Adolf Hölzel
Stuttgart den 10.2.1914.


Stuttgart den 10.2.1914. Werastrasse 54. Die Carrikatur und das Charakteristische stehen so nahe an einander, dass die Grenze schwer zu ziehen ist. Ästhetisch-Künstlerisch ist es ja gleichgiltig. Aus der Form wächst der Gegenstand. Je einfacher die Mittel, desto künstlerischer. Nun kommt eins hinzu, um eine einfache Form klar zu geben, müssen wir nicht nur diese voll beherrschen, sondern sie auch technisch klar geben können. Es ist bekannt, dass Einzelne unglaubliche Fähigkeiten dafür besitzen. Geht man der Sache auf den Grund so sind diese, neben den notwendigen ganz hoch stehenden geistigen Fähigkeiten, meist körperlich ausgesprochen kräftig. Manche sind direkt Athleten. Leibl, Gulbransson wie ich kürzlich gelesen habe. Dill kann mit seinen Händen und Nägeln Schraubengewinde, also Schrauben aufdrehen, die andere nur mit Mühe mit einem Schraubenzieher lösen können. Und jene scheinbar Schwächlichen oft Kränklichen, die einen hohe Meisterschaft in der Kunst erreichten, sie haben und hatten gottbegnadete kräftige Hände und Arme. Seit von Geburt oder durch eine unablässige Thätigkeit. Da heisst es also für den, der allein technisch etwas erreichen möchte, ständig üben und dort körperlich nachholen, wo's fehlt. Fleissig Hand und Arme üben. Täglich vor dem Anfang der Arbeit 1000 kräftige Striche in verschiedener Art machen, Fechten, Turnen, Tennisspielen und viel gute Luft einathmen.
[Ende Seite 1]
Alle Rechte vorbehalten.
URL dieser Ressource: http://ask23.de/resource/ah_transkriptionen/hoelzel_02_NT-529-10-2-1914