Ist man sich einmal klar darüber,

Ist man sich einmal klar darüber, dass die verschiedenartigen Lebenseinflüsse auf die Entwicklung der einzelnen Menschen einen ausserordentlichen Einfluss haben und haben müssen, dann ergiebt sich naturgemäß daraus, dass Unterschiede entstehen werden. Kann man sich hieraus Genie und Banausentum in ihrem Gegensatz als ein ganz Begreifliches erklären, so wird man ebenso zu dem Schluss kommen können, dass eigentlich kein Mensch den anderen vollkommen wird begreifen können, wenn die Lebenswege recht verschieden waren, die Temperamente anders geartet sind, die Erziehung in irgendeiner Weise dem Andern gegenüber unterbrochen werden musste. Es wären hier manche Beispiele aufzuführen. Und Jeder kann sich den Andern nur verbessert vorstellen, wenn zu seinen an sich vorzüglichen Kenntnissen und Taten noch etwas dazu käme, was jener selbst besonders anerkennt oder anstrebt. Meist eine Unmöglichkeit. Hierin liegt auch der Nachteil jeder Kritik. Deswegen muss sich der Schaffende während einer intensiven Schaffensperiode ganz in sich zurückziehen, um blos aus sich heraus oder besser gesagt: aus dem Zustande heraus, in den er durch das bis dahin Erfahrene und von ihm selbst Übernommene sich gerade jetzt befindet, ein seiner derzeitigen Persönlichkeit Angemessenes[,] nun ihm Entsprechendes geben zu können. Nach dieser Schaffensperiode kann es wohl angezeigt sein [,] Neues in sich aufzunehmen für sich und ein Weiteres durchzuarbeiten. Da wird es dann nötig sein[,] für einige Zeit aus der Einsamkeit herauszutreten. Mit dem Neuaufgenommenen entfernt sich nun freilich ein Mensch von seinem früheren Menschen , nähert sich unter Umständen auch wieder Anderen und entfernt sich auch wieder von ihnen, wenn er das Neuerworbene in sich und mit seinen rein persönlichen Erfahrungen, die ja als seine ganz eigenen verschieden sein werden von denen Anderer, verarbeitet und in seiner Weise erkannt haben wird. Dieser ständige Wechsel als Steigerung der eigenen Persönlichkeit und als Vervollkommnung, kann von besonderem Glück begünstigt sein und im fortwährenden Ausgeben und wieder Einnehmen Höhepunkte erreichen, die anderen versagt sind.


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