wäre es in Deutschland[,] man würde den Toten beglückwünschen[.]Aber bei Ihnen. Im Glanze ihrer künstlerischen Tat stirbt sie[,] wird Ihnen entrissen. Sie sind vereinsamt[.] Im schönen Land umgeben vom [?.] von Rosen[.] Und alles das hätte sie mit Ihnen im künstlerischen Glück noch lange geniessen können, sorglos u. wirklich begeistert. Hier waren Zwei eins[,] das Höchste[,] was wir vom Leben verlangen. Doch reichen die Worte nicht hin[,] um alles[,]was Seele und Herz da bewegt[,] zu richtigem Ausdruck zu bringen[.] Wir fühlen auf´s Innigste mit das Leid[,] das Sie beherrscht[,] u. den Kummer[,] den eine solche so schwere Trennung Ihnen[,] die aufgingen im Leben der Freundin[,] die Sie geliebt[,] verursacht[.] Auch ich denke daran[,] das[sic] manches ich hätte noch geben sollen und dass wir uns dann hätten vielleicht richtig verstanden und dankerfüllt hätten wir gerne die Hand Ihnen beiden gedrückt für so Gutes, das Sie uns in den so schweren Zeiten gern gaben[.] Tiefer Schmerz bewegt auch uns[,] und im Geiste sind voll wir mit Ihnen vereint[.] Empfangen Sie viele herzliche Grüsse u. innigstes Beileid. Wir sind nicht im Stande[,] an einem glücklichen Tage das alles zu leisten[,] was uns bewegt. Der andere Tag ist oft wieder nüchtern und verdirbt[,] was wir gestern gedacht und geschaffen[.] Im immer neuen Drang zu verbessern u. neu noch zu leisten[.] Was dann zusammfällt nur annähernd wieder zu bauen[,] ist nüchterne Mühe in immerwährender Arbeit und gleicht nie mehr dem zwanglosen Flug der wirklichen Kunst[.] So ist unser Leben ein auf und ein ab, unsäglicher Mühen[,] und selten erreichen wir wieder[,] was eine gute Stunde uns einst gab.
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