Adolf Hölzel
Nicht das Gesetzmässige als solches ergibt


Nicht das Gesetzmässige als solches ergibt Kunst[,]aber es bildet die Grundlage für eine gewisse Ordnung im Bilde, die sehr verschieden sein kann. Da nun hat jedes Bild seine eigene Ordnung oder Unordnung, wie man aufgelegt ist. Dabei spielt die momentane menschliche Stimmung ihre eigene Rolle[,] und wir sind beim Schaffen von dieser abhängig. Sie zum Ausdruck zu bringen[,] ist künstlerische Tätigkeit[,]in welcher Weise[,] persönliche Sache des Künstlers[,] Wir können beim Schaffen eines Bildes von geordneten Zuständen ausgehen, Construction, präzisierte Formen bestimmte Farbklänge[,] gegebene Verhältniszahlen, kalt/warm und hell/dunkel Verteilungen etc., aber wir können auch vom Unbewussten, Zufälligen[,] Ungewollten durch Vermittlungen und Einfügungen zu einer bildmässigen Ordnung kommen. Für beide Fälle ist zu einer der menschlichen Empfindung entsprechenden Vollendung die Kenntniss des Gesetzmässigen nötig. Aber wehe, wenn wir uns zu sehr an das wissenschaftliche Gesetz klammern. Der oberste Richter eines Kunstwerkes ist das menschliche Auge[;] ihm ist besondere Rechnung zu tragen. Es ist Richter und Mitschaffender zugleich in seinen eigenartigen phänomenalen/staunenswerten Funktionen. Das Auge nur ist vollständig exakter Apparat[,] und darin liegt wohl hauptsächlich der Grund in den Unterschieden unserer Empfindung und theoretischen wissenschaftlichen Klarheit Ja die Forderungen des menschlichen Auges sind in der Malerei wichtiger als reine Wissenschaftlichkeit Das Exakte des Lineals ist die Anregung.
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