ask23 > Daniel Runge et al.: Fingal (Ossian)
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Daniel Runge et al.

Fingal (Ossian)




Fingal (Ossian)


Erster Gesang. -
117. Cuthullin sitzt an der Mauer von Tura, in Gedanken vertieft. Fithil's Sohn, der Späher des Meers, bringt ihm die Botschaft von Swaran's Landung. - V. 1 -36. (Cuthullin war Führer des Heers von Erin wahrend der Minderjährigkeit Cormac's; seine Seele hing an seiner geliebten Gemahlin, Bra" gela, welche er daheim in Dunsky - der Burg von Sky - gelassen. - Man kann ihn einer Mutter vergleichen, die des Kindes hütet. Es verbindet sich in ihm mit der Sehnsucht nach der Heimath die nach Fingal, der kommen sollte. Wie eine Löwin ihre Jungen, so vertheidigt Luthullin den Thron Cormac's gegen kleinere Feinde, aber nun kommt wie ein grimmiger Bär Swaran; er will das Blut der Jungen. - Er kommt wie ein trüber Tag: vom Morgen herauf ziehen schwarze Wolken. Swaran hatte vordem, wie wir in dem Gedicht Cathloda gesehen, mit Fingal'n gekämpft, der dann seinen Vater Stamo band, und wieder entließ. Swaran herrscht jetzt in Lochlin, und das Gedächtniß Agandecca's, der Schwester seiner Jugend, der Liebe Fingal's, war in ihm erloschen, vergessen die herrliche Stärke Fingal's; er trotzt vermessen auf seine Kraft, will Erin beherrschen, und nicht weichen, selbst wenn auch Fingal kommt.) N8. Cuthullin erhebt sich; Fithil's Sohn schlägt auf sein Geheiß den Schild Semo's (des Vaters Cuthullin's). Es erscheinen: 1) im Walde Connal, Currach, Nonnar, Crugal, Lu-gar; 2) im Felde kommend Calmar, Puno, Cairbar, Caolt, Eth. Sie stehen zu beiden Seiten Cuthullin's. - V. 37 - 254. (Auf Cuthullin's Gebot schlägt der Sohn Fithil's den tönenden Schild seines Vaters. Seine Helden sammeln sich um ihn, wie die Gedanken, die wie um Blumen spielten und dem Wilde des
Waldes nacheilten, sich in der Seele zusammenraffen beym Kriegsruf. Sie kommen: Vom Felsen springend Currach; Connal mit blutigem Speer; Crugal mit weißer Brust; Ronnar verläßt das bräunliche Reh beym Kriegsruf vom Schilde her; Lugar hört, und gedenket des Speers Cuthullin's, " ruft: Wahre dich, Sohn des Meeres! "Calmar, erhebe den tönenden Stahl! Auf, furchtbarer Puno! Und du Cairbar vom röthlichen Baum! Hebe den Fuß, o Eth, von den Strömen Lena's! Eile mit gestreckter Hüfte, Caolt, durch säuselnde Haide, weiß wie der Schaum der Wogen!" - Wenn man diese Gestalten ansieht, möchte man in ihnen eine schöne Gegeneinanderstellung finden, die hernach im Rathe durch den Widerspruch zwischen Connal und Calmar deutlicher zum Vorschein kommt: Cuthullin erhebt sich und der Sohn Fithil's schlägt mit der Lanze den Schild; Lugar ruft wie ein Echo des Schildes aus dem Walde, alle Helden in demselben haben ihn vernommen, so wie auf der andern Seite die von Bergen, Strömen und Feldern. Calmar steht der Stimme Connal's entgegen, Puno dem Currach, Cair" bar dem Ronnar, Caolt dem Crugal, und Eth dem Lugar. Der Zusammenfluß dieser Helden bey Cuthullin hat große Aehnlich-keit mit Fingal's Ordnung der seinigen um sich her, wie er am dritten Morgen mit der Sonne herauf vom Meere steigt. Menschlich versucht es, möchte man sagen, Cuthullin's Schaar in ihrem gerechten Kampf, in Swaran's Herz die Erinnerung seiner geliebten Jugend zu wecken; aber nur da erst, wo Fingal auf" steigt, wendet er sich, ist in ihm entzündet der Gedanke, doch zertrümmert wird erst durch Fingal seine Kraft, ehe der Friede in ihm erwachen kann. - Cuthullin fragt: Was gilt es jetzt? sollen wir lassen die Flur Erin's in Lochlin's Gewalt, bis Fingal kommt? Connal räth, sich zu halten, eingeschlossen, und Fingal's Ankunft abzuwarten; der rasche Calmar, zu streiten, auch wenn er nicht käme. - Sie sind dem Sinn des Herzens zu vergleichen, wenn wir streiten mit der Welt: Der Matte zieht sich zurück; doch wird er vielleicht gefangen im eignen Haus. Der starke Sinn will kämpfen, doch überwindet ihn wohl der Stolz, er verläßt sich auf sich, und wird erschlagen im Kampf. Beider Sinn steht an Cuthullin's Seiten: er folget dem Kampf-muthigen, und sieht auf im Kampf, ob Fingal erscheine? er streitet, da er ihn nicht sieht, mit der eignen Kraft, Fingal sinkt ihm wieder in Nacht, und Cuthullin wird geschlagen, indem er die lezte Kraft anwandte; "r will sinken im redlichen Streite für


