Daniel Runge et al.
Der Krieg von Inisthona (Ossian)
Der Krieg von Inisthona (Ossian)
^ ' Unsre Jugend ist gleich des Jägers
." Traum auf dem Hügel der Haide.
,7 . Er schläft im milden Sonnenstrahl; ,
" ^ Dock ihn erweckt der Sturm:
^ ., Rothe Blitze leuchten, 5^^
^ .,' Der Bäume Häupter schwanken im Wind. -
Er denkt mit Sehnen der Sonne Tag/
Seiner Ruhe lieblichen Traum.
Wann kehret Osstan'ö Jugend? ^ ,! ^ . Wann am Waffenklang .. , ...,,. Seines Ohres Lust? "- ^
Wann schreit' ich im Glänze
De" Stahles, Oscar'n gleich? -
Kommt mit euern Ströme"/ "
Ihr Hügel von Cona! '
kauschet Osstan's Stimme.'
Wie die Sonne steigt
In meiner Seele Gesang auf; '
Wonnen fühl' ich voriger Tage. '
O Selm"! deine Thürme schau' ich,
Deiner schattigen Mauer Eichen!
Deine Strlme klingen im Ohr; , I
Deine Helden sammeln sich rings. . .
Fingal sitzt in Mitten, 4 ../.
Gestützt auf Trenmor's Schild; ! "
An der Mauer steht sein Speer: I
Er lauscht der Barden Lied. "p ^ ^
Es tint von Thaten seines Arms, '"' r?.,
Von des Kinigs "ürkender Jugend.
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Oscar/ gekehrt von der Jagd, vernahm des Ahnen Preis.- Von der Mauer nahm er Branno's (seines mütterlichen Groß" vaters) Schild: Thränen füllten die Augen; es brannte die Wang' ihm der Jugend. - Scheuen bebenden kaut's - in der Hand ihm schwankte meines Schlachtspeers blankes Haupt - sprach er zu Morvcn's König: "Finaal! der Helden König! Osstan! der nächst' ihm im Kampf! ihr habt gekriegt in der Jugend: eure Thaten preiset das Lied. Oscar muß seyn wie Cona's Nebel: ich erschein' - und zerfließe. Nicht Hirt der Zukunft Barde meinen Namen: der Jäger wird nickt suchen mein Haidemaal. - Kämpfen laßt mich, ihr Helden! in Inis" thona's Schlachten: - Fernab sey mein Kampfland; nicht hlren sollt ihr Oscar's Fall. Es finde mich dort ein Barde, geb' Oscar's Namen dem Lied! Es schau' mein Maal des Fremden Tochter, weine den Jüngling, der kam von weitem. Ei spreche der Barde beym Fest: Hört von Oscar'n, dem Frem" den, das Lied!"
z,Du sollst kämpfen, Oscar!" sprach der Klnig Morven's: "Sohn du meines Ruhms! Rüstet mein braunes Schiff: es bringe nach Inisthona meinen Held.' - Sohn du meines Sohns! gedenk' nun unseres Ruhm": Von der Ehre Geschlecht sind wir! Laß nicht sagen des Auslands Kinder: Schwach sind Morven's Sihne! Im Kämpfen ein brüllend Wetter, sey mild im Frieden, wie Abendstrahl. - Sag', Oscar! zu Inis-thona's König: Seiner Jugend denke noch Fingal, da selbander wir strebten kämpfcnd, in Agandecca's Tagen. -"
Sie spannten die rauschenden Segel: Wind pfiff durch der Masten Riemen. Wellen klatschten an schlammige Felsen; laut aufbrüllte die Kraft des Meers. - Es sah mein Sohn von der Woge das waldige Land. Er rauscht' in Runa's hallende Bucht: Annir'n der Speere sandt' er sein Schweröl.
Der graugelockte Held heißt ihn willkommen, führt ihn in die Halle. Drey Tage kreis'te die Muschel; dann wurden die Eber Runa's verfolgt. Sie kommen ermüdet zum Grab der Söhne Annir's: auf Ruro's Grab der Stein, auf Argon's der Baum. Der Vater erzählt dem Gaste, wie sie gefallen in ih" rer Jugend: "Cormalo gebeut zehntausend Speeren; er wohnt an Lano's Wassern, sendend die Dünste des Tod's. Er kam zu Runa's tönenden Hallen, strebend nach Ehren des Speers: wie der Sonne Frühstrahl schön; wenig Kämpfer nur standen dem Jüngling. - Meine Helden erlagen Cormalo'n: meine Tochter ergriff die Liebe. - Vom Jagen kehrten Argon und Ruro: ihnen quollen Zähren des Stolzes. Stumme Blicke warfen sie Runa's Helden zu, die dem Fremdling' erlegen. - Drey Tage geschmaust mit Cormalo'n; kämpft' am vierten mein Argon. Wer durft" kämpfen mit Argon? Cormalo lag. - In
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Schamwuth schwoll sein Herz, Tod brütend meinen Sühnen. - " - Und weiter, wie er die beiden jungen Helden auf der Jagd meuchlerisch gemordet/ die Tochter dann geraubt habe.
101? Cormalo siegt im Ehrenkampf (Turnier) gegen An"
nil's Helden. Dessen Tochter wird in ihn entzündet.
102? Argon und Ruro kommen von der Jagd; sehen ihn
als Sieger.
103? Argon bezwingt den Cormalo im Kampf.
104? Cormalo ermordet im Walde mit Pfeilen die Brü
der, und entführt Annir's Tochter.
105? Der Hund zeiget Annir'n zur Statte, wo die Ge
mordeten liegen.
106? Oscar fordert von Fingal und Ossian die Führung
des Krieges von Inisthona. Die Barden in der Halle Fingal's.
Die Jünglinge rüsten ein Schiff.
107? Oscar landet bei Annir'n, der ihn in seine Burg führt.
108? Oscar und Annir kommen auf der Eberjagd zu den
Gräbern Argon's und Ruro's. Annir erzahlt ihren Fall. -
"O Ronnan!" rauschend empor sprach's Oscar: "Ogar! Fürsten des Speere! Ruft meine Helden, des quelligen Mor-ven's Geschlecht! Heut' geht's an Lano's Wässer, sendend die Dünste des Tod's! Nickt lange juble Cormalo! oft ist der Tod auf Spitzen unsers Schwerdt's!"
109. Oscar ergreift Schild und Speer und ruft Ronnan
und Ogar zur Schlacht.
Sturmwolken brausten sie haidwirts, wie, farbig von Blitzen die Säume, sie wälzen durch Wüsten die Winde, wann kündet der Haine Sckallen Orkan. - Oscar's Schlackthorn tlnt: in allen seinen Wogen erbebte der Sumpf des Tod's.- Sich schaaren die Slhne des See's um Cormalo's Schildhall. Oscar kimpft': es erlag dem Helden Cormalo, und des dunsti" gen Lano's Sihne entftoh'n zu den heimlichen Klüften.
110. Cormalo fällt unter Oscar's Schwerdt. Die Feinde
fliehen.
Die Tochter Imsthona's bracht' Oscar heim in Annir's schallendes Haus: Freuoenglanz erhellt des Alters Antlitz; er segnet den Schwerdlfürst.
111. Er bringt Annir's Tochter zurück, und Freude vn-
breitet sich.
^°Üch MG ',
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. :"" Wie war Ossian's Wonne groß, .
Die fernen Segel schauend des Sohns, '
Wie kichtgewilk aufdümmert im Ost, -"
Wenn im fremden Land der irre '
Wand'rer streift, unholde Nacht "
Ihn umgraust mit Geistern.'- "^ >>
' Wir brachten gen Selma mit kiedern den Held:
Fingal gebot der Muscheln Fest. vscar'n nannten der Barden tausend: " Morven hallte wieder den Klang.
Dort war Toscar's Tochter, ü ^ ^
>, Mit der Glimme wie Harfe,
Wenn die fernen Tin' am Abend Herwch'n sHuselnde Lüftchen des Thals. -
112. In Selma führen die Barden Dscar'n im Triumph ein. - Malvina tritt ihm entgegen.
O legt mich, die ihr das Licht seht, . >
An einen Fels hin meiner Hügel.' >
Laß die dichten Haseln über ^ " ,sz
Hangen, die Eiche schauern!
Grün sey meine Ruhstatt, - "'
^ Der Hall des fernen Gießbach's rausche.
Nimm die Harfe, Tochter Toscar's.' "
Schlage Selma's lieben Gesang,
Daß Schlummer meine Seel'
, Ereil'in ihren Freuden, ' !
Daß kehren meiner Jugend Träume, .
^ Tage des müchtigen Fingal's. - /
Selma! deine Thürme schau'ich, "
" Deine Eichen, die schattige Mauer! < '
Deine Helden, o Morven! kommen! < .
Deiner Barden Gesinge tinen! ^
' Oscar erhebt Cormalo's Schwerdt:
Tausend Jünglinge staunen , " ? ^ k?
,, Dem buckelnreichen Geriem'!
Ein Wunder ist ihnen mein Oscar: ^ Sie staunen des Armes Macht! - Sie seh'n den Freudenstrahl
' In seines Vaters Aug': ^-
Sie begehren nach gleichem Ruhm. "
? " ,su und nicht mangeln soll dir dein Ruhm,
Des auellcnreicken Morven's Geschlecht! Oft im Lichte strahlt mir der Geist,
Dann denk' ich meiner Jugend Freunde.
Schlummer aber sinket
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Mit der Harfe Tlnen:
Frohe TrHume dämmern auf. -
Laute Jäger! - - -
Stehet ferne, ^
Sliret meine Ruh' nicht.' -
Der Barde der Vorzeit ^
Spricht mit den Vätern,
Den Herrschern der Vorzeit.' ^
kaute Iiger!
Stehet ferne:
Stiret Osstan's Traum nicht.
113. Die Helden von Selma umgeben Oscar'n, bewun
dernd die Buckeln von Cormalo's Schwerdt. Ossian jauchzet
laut, ergreift die Harfe. - Fingal erhebt sich auf Trenmol's
braunem Schild. (Es kommt in dem Jubel der Wirbelwind
Trenmor's.)
Hier erhält Oscar zuerst von Fingal'n die Freyheit. Er siegt, - wie Trenmor siegte wider die Römer, Fingal gegen Lochlin, und wie Ossian gegen Dunthalmo, den Mörder Rathmor's, in Erin, - so am Lano gegen Cormalo. - So steht Trenmor (der Wirbelwind Trenmor's) am Mittag, wie der brennende Strahl der Sonne; Fingal wie der Aufgang im Osten; Ossian, der innerliche feste Punct, im Norden; Oscar, der Abendstern im Westen. - Trenmor steht dem Ossian, Fingal dem Oscar entgegen. - Ossian erhebt in diesem Gedichte einen Freudenjubel; wie wir nun bald (in dem Gedichte Fingal) im Wirbel der Schlacht sich rühmen hören werden die Helden von Selma.
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