Adolf Hölzel
Es waren einmal 2 Schwestern nennen wir


Es waren einmal 2 Schwestern nennen wir sie S. u. Z., Zimmer u. Sommermann. Die eine war eine geschiedene Frau mit einer schönen und dummen zwanzigjährigen Tochter mit ganz grossen Füssen. Sie war so dumm und hoffärtig dass sie nicht einmal die Eigentümer des Hauses grüssen konnte. Alle drei waren besonders faul, sie konnten nichts selbst machen. Das hatten sie auch nicht nötig weil sie reich waren. Ja die grosse Tochter konnte sich nicht einmal ihr Haar selbst machen trotzdem es [...?...] war und wenn sie kleine Stücke auf dem Klavier spielte, so musste sie vor lauter Fehlern immer wieder dazwischenhinein von vorne anfangen und Jemand musste neben ihr sitzen und den Takt fortgesetzt zählen eine zweie eine zweie. Und weil die Stücke bald höher bald tiefer gespielt werden mussten so musste die die dabei sass und zählte auch immer mit der Stimme höher und tiefer zählen und langsamer oder schneller je nachdem die schöne Tochter schneller oder langsamer vorwärts kam. Manchmal mussten sie aufeinander warten, manchmal holten sie sich ein und dabei war das Klavier in den hohen Tönen verstimmt und das klang schlecht zusammen. Das nannten sie musikalisch. So galt die dumme Tochter für musikalisch und das musste sie sein, weil sie heiraten wollte. Da begab es sich, dass 2 alte Leute, ein Professor der 50 Jahre gemalt hatte mit seiner Frau ihre Wohnung in der Stadt aufgeben wollten und ihre Ruhe am Walde in einer Höhenlage suchten. Sie gingen mit dem Gedanken um, ihr Erspartes dafür anzuwenden sich ein passendes Haus zu kaufen, in dem sie bis zu ihrem Lebensende noch hausen mochten u. wo er durch Arbeiten u. Aufschreibungen vielfache seiner Erfahrungen der künstlerischen Jugend vermachen konnte. Denn ein Theil der Jugend liebte und verehrte ihn, trotz seiner Jahre und bat immer wieder um diese Aufschreibungen. Dann aber auch frug man häufig um seinen Rath von vielen Seiten und wünschte er möchte noch recht thätig sein und mitwirken beim geistigen Neubau des Reichs in künstlerischen Dingen. Dazu hatte in den letzten Jahren seine und seiner Frau Gesundheit gelitten und sollte er wie es gewünscht noch Einiges leisten, dann musste die frische Luft den Körper gesunden, umsomehr als in der Kost für alte Leute jetzt wenig getan werden kann und die Beiden geschwächt waren von der Not unserer bitteren Zeiten. Er hatte manche vorteilhafte Angebote ausgeschlagen und damit grosse Opfer gebracht, um hier im Lande zu bleiben u. von hier aus nützen zu können. Und da dies und sein Name gekannt war, so hatte er mehrfache Hoffnung, von den hiesigen Behörden günstig gestützt zu werden. Das ist doch fürchterlich in einem solchen Haus wohnen zu müssen mit solchen Menschen. Und sie wollen zu allen ihrem Bösen das sie aushecken auch noch bedauert sein. Sie äussern zu dem Einen, wir wollen recht chicaniren und wir wollen darum nicht ausziehen. Bei anderen setzen sie eine scheinheilige Miene auf und sagen in einem Haus wo man so schlecht behandelt wird kann man nicht wohnen bleiben. Wir gehen je eher je besser aber wir finden Nichts, denn in´s Gesicht reden die Menschen anders als hinter dem Rücken[.]
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