Erin's König, da kommt Fingal. Cuthullin schämet sich seiner Schwache, doch Fingal hebt ihm die Seele beym Mahl. - Cuthullin war begeistert durch den Muth Calmar's und durch die Treue Connal's. Er erhebt sich und denkt zu streiten im Heere wie Morven's König, wie die Hagelstürme Fingal's; da vermißt er aber zwey Gefährten, und der dritte, der auch noch nicht da war, Fergus, kommt zu ihm, und erzählt deren Tod. Man kann sagen, diese Geschichte ist hier schön eingeflochten, da Fergus wie die personisicirte Erinnerung da steht, und dem Cuthullin den Untergang der Freundschaft Fingal's in dem Gemüthe des Geschlechtes von Lochlin abbildet. Der Held Cathba, und Morna, die Tochter Cormac's, liebten einander; Duchomar ist Beider Freund und Stütze ihres Lebens; er wird falsch, erschlagt den Cathba, und verlangt von Morna geliebt zu werden; sie durchbohrt ihn mit seinem eignen Schwerdt, und sinkt, da sie für den Mörder Mitleid empfindet. So wenig, wie sie mit Duchomar, kann Erin's Geschlecht sich vereinigen mit dem Sohne Starno's, und Cuthullin sagt, ihm solle der Gedanke an Cathba, und Duchomar's Tod vor Augen schweben in der Schlacht, und Morna's Geist möge dann wie Mondesschein in seinen Locken spielen in der Siegesruh'. Es ist wieder wie ein Gedanke an Agandecca, und eine Erinnerung an Fingal's Freundschaft mit dem Sohne Starno's im Kampfe mit ihm.)
!"
119? Swaran steigt allein an das Ufer; ihm folgen aus
den Schiffen seine Helden. (Oder: Swaran steht am Meeres-
user; um ihn ruhen in Schiffen seine Gefährten.) Seevögel
heben sich an's Gestade über den trüben Wogen. Swaran sen
det den Boten zum Kundschaften vor sich her. - V. 255-263.
(Swaran ist wie die schwarzen Wogen, die von den unfrucht
baren Felsen Lochlin's kommen, zu überströmen Erin's grünende
Fluren; er hört Cuthullin daher rauschen und schlagt auf den
Schild.)
120? Cuthullin erscheint auf dem Wagen; zu beiden Sei
ten seiner Rosse treten seine Helden, zunächst Connal hier, und
Calmar dort. - Ihm gegenüber Swaran, groß und breit, in
fürchterlicher Wehr, umgeben von den Seinigen. - V. 264 -
3l8. (Die stolzen Rosse schließen sich an Cuthullin's Wagen, wie
Connal und Calmar, zu jeglicher Seite; ihre prangende Kraft
ist wie ein Sinnbild von Erin: wie ein Felsgestade, groß, breit,
mit wehenden Mähnen, schnaubt zur Rechten Sulinsifadda und
krümmt den gewaltigen Hals; zur Linken mächtig springend und

30t ll. D.

lang, wie die Fluren des Landes, schnaubt im Winde und schlägt mit starkem Huf den Boden Dusronnal. Gleichwie Connal und Calmar schließen sich die übrigen Helden an ihn, der auf dem Wagen in Iugendschöne sich erhebt. Cuthullin gedenket Fingal's und der Gedanke der Kraft des Helden von Morven ist ihm Stärkung; er hofft auf sein Kommen in dem Streit. - Swa-ran's Muth ist wie die Felsen von Lochlin, die mit tausend Tannen den Stürmen trotzen; er pocht auf seine Kraft, doch gedenkt er eines Starken, des Fingal's, "aber es würde, auch wenn er käme, mein Muth mich nicht verlassen." Man sieht die Ehrlichkeit und Ehrbegierde Swaran's, daß er nicht tückisch siegen, daß er würklich seine Kraft mit Fingal's messen will. Hiedurch al" lein war es möglich, daß er hernach, da er überwunden ward, Fingal's Freund wurde. Hier verläßt er sich noch auf seine Kraft, sie ist ihm das Ziel und das Mittel, er kennt nichts Gro" ßes außer ihr, und auch auf Erin will er dieses Siegel drücken; insofern ist seine Erinnerung doch fort, die Gegenwart seiner Kraft steht vor ihm, und er kann das Kommen Fingal's nicht sehen.)
121? Die Heere sind gegeneinander gestürzt im entflamm
testen Gefecht. Cuthullin und Swaran kämpfen, vor jedem lie
gen Erschlagene in Menge. Ueber den Kampf sinkt die Nacht
und verhüllt ihn. - V. 319 - 434. (Vergeblich ladet Cuthullin
den Swaran zum Mahl; nicht geschieden sind beide nur im
Streit.)
122? Cuthullin stellt Wachen aus. - Swaran schläft bey
den Schiffen. - V. 435 - 521. (Carril singt, wie Cairbar und
Grudal mit einander gestritten um den Stier der Wüste, aber
den Kampf unterbrochen, um das Land zu verfechten wider den
gemeinsamen Feind, der aus dem fremden Lande gekommen. Be
ziehen möchte man die Geschichte auf die Ehrlichkeit Cuthullin's
und Swaran's, die beide nicht heimlich überfallen wollen. Doch
Carril singt weiter und erweckt, des trüben Schicksals der Bras-
solis gedenkend, das Andenken an Bragela in Cuthullin, der
nun von Connal aufgefordert wird, durch Ausstellung von Wa
chen sich vor dem Feinde zu behüten. Cuthullin rafft sich zu
sammen und vertheilet die Hüter.)
* Der erste Tag ist ein Sommer, wo er in den Herbst übergeht. Der Winterwind meldet sich. - Der Mond fängt an, abzunehmen. Er ist noch hoch am Himmel, da die Sonne im trüben unfreundlichen Gewölk aufgeht. - Er steht auch am

0ssian. "05

Tage noch klar im Westen, da die Wolken schwarz von Osten
heranziehen. - Der blasse Mond am Lage und vorüberstrei"
fende leichte Wolken vermischen sich mit einander; doch wie die
schweren Wolken gegen Abend nun über den Mond ziehen, tritt
an den gleich trübe verhüllten Himmel die Nacht. - Vor dem
Morgen kommt der abnehmende Mond wieder zum Vorschein;
es ist Herbst. ' < .. ' i< ?

