ask23 > Daniel Runge et al.: Der Krieg mit Caros (Ossian)
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Daniel Runge et al.

Der Krieg mit Caros (Ossian)




Der Krieg mit Caros (Ossian)



Bringe mir, Tochter Toscar's, Die Harfe: des Liedes Licht geht Auf in Ossian's Geist, Der sich gleichet dem Feld, Wenn rings Dunkel decken die Hügel, Langsam wachsen die Flur Der Sonne hinab die Schatten.

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Ick sehe meinen Sohn, Malvina! ??! V °
Bey des Crona's moosigem Fels, - .
, ., ^ Ach nur den Nebel der Wüste, -, .
<",',"' Gefürbt vom westlichen Strahl! - ,,
Hold ist in Oscar's Gestalt ' . . ' ^
Der Nebel. Meidet ihn, Winde.' '"'
' Stürmend hinan zu den Hih'n! -


76. Dssian greift blind nach der Harfe; es schreitet Dscar's
Geist mit dem Abendstern über dem Horizont. - (Späterer
Entwurfs Dscar steht auf bemoostem Felsen, hinter welchem die
Sonne untergeht.

Wer kommt zu meinem Sohn mit dem Murmeln eine" Lied's? Sein Stab ist in seiner Hand, los im Winde fein graues Haar. Bittre Freude hellet sein Antlitz: oft nach Caro" blickt er zurück. - Rpno ist's des Gesang's, der ging zu spühen den Feind.
Was macht Caros, der Schiffe König? sprach des nun trauernden Ossian's Sohn: spreitet er seines Stolzes Fittich, 5 du Barde der Vorzeit?
Er spreitet ihn, Oscar! spricht Ryno: doch hinter gescharrten Haufen; er kuckt über die Steine mit Furcht, und sieht schrecklich dich, wie den Nachlgeist, der die Wog' ihm wälzt "n die Schiffe.
^ Geh', du meiner Barden erster! sprach Oscar: nimm Fin"
gal's Speer; heft' eine Flamm' an die Spitze, schwing' ihn in die Winde des Himmels; ruf ihn in Liedern: er komme, verlasse das Tosen der Woge! Sag' ihm, Schlacht gelüste mich: satt habe mein Bogen auf Cona der Jagd! Sag' Caros, es sep'n die Starken nicht hier, und jung sey mein Arm.
77. Oscar sitzt am Crona. Ryno bringt ihm Botschaft
von Caros.
Er ging mit den Tinen des Lied's. - Oscar erhub den hallenden Ruf. Zu seinen Helden drang "r aufBerghlh'n, gleich dem Wiederhalle der Kluft, wenn brüllt das Meer Togorma's, in den Wipfeln sich treffen die Winde. - Sie kommen. ge" dringt um Oscar, wie, nach Regen, die Ströme vom Hügel rauschen herab in prangendem Sturz.
Ryno kam zum mlchtigen Caros, und schwang den flammenden Speer: "Komm' in Oscar's Schlacht, der du sitzest über der Fluchen Gewog'! Sehr fern ist Fingal: in Morven lauscht er der Barden Lied; der Halle Licht ist im Haar ihm; sein schrecklicher Speer ihm zur Seit', und sein Schild, dem ver> dunkelten Mond gleich. Komm' in Oscar's Schlacht, o Caros! allein ist der Held."

