Adolf Hölzel
Im immerwährenden Streite


Im immerwährenden Streite zu wirken, künstlerisch zu schaffen, wird deshalb unmöglich sein, weil man sich gleichzeitig mit zu vielen Gegensätzen zersplittert. Da wird die Einsamkeit mit ihrer Ruhe vorzuziehen sein. Doch wird sie nur fördern, wenn man fördernde Kämpfe hinter sich hat. Sich selbst kann man nur geben, wenn man sich besitzt und keinem Anderen zu lieb und zu streit dient. Nur Der, der Erfahrungen gesammelt hat, wird sie in sich und mit sich verarbeiten können. Doch nur in der Jugend kann man das was man für immer behalten soll lernen und durch immer währende Wiederholungen ständig festigen. Für das Alter wird man sich, da die Jugend unwiederbringlich verflogen, Surrogate finden und erfinden müssen und immer wieder wiederholen und von Neuem das Vergessene nachholen, wenn man nicht ganz einzurosten vor hat. Darin besteht das Jungerhalten des Alters, dass man zu üben und zu wiederholen nicht auslässt, Altes und Neues. Alle so und immer wieder gesammelten Erfahrungen können dem Alter sogar ein Übergewicht über die Jugend verleihen.
[Ende Seite 1]
Alle Rechte vorbehalten.
URL dieser Ressource: http://ask23.de/resource/ah_transkriptionen/hoelzel_02_NT-107