Zweyter Gesang.

123? Dem Connal erscheint der Geist Crugal's, seines er
schlagenen Freundes; er flimmert auf der Spitze des, vom Ber
ge roth herableuchtenden Stromes (Wasserfalles). - V. 1 -4l.
(Hier der rothe trübe Stern, der in einem andern Gedichte Os"
sian's vor dem Falle der Helden weint. Es ist das Gegenstück
zu Gaul's Klang am andern Morgen.)
124? Cuthullin, auf einsamem Hügel in der Nacht, blieb
ungestört durch Connal's Vorstellung; er ruft: "Es ist Lautres
Windes, wie will der heut erst erschlagene uns warnen aus den
Besprechungen der Geister?" Der Schall seines geschlagenen
Schildes sammelt seine Helden um ihn, wie die Wipfel der
Bäume das bewölkte Bergeshaupt von Cromla umgeben. Der
Morgen kommt bleich; es erhebt sich ein Nebel. - V. 42-101.
125? Swaran erhebt sich am Strande sammt seinen Hel
den mit eckigen Schilden, in ihrer Ordnung. - 33or Cuthullin's
Heer zieht sich der Nebel. - V. 101 -123.
126? Ein Wind erhebt sich und Cuthullin's Heer steht vom
Nebel enthüllt wie die Klippen des Gestades. - Swaran am
Ufer mit seinen Schaaren; er sendet den Boten an Cuthullin
(ihm zu bieten den Frieden der siegenden Könige: zu geben um
Friedens willen das Land, die Gattin, und den Hund der Jagd,
und zu seyn Swaran's Knecht. -) - V. 124 - 169.
127? Cuthullin steht hoch auf dem Wagen und rollet da
her vom Hügel. Crugal's junge Gattin ist gefallen unter Swa-
ran's Schwerdtern; Cairbar, ihr Vater, erschlagt viel der Söhne
Lochlin's. - V. 169 - 215. (Wie der Donner des Sturms,
so schallt in Cairbar's Seele der Schlachtgesang Carril's; er sang
von dem erschlagenen Helden Crugal: Degrena, sie die Neuver
mählte des Gefallenen, kam, fand ihn auf der Haide, und stürzte
in Lochlin's Stahl. -)
128? (Wie angeschwollene Bache die Fluren Erin's, so ver
heeret das Schwerdt Swaran's die Söhne der Schlachten Erin's.)
l. 20

3N6 II. V.

Currach, Cairbar selbst, Morglan, Caolt werden erschlagen von Swaran; der schwache Grumal flieht. Es sinken die Söhne Erin's. Carril rauscht in die Heldcnharfe und Cuthullin schlagt noch vom Wagen herab. - V. 215 - 253. (Wie Gesang, darin die erregte Seele sich ergießt, in ihren Tönen der deutlichen Worte vergißt, und dahinsinkt, von dem künstlichen Sprecher überwunden, der die in Worten ungeübte Kraft ihr vernichtet; sie aber wagt sich mit erneuter Kraft noch einmal in die Tiefe der Töne, - so erheb' auch du, Carril. die gesunkne Kraft Erin's! steh' wie. ein Fels, Erwecket der bebenden Brust, o in Tönen berauschender Sänger! -)
129? Cuthullin und Connal beschirmen die Flucht Erin's
und sich selbst mit ihren Schilden auf dem Wagen. Die Pferde
reißen sich mit ihnen zum Hügel. Swaran sie verfolgend. -
Auf dem Hügel erscheint der Sohn Fithil's, mit der sinkenden
Sonne, die nahe bey den Felsen durchbricht. Fingal's Schiffe
hinter Swaran auf dem Horizont. - V. 254 - 285.
130? Cuthullin sitzt trauernd; Connal und der Barde Car-
ril bey ihm. Durch dickes Gewölk, das Cromla umgiebt, fun
keln rothe Sterne. - V. 286-413.

* Ein Herbsttag, der sich zum Winter neigt. Vor Sonnenaufgang wird der Himmel klar, die Sterne erscheinen funkelnd an ihm. - Mit dem Tage kommen Zugvögel über's Meer her; vom Morgen herauf Seenebel und Herbstregen. - Der Mond ist schon nach dem letzten Viertel; bald verschlingen ihn die Wolken, welche die Sonne verhüllen. Kurz vor Sonnenuntergang blickt er noch einmal durch, krumm im Abnehmen, und versinkt. - Nun strahlt die helle Sonne auch durch's düstre Gewölk, sie geht unter in zerrissenen wässerigen Wolken.
Drittel Gesang.

Cuthulliü's Geist entweichet der Trauer; ihm träufct Trost in die Seele der Tine Anmuth, wie Thau, der dem Morgen Vorhergeht. Cnrril singet noch Fingal's Kampf mit Storno in > ' der Jugend: Noch ist Ägandccca (sie, die gefallen, ein Opfer für Finga!) auf den Hügeln Morven's! "Sey mir gesegnet, Mund des Gesanges!" ruft Cuthullin: "Fingal war stark in dcr Jugend und ist es im Alter noch; stürzen wird noch einmal Lochlin vor dem Speere Fingal's!" -
131. Calmar kommt zu dem getrösteten Cuthullin, gestützt auf krummen Speer, (wie der dünne Streif des Mondes), blu"

Osslan. "Nl

tend in der Morgenröthe. - Fithil's Sohn eilt, Fingal'n die Noth zu künden. Connal und Carril führen die Kinder Erin's ab.- V. 1 - 171.

132? Swaran stürmt mit seinen Gefährten den Hügel. Cal-
mar sinkt langsam und bleich zu Boden. Cuthullin weinend, vor
gebeugt und langsam, den Speer hinter sich schleppend, geht in's Gebürg' hinein; Connal voran. Der Mond erblaßt und ver
schwindet. - Swaran sieht Fingal's Segel, hält, und kehrt mit seiner Schaar zum Strande zurück. Fingal im vordersten Schiff, mit vorgebognem Speer. - V. 172 -219.
133? Auf dem Hügel Fillan mit der Lanze, Ryno mit dem Bogen, im Glanz der Sonne; Fingal's Schiff hinter ihnen, er tritt aus dem Schiffe, die andern Schiffe legen sich mit den Se
geln groß vor das Ufer hin. Ullin schreitet über Lena's leichen-
besäte Haide zu Swaran hin. Der schlagt trotzig Fingal's Ein
ladung aus. ("Heute will ich kämpfen und morgen das Mahl
halten auf Fingal's Grab!")- V. 220-256.
134? Fingal tritt auf den Hügel; hinter diesem erheben sich die Segel. Vor ihm eilet Ryno durch die Ebene. Neben Fingal stehen: Ossian mit der Harfe der Schwerdter, Gaul mit dem Flammenschwerdt, Fergus, den Bogen gespannt, und Fil" lan/ bereit den Speer zu weifen. - V. 257 - 265.
135? Die Schlacht. (Tode fliegen über Lena's Haide, still und fürchterlich liegen die Völker gestreckt.) Fingal erhebt hoch den Schild, sein flammendes Schwerdt schmettert im Wirbel Leichen um ihn. (Er steigt auf mit der Kraft der Sonne, jetzt brennend am Mittage der Schlacht, würkend wie Trenmor's Geist, wenn er Morven besucht im Wirbelwind, zu schauen das Geschlecht seines Stammes: es erbrausen die Eichen dann im Gebürg', es stürzen die Felsen vor ihm hin. -) Lochlin's Heer weit umher verstreut auf der Haide; Ryno ein Feuerpfeiler.
Das Ende der Flucht. Gaul's Stirne düster; Fergus auf Fü
ßen des Wind's; Fillan wie ein Dunst. Ossian jauchzt hoch in
des Vaters Kraft. - V. 266-297.
136? Es sammelt sich Lochlin's Heer auf der Haide. -
Fingal sitzt am Hügel, gestützt auf Trenmor's Schild. Neben ihm steht Oscar mit Fingal's Speer, sieht herab auf den König, und hört aufmerksam dessen mahnende Worte an. Ullin sitzet vor Fingal's Schild mit der Harfe. Ossian und Gaul, Fillan und Fergus, ruhend. Ryno unten. - V. 2W -380. 20'
II. B.
137? Fingal sendet Fillan und Oscar über die Haide zum Beobachten. Gaul tritt auf mit funkelndem Speer. - V. 381 - 409. 138? Der Mond sinkt über dem ruhenden König (ein dün
ner Streif; Agandecca an seinem Rand.) - Gaul mit funkeln dem Speer. Ossian mit der Harfe der Schwerdter. - V. 410
-428.
* Ein völliger Wintertag; in der Nacht liegt ein kalter Nebel über dem Lande. - Der Mund ist kurz vor der Sonne auf; es ist nahe vor Neumond. - Die Morgenröthe blüht hoch im' Schneegewölk auf und gleich bey Sonnenaufgang kommt Schneejagd. Wie die Sonne aufgeht, verschwindet der Mond in ihren Strahlen. - Fliegendes Gewölk eilt mit Sturm der Sonne vorbey; der Schnee bedeckt die Ebene und das Gebürge. Die Sonne geht blaß unter; es wird hell in der Nacht, und friert etwas; der Mond erscheint eben nach Sonnenuntergang im kleinen Lichtstreif; die Sterne blitzen hell.
Vierter Gesang. mn ?: < ! ^H H.
'! Ossian singt Erinnerungen seiner Jugend vor Malvina, wie
- - er mit seinen zwölf Helden Evirallin erwarb. Er führt dann in der Geschichte des Feldzuges in Erin fort. Süße Sehnsucht umschwebt seinen Geist, die Schwerdter seiner Harfe verstummen, tief in die Seele drang ihm der Tine Geist, und aus ) einmal erscheint aus den Wipfeln der Eichen wie der dünne Streif des Mond's Evirallin's Gestalt. -
139? Evirallin erscheint, die bleiche Verkündigung des Mor"
gens. Ossian gerüstet mit dem Speer eilet Oscar'n zu Hülfe. Oscar erscheint blutbefleckt mit Fingal's Speer. Fern die kom
menden Söhne Lochlin's. - V. 1 - 155.
140? Fingal, aufgefahren aus dem Traum, sitzt an dem braunen Schilde Trenmor's. Agandecca's Geist fliegt längs dem Horizont des Meeres hin. - Oscar kommt von der Haide. - V. 156-182.
141? Fingal am Steine des Lubar's stehend, ruft die Hel'
den zusammen (übergiebt dem Gaul den Heeresbefehl). Geister
der Vorzeit erscheinen auf Sonnenstrahlen, roth im Gewölk des Morgens. - Es stürzen die Helden Morven's von allen Enden zusammen.- V. 183-217.
142? Fingal erhebt sich zur Höhe Cromla's, schauend zu"
rück auf sein Volk; (seine Schaaren fliegen zusammen: so trei-

Ossian. 3"9
ben Morgenwinde dem Glanz vorüber die dunkeln Wolken.) Drey Barden folgen ihm; er schwingt wie Blitze, um Zeichen zu geben, sein flammendes Schwerdt. -^Ryno eilt voran mit Bogen und Pfeil, Oscar mit ihm; ihnen nach ergießen sich die übrigen Helden. Gaul erhebt das blitzende Schwcrdt. - V. 218-229.
143? Die Schlacht. - Im Vorgrunde Ossian mit der Harfe der Schwerdter, schreckend die Völker; Oscar folgt seinem Schritt und streckt sie zu Boden. (Wie Schwerdter waten in Blut, wenn laut die tönende Harfe einherrauscht, so rollen Os
sian und Oscar dahin, weit über der Feinde Flucht hinaus un
ablässig Schlag auf Schlag führend, wie der Stein herabrollt vom Gebürg' und von Fels zu Fels in's Thal hüpft.) - V.
230-282.
144? Swaran stürmt den Hügel; Gaul reißt sein Volk
dahin; Ryno wie ein Pfeil vorauf. - Swaran drängt den Gaul. Fingal sendet den Ullin an diesen ab. - Swaran spaltet Gaul's Schild; Selma's Söhne fliehen. Fingal erhebt sich (schreyend) und die Streiter stehen beschämt. - V. 283 - 320. 145? Fingal schreitet hoch und groß zwischen seinen Helden einher. Die Söhne Lochlin's ziehen sich langsam zurück; Swa-
ran weichet zulezt, Schritt vor Schritt, fürchterlich blickend auf den kommenden Fingal. - V. 320 - 334.
146? Fingal's Helden, Gaul mit dem Schwerdt, Oscar mit dem Speer, Connal mit blauem Schild, Dermid im dunkelgelockten Haar, Ossian mit der Harfe, stehen um ihn und die feuerdurchwebte Fahne. Ryno, Fillan, und Fergus er
heben die Fahne ("mit Golde war sie geschmückt wie des Him
mels Muschel, die blau und weit in der Nacht gewölbet e"
scheint.") - Auf der Ebene von Lena stehen die Söhne Loch
lin's in fünf Haufen zerrissen; Swaran allein ("er, meiner
Flamme Wahl," spricht Fingal V. 378.) in der Mitte. (Groß, wild und fürchterlich ist die Schlacht, das Blut trieft von blauen Schilden Selma's,) -^ V. 334 - 409.
147? Fingal stürzt den Mathon nieder; Ullin erhebt neben ihm Gesang. - Cuthullin greift auf Cromla zum Schwerdt;
Connal hält ihn ab, und Carril eilt als Bote zu Fingal'n. ("So bald wie ein Regenstrom sich Lochlin verläuft, erschall', o Car-
ril! hold im Ohr Fingal's sein Preis, wie nach Donnern der
Vögel Stimme im Walde!") - V. 410-456.
* Frühlingstag; der Winter vergeht. Der Morgenstern kommt blutig in der Rothe des anbrechenden Tages. Es ist

>!0 U. B.

Thauwetter; mit der Sonne kommt Schneegestöber, es schmilzt der Schnee, die Sonne blitzt durch die Wolken. Dünste des vorigen Tages sammeln sich, es blitzt im schwarzen Gewölk. Die Sonne gewinnt ihre Kraft, zerreißt die Wolken-, der Himmel wird rein, und der Schnee rinnt von den Bergen in's Thal.
^ Fünfter Gesang.
148? Cuthullin trauert in der Höhle; Connal bey ihm sieht und segnet den kämpfenden Fingal. - Fingal und Swaran
ringen mit einander: die Berge wanken, in's Thal rollen die Hügel, die Bäche reißen aus. (So sielen einst auf Cona zwey Felsen, der Grund war durch Bache unterspült; die Häupter
stürzten gegen einander, und begegneten sich mit den Wipfeln
ihrer Elchen im Grund: andern Lauf nahm der Strom, und
verhüllte in seine Gewässer das Thal.) Umher stehen die Hel
den. - V. 1 - 53.
149? Fingal legt den Swaran gefesselt hin auf den Hügel,
und stellt Ossian und Gaul zu seiner Seite, ihn zu behüten. -
Er eilt in's Thal zur Verfolgung der Flüchtigen; Oscar, Fillan
und Ryno fliegen vor ihm her. - V. 54 - 69.
150? Fingal beugt sich über den erblaßten Orla hin; sieht
sich um, und über die Haide her Oscar und Fillan kommen. -
Ryno liegt erschlagen, am Horizont. Trenmor und Trathal em"
pfangen den Geist in der Wolkenhalle. - V. 70 - 172.
151? Fingal sitzt über Lamderg's Grabe. Ullin erhebt den
Gesang des Ruhms über Ryno's und Orla's Leichen. - ("Wes
Ruhm ist dort in dem dunkelumgrünten Grab?" fragt Fingal:
"Sag' an, o Mini soll Ryno ruhen bey ihnen?" - Hier be
ginnt die Erzählung von Lamderg und Gelchossa. Sie gehört
als Gegensatz zu den Belegen für das Gefühl der Ahnung, die
leise durchschimmert, von der endlichen Ueberwindung Swaran's
an, daß ein besserer Sinn und Geist sich erheben wird. - Swa-
ran ist gebunden. Gaul der starke hütet die wiederkehrende böse
Kraft; Ossian, mit seelendurchdringenden Tönen, wendet sie zum
Frieden. Nun sendet, wie neue junge Strahlen^ den Oscar und
den Fillan Fingal aus; Ryno eilt voran, wie die Blüthe: er ist
- in der Halle der großen Vater - Verkündig" des Sieges
Fingal's über das Böse. - Fingal trifft auf den Orla: dieser
ist, wie selbst Ossian, der untergehenden Sonne des alten Ruh"
mes zu vergleichen; Ryno hingegen der Held einer neuen Bot'

Osstan. "i

schaft, der helle weiße Schimmer nach dem Sinken, auf dem Horizont. - Macpherson spricht öfter von Christlichen Missionaren (duiciee"), mit denm Ossian zu thun hat, und an welche " einige seiner Erzählungen richtet; doch weiß er keine fruchtbare Betrachtung daraus zu ziehen. - Die Geschichte von Lam-derg und Gelchossa schließt sich auch in solchem Sinne hier an. Lamderg ist ausgegangen, gegen Ulfadda zu kämpfen. Ullin raubt seine Gattin, und vertheidigt dann das gefangene Gut. Er wird überwunden, doch Lamderg sinkt auch; über beiden schwindet Gelchossa dahin. - Fingal läßt seinen Ryno ruhen beym Grabe Lamderg's; auch den Orla vom Lota-Strom: "Sie sproßten empor wie ein Baum auf Hügels Höh'; sie sielen, der Eich' in der Wüste gleich, die quer nun über den Strom gestreckt im Winde welkt. O Oscar, du Haupt der gesammten Jugend! Sey gleich ihnen berühmt auf Erden! Du sahst, wie sie sielen, sey gleich ihnen der Barden Lied! Sanft in des Friedens Tagen war Ryno, er war dem Bogen gleich am Himmel, der fern' an dem Strom' erscheint, wenn die Sonne sinkt: Schweigen wohnt auf des Wildes Höh'.") - V. 173-364.
152? Ossian an der Harfe, Gaul am Speer, auf einem
Hügel im Vorgrunde, in der klingenden Nacht. Swaran, ne
ben ihnen, gefesselt, blickt hin auf erschlagene Haufen; hinter ihm
zucken Blitze im Gewölk. Es zieht sich ein Regenbogen durch,
über ihm eilt Orla's Geist. - Cuthullin hinter dem Felsen ver
steckt, über ihm der Mond, in dessen Schimmer Bragela's Ge
stalt. Er sieht den Fingal glänzend über die Haide nach Ossian
und Gaul hin den Schritt wendend. - Carril geht von Cuthul
lin zu Ossian; Ullin von Fingal zu Swaran. - V.365-390.
153? Carril schließt sich mit Ossian zusammen in Gesang.
- Es erscheinen die Geister der erschlagnen Söhne Erin's. Cu
thullin weinend hinter dem Felsen. Der Mond senkt sich in die
Eiche, die vom Felsen herab hangt. - Gaul erhebt sich; es
blitzen an der Spitze seines Speers die Sterne. Swaran liegt
neben ihm. - V. 391-419.
* Die Sonne naht ihrem Untergange. Der Mond im ersten Viertel als schmaler Streif. Die Erde ist wieder bloß von Schnee. -- Gestreifte Wolken lagern sich vor der Sonne, gehen mit ihr unter. Es ist Ostenwind. Die Sonne funkelt roth auf und sinkt; es flammen die Wolken an ihren Rändern. - Der Abendstem und der Mond stehen nahe bcy einander.


312


Sechster Gesang. '
" Noch immer tönt Carril's Gesang n"ch in Ossian's Ohr, dem
er damals die Freunde seiner Jugend gesungen: ,,Willkommen mir, o Carril, im Wirbelwind.' O kämst du, wenn ich allein, in Stunde der Nacht zu meiner Halle! - Und du kommst, mein Freund! ja oft vernehm' ich den leisen Griff von Carril's Hand an der Harfe Saiten, wo hoch an der Wand sie dort hangt/' (Ossian fällt hier in eine Klage, die der Culhullin's/ und weiterhin Carril's, ähnlich ist.)
154? Swaran sitzt unter den Helden. Die Flamme von
tausend Eichen lodert über der Haide. Fingal erregt die Bar
den zum Gesang. - Trenmor's und der Inibaca Gestalten er
scheinen unter Gestirnen der Nacht.- V. 1 -182. Min hatte
gesungen, wie Trenmor in Lochlin die schöne Schwester jenes
Königs, von welchem Swaran abstammt, Inibaca, erworben.
Unser Künstler versuchte auf diesem Punct, aber ohne sie durch
zuführen, eine Parallele dieser Geschichte mit jener von Grumal,
die Fmgal hernach erzahlt.)
155? Swaran verbirgt sein Gesicht in Fingal's Schoos;
es sinket von ihm die Fessel. Der Mond steht über Fingal. -
V. 193-216.
"Gesegnet sey mir dein Geist!" sprach zu Fingal Swaran: "im Frieden bist du ein Hauck des Lenzes; im Krieg ein Sturm im Gebürg'! Nimm meinen Händedruck der Freundschaft, König des hallenden Sclma's! Laß der Barden Gesang die Ge" fallenen klagen; Erin laß in den Schoos Lochlin's Geschlecht aufnehmen, daß Kinder des Nord's beym bemoosten Steine des Ruhms noch sehen die Stätte von der Väter Kampf, daß sage der Ilger: Hier war es, wo Fingal mit Swaran focht in der Helden Kampf. Dann bleibt uns ewiger Ruhm!"
Der König der Hügel sprach: "Es ist heut, o Swaran, am größten unser Ruhm! Denn wir eilen dahin wie ein Traum, in unsern Schlachtgefilden verbleibt kein Schall, es verlieren sich bald auch unsre Gräber auf der Hai"', es kennt der Jäger alsdann nickt mehr die Stätte unsrer Ruh'. Im Gesang er" schallen wohl unsre Namen! was frommt's, wenn dahin ist die Kraft? - O Ossian, Carril, und du, o Ullin! ihr habt Kun" de von Helden, die nicht mehr sind; gewährt uns Gesang vott voriger Zeit! Es schwind' in Schall die Nacht, und der Mor" gen kehr' in Freude zurück!"
Wir gaben das Lied den Königen; hundert Harfen gesellten sich unserm Gesang. Das Antlitz Swaran's ward licht, wie der volle Mond, wenn die Wolken schwinden, und still, an des Himmels Höh'/ er in Größe wallt.