78. Ryno eilt mit Oscar's Speer gegen die Schiffe. -
Oscar ruft; es kommen seine Helden gedrängt um ihn.
Er kam nicht übenden strömigen Carun: heimkehrte Ryno mit seinem Lied. - Nackt ergrauet' über'n Crona: verbreitet ist der Muscheln Fest. Hundert Eichen stammen im Winde; matt stimmt Lickt her über die Haide; der Höhen Geister durchschweben die Halle, zeigen dämmernd Gebilde von fern: Auf Gewölk halb sichtbar Comala; Hidallan düster und trüb'/ wie durch Nebel der Nacht, verdunkelt, der Mond.
Wie so gramvoll? fragte Rpno (der Barde nur schaute den Held): wie so gramvoll, o Hidallan? empfingst du nickt deinen Ruhm? Uns tönten Ossian'ö Lieder, und im Wind' erglänzte dein Geist, dick entneigend der Wolke, zu lauschen von Mol-ven's Barden dem Lied. -
Und schau'n deine Augen den Held, sprach Oscar, wie, dämmernd, ein Nachtdild? Sprich, o Ryno, wie siel, der so berühmt war in Tagen der Väter? Es lebt sein Nam' um die Felsen Cona's; oft sah' ich seiner Hügel Ströme.
79. Ryno kehret zurück; Oscar verbreitet das Mahl. -
Comala und Hidallan erscheinen mit andern Geistern im Abend
schimmel am Himmel.
Rpno erziklt, wie Hidallan gefallen sey: Fingal verwieß ihn aus seinem Krieg. Einsam, lrüb', entlang die Haide schleppt' er schweigend den Schritt, die Waffen, lässig, hingen zur Seit' ihm, drey Tage lang irrt' er bis zu Lamor's Hallen, des blinden Vaters, an Balva's Strom. Dieser, nachdem er gehört, wie er gekommen, wird betrübt, ruft den Geistern der Väter, die Schande von ihm zu nehmen; er sendet Hidallan, ihm zu dringen Garmallon's Sckwerdt, das einem Feind' er nahm; mit seiner Hand anfühlte die Spitze der graugelockte Held, läßt sich führen an Garmallon's Grab und durckstickt dort die Seite des Sohns. - Sie ruh'n beysammen: es modern die alten Hallen "m Volvo; das Volk scheut Lamor's Ort.
Oscar's Seele seufzt um Hidallan: er fiel an seiner Jugend Tag; mit der Wüste Windstoß stiegt er, sein Wallen im frem" den Land.
80. Ryno erzählt'dem Oscar Hidallan's Tod.
(Oscar spricht:) "Söhne des hallenden Morven's.' zieht
näher den Feinden Fingal's; vertreibt mit Liedern die Nacht,
wacht über des Caros Kraft! Oscar geht zu den Männern der
Vorzeit, zu der stillen Berghöb'n Schalten, wo seine Väter,
dämmernd in Wolken sitzend, schauen der Zukunft Krieg. -
Und bist du mit ihnen, Hidallan! wie ein halbcrloschner Licht
streif? - Laß schauen in deinem Gram dich/ des schlangelnden
Balva'ö Fülst!"
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81. Oscar zieht mit den Söhnen Morven's durch den Schat
tenhain zwischen Gräbern der Väter.
Auf die Helden mit Liedern. - Oscar ersteigt den Hügel langsam. Der Nacht Gebilde senken sich vor ihm auf die Haide. Fernher rauscht, wie heimlich, ein Gießback; nun und dann ein Windstoß durch alte Eichen. Der halbe Mond sinkt trübroth hinterm Hügel. Matte Stimmen entftuseln der Haide. - Oscar zieht sein Schwerdt.
82. Oscar's Gefährten trennen sich von ihm. Er steigt
zum Grabhügel hinan; Hidallan's Schatten sinkt trübe mit
dem Mond.
"Kommt! o meiner Vlter Geister.'" so rief der Held: "die ihr gesockten wider der Welt Beherrscher! Kündet der Zukunft Thaten mir, und was ihr zwiespracht in den Hihlen, wenn ihr schwlyt und zuschaut euern Söhnen in der Tapfern Gefild'!"
Trennwr kam von seinem Hügel, auf die Stimme des mich-tigen Sohn's. Ein Gewölk wie des Fremden Roß trug seine luftigen Glieder; sein Kleid ist von Lano's Nebel, der Tod bringt unter's Volk; sein Schwerdt ein grünlicher Lichtstreif, halberloscken; dunkel und ohne Gestalt sein Antlitz. Dreymal seufzt' er über den Held: dreymal brüllte der Nachtsturm rings.
Viel' waren seiner Wort' an Oscar; doch sie kamen nur
lautweis' uns zum Ohr. Sie "inten dunkel, wie Kunde der Vorzeit, eh' aufstrahlte des Liedes Licht. - Mählig schwand er hin, wie auf sonnigem Hügel der Thau schmilzt. -
Damal geschah's, o Tochter Toscar's! daß meinem Sohne kam der Trübsinn. Nahen schaut' er seines Stamms Fall. - Sinnig düster stand er zu Zeiten, wie die Sonn' im Schleyer der Wolke: nachmals aber blickt sie von ihrem Dunkel her "uf die grünen Hügel Cona's. -
83. Trenmor, auf Wolken jagend, erscheint dem Oscar wie
ein flammendes Nordlicht. Oscar sitzt ernst am Grabe der Väter.
Bep den Vätern blieb Oscar die Nacht; der graue Morgen fand ihn am Carun.
Grünes Thal umringt ein Grabmal, erhöht in Tagen der Vorzeit. Hügelchen heben nicht fern' die Häupter, alte Wipfel streckend dem Wind. - Dort saßen des Caros Krieger; sie überschritten bey Nacht den Strom: dort, alter Fichten Stämmen gleich, erschienen im blassen Morgenlicht sie.
84. Oscar steht mit Tagesanbruch allein auf hohem Grab
hügel. Auf den kleinern stehen überströmend des Caros Schaaren-
Oscar stand am Gradmal; erhub dreymal den schrecklichen Ruf. Wiederhallten die bebenden Hügel, die zitternden Rehe

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entsprangen, und die bleichen Geister der Todten floh'n kreischend auf ihrem Gewölk. - So furchtbar war die Stimme meines Sohns, