Adolf Hölzel
28.9.14. Woher kommt es, dass mir im Augenblick


28.9.14. Woher kommt es, dass mir im Augenblick das Zeichnen und Schreiben zu Hause so viel mehr Vergnügen macht, als das Malen im Atelier. Ist es die allgemeine Scheu vor der Oeffentlichkeit, die man mir übrigens nicht anmerken soll, oder ist es die durch ständige Wiederholung geschaffene Übung die durch eine hie und da damit verbundene Anerkennung? Zweifellos wird rein künstlerisches Liebhaberschaffen dadurch gefördert werden, dass man ganz unbekümmert irgendwo vollkommen ungestört sich diesem hingeben kann. Indem man gewissermassen seine Sünden, die Einem oft so viele Freude machen, der Allgemeinheit gegenüber vollkommen verheimlicht. Die vollkommene Ruhe der Nerven, der Friede der durch Nichts gestört wird verleiht Einem, indem man das weiss den notwendigen Muth Sachen, oft recht kindliche, zu wagen. Etwas was man unter der Controlle der Oeffentlichkeit sich nie trauen würde, auch nicht, da Einem sofort hineingesprochen wäre; nicht trauen könnte. Man würde auch sofort die Lust verlieren. So kommt es, dass oft gut Gewolltes und Gedachtes nicht heran- und durchreifen kann, Vorzügliches und besonders Ernstes erst im Verborgenen blühen und heranreifen muss, bis es den Grad erreicht hat, der für eine Veröffentlichung nötig ist, wenn diese überhaupt Zweck hat. Es gehört unendlicher Mut dazu oft Kleinigkeiten zum künstlerischen Resultat zu bringen. Ich habe Leute zittern und mutlos vor einer Leinwand gesehen, die im Feld hohe Auszeichnungen erhielten.
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