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156. Es erhebt sich hoch, wie zum Denkmal, ein Felsen
stück, das im Kampfe zwischen Fingal und Swaran herunterge-
rollt war. - V. 217 -244.
157? Swaran und Fingal hören die Lieder der Barden.
Carril überreicht dem Fingal Cuthullin's Schwerdt; er verwei
gert es. Swaran wird still. - (Zum Troste Swaran's führt
Fingal selbst ein Beyspiel an, den Grumal. Grumal'n möchte
man in Lochlin dem Starno entgegenstellen. - Es soll mir hier
der Ort seyn, zu bemerken, daß durchweg eine Vergleichung wie
von Iahrszeiten sich aufdrangt. Swaran ist der Held der Zeit
und der Erde. Cuthullin des Mondes. Swaran kommt wie
der Winter über Erin, im Herbste, wo das Vermögen Erin's
zu einer wunderbar kräftigen Frucht in Cuthullin gediehen ist;
er überzieht Erin, daß so zu sagen fast nichts nachbleibt: die
Frucht geht in Calmar verloren, der Kern bleibt in Connal, und
Swaran herrscht wie der Winter. Nun kommt Fingal, über
wältigt und beherrscht den Swaran, schmiegt sich an ihn inner
lich und äußerlich, durchdringt sein ganzes Herz, daß Swaran,
der Winter, freywillig seine Söhne ruhen und dringen läßt in
Erin's Schoos; es kehrt in Swaran die Freude und er glänzt
in stiller Pracht der Sonnenstrahlen Fingal's. Cuthullin läßt
alle Kraft und den Kern verschwinden, und giebt Fingal'n das
Schwerdt. Dieser giebt ihm im Ruhm den Frühling und die
Blüthe zurück. Es wird Frühling, und Swaran weht im Win
de, wie die aufgeblühte Knospe. Er landet an Lochlin's, der
Erde, Strand, und die Jagd Fingal's ist das Haschen der neuen
Frucht, welche von Swaran kehrt zu Erin, das rechte Versenken
der Kraft des Geistes in den Schoos der Erde. - Fingal nennt
die Ausdauer Grumal's "der Helden Preis." Die Barden sol
len ihn erheben, daß sein strebender Geist an ihrem Ruhm sich
erquicke. Ossian fühlt auf diesem Punct der Erzählung selbst,
daß jetzt Winter ist, und klagt in der Einöde am Cona.) -
V. 245 - 300.
158? Swaran segelt im Morgenhauch. Fingal erhebt sich
zur Jagd. - (Hiemit komme ich auf eine andre Vergleichung:
Der Mond geht durch die vier Tage des Gedichts in allen sei
nen Verwandlungen. Im Anfange ist er abnehmend; es zieht
sich Luthullin vor Swaran zurück. Am zweyten Tage ist Neu"
mond; Cuthullin wird Calmar's beraubt durch Swaran. Am
dritten der Mond im ersten Viertel; Cuthullin sieht aus der
Höhle Fingal'n siegen; Agandecca erscheint dem Fingal, wie Evi"

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rallin dem Ossian, in der Nacht. Am vierten ist Vollmond, " verbirgt sich hinter einen Felsen und tröstet den Cuthullin; er geht erst auf, da Fingal von der Jagd zurückkehrt; und er um" giebt auch Swaran's Haupt. - Das Wachsen dieser beiden Helden bietet ein zartes Gleichniß dar, wie das eines Jünglings und eines Mädchens. Swaran ist wild, und, wie er kommt, mehr allein. Cuthullin fröhlich, zart und geschmückt. So ist auch der Gegensatz im Kampf, und in der Jugend. Swaran wuchs zum wilden unbändigen Buben heran; er verdirbt Cu" thullin's Zierde, den Cormac; Cuthullin zieht sich in die Höhle zurück. Swaran wird wundersam ergriffen von Fingal's Geist, und wendet sich zu ihm. Cuthullin schickt schüchtern, beschämt und still, sein Echwerdt an Fingal. - Nun segelt Swaran, getrieben von Erin's Wind. Fingal, der Geist der Liebe, treibt in Beiden sein Werk.) - V. 301 -315.
159? Fingal bey Ryno's Grabe. (Sein Geist trauert mit
ten in der Lust der Jagd, über den Fall Ryno's, gleichsam der
Blüthe und des Boten des kommenden Fingal's.) - Cuthul
lin vor den Gesendeten Fingal's, Dssian, Fillan, und Gaul.
(Connan, gleichsam die Erinnerung der Jugend und des Geistes
Cuthullin's, will dem Verzagten die Wehr abnehmen, ihn mah
nend an seinen Willen, welchem Amt er vorstehen wollen, als
er es übernommen, Erin's König zu schützen, den Schwachen.
Fingal heißt den düstern Jüngling schweigen, und tröstet den
Cuthullin.) - V. 316-390.
160? Es hebt sich das Mahl, und Cuthullin wird fröhlich.
(Cuthullin sah sich Swaran erheben; es ist in ihm die völlige
Hingebung an Fingal, und Trauer über das Verlorne (die Blü
the); doch bey Fingal's tönenden Liedern erhebt sich in ihm die
Frucht, und sein Ruhm steht im vorigen Glanz.) - V. 391
- 398.
161? Fingal's Fahrt aus dem Meer. - V. 399-406.

* Eine Maynacht, und ein Morgen, wenn der Frühling in Sommer übergeht. Die Erde ist weich von überströmendem Gewässer, die Berge werden dunkel beym abgenommenen und schmelzenden Schnee. Der Nordstern funkelt hell; es tönt in flimmernder Nacht; der Mond ist untergegangen. - Fruchtbarer Thau kommt über die Erde; der erste Morgenstrahl erleuchtet hell die Bergspitzen, sie schauen auf das dunkle Thal. - Nun fällt auf dunkelgrünen Boden der erste Sonnenstrahl. Die Sonne steigt aus dem Meer, es erhebt sich ein leichter Landwind, die Blü-


Ossian. - "15

then wehen in der Luft; die Sonne scheint warm in die quel lenden Knospen; der Saamenstaub webt duftend und ergießt sich von Blume zu Blume, Bienen summen um Blumen. Ruhig ist der Tag, labende Warme der Sonnenstrahl, und die Geister weben im wirbelnden Glanz des Mittags; die Seele des Menschen schwelgt im süßen Erguß des belebenden Lichtes.
-
- In den Liedern von Selma haben wir den Dscar, Dssian und Fingal, als Gestalten kennen gelernt. Hier in dem Gedichte Fingal sahen wir sie dem gemäß handeln. Wie soll aber die Ahnung des Wesens von Trenmor, die Gestalt, wie er im Wirbelwinde auf Morven erscheint, deutlicher an den Tag gelegt werden, als da, wo Fingal, die Sonne selbst, auftritt in der Schlacht, und wie er sein Panier wehen läßt durch des Himmels Raum, daß es alle seine Helden mit ihren Heerschaa-ren umfängt? In diesem Liede verklärt, so zu sagen, Trenmor feine Gestalt, denn sein Stamm lebt und webt in seinem Panier- Cuthullin erscheint in allen Verwandlungen des Mond's; und Swaran wie die Erde.

- Die drey Hauptgestaltungen in diesem Gedichte sind: 1. Die Sonne (personisicirt in Fingal). Sie steht in ewig unwandelbarer Kraft: in Hoffnung, Liebe und Zorn, da; wendet sich zu dem, der sich ganz zu ihr wendet, vertilgt den Stolz und Dünkel, löset allen Unglauben vernichtend auf durch die Gluth im Wirbeln ihres Glanzes. 2. Die Erde (Swaran.) Wendet sich hochmüthig und eigengläubig von der Sonne; zwar dringt in der Einsamkeit des wechselnden Mondes Glanz wie Erinnerung in ihre Seele; sie verwirft aber in ihrer Abneigung die tröstende Gestalt, und verhärtet in ihrem Eigendünkel. Der Zorn der Sonne schlägt ihre Werke in Stücken, sie sieht finster auf die Trümmer ihrer eignen Schöpfung hin. Da die Sonne ihr Antlitz von ihr wendet, tritt Hoffnung mit der Erinnerung im Glänze des Mondes auf; sie läßt fahren die Anhänglichkeit an die leeren Gestalten ihrer Schöpfung, und sinkt an den Busen der kommenden Sonne ohne Gegenwehr; steht nun im Glänze ihrer Gestalt, würket im Angesicht ihres Helden, und ruhet umschlossen vom süßen Lichte des Mondes. 3. Der Mond (Cuthullin.) Ist hell und glänzend, auch getrennt von der Sonne, doch wird er dann überwunden durch die finstre Abneigung

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der Erde, und kehret schnell zurück in den Schutz unter ihren Strahlen; die Sonne verschlingt ihn in ihren Glanz, und entläßt ihn wieder mit wachsender Kraft und Hoffnung, zu wür-ken auf die finstre Erde.

Dreyerley Kräfte offenbart uns die Sonne: Eine die in" wendige ewige in der Zeit, die erzeugende, gebärende, und verschlingende, die in ihrer eignen Tiefe ohne Grund immer tiefer und unergründlicher würket; eben dieses selbige im Wirbel der Ewigkeit, ohne Anfang gebärend, und ohne Ende verschlingend. - Die zweyte, rein ausgehend von jener, ein eilender Bote, selbst wandelnd, zu verkündigen den Grund ihres Wesens; auch wenn er schweigt noch umflossen von Erinnerungen, anschauend in sich den ewigen Grund seines Ursprungs, bestimmt zu erwachen zu stets neuem Würken ohne Gränzen. - Die dritte: verschlungen in die Sonne doch bestehend seyn für sich im Schutze ihres Glanzes, unbewußt der eignen Existenz, nicht wür-kend in sich, nur empfangend ihr Bild; bringend Erinnerungen den fernen abgewandten Geliebten u. s. w.
Drcyerley Schrecken gebiert die Erde: Ein abgewandtes, Licht verschlingendes, wüthendes und verzagendes, das ewig in Angst sich verbergen will, wo kein Raum ist, würken will ohne Kraft, seyn ohne zu eristiren. - Zweytens, ein in Wuth verzehren wollendes das erinnernde Dritte, das nur Angst bringt von dem ersten; in welches Dritte es aber verschlungen wird, nicht ist und gleichwohl ewig sich ängstend vom Zorn gejagt wird in das erste.
Drey sind Hoffnungen, die der Mond erweckt: Ein ruhiges ist in ihm, das geht und kommt, sich nicht wendet von der Hoffnung auf das Licht, und flieht vor der Finsterniß; bringt, nicht nimmt, glaubend erhält das Verlorne; auch wankend nicht weicht von der Hoffnung. - Das zweyte, das kommt und bringt; wenn ihm die Kraft genommen, doch nicht sterbend; wieder sich wandelt und wendet zum ersten. - Das dritte, wieder ziehend das Trauernde um die Verlorne Gestalt zum Grunde neu belebenden Glaubens.
Ossianwendet sich zum Hoffen, sich selbst vernichtend in seinen Werken; in seinem Glauben an die Gestalten seines Geistes, hinter dem Untergang der ewigen Gestalt der Sonne selbst" ahnend die kommende Offenbarung des Wesens zum Seyn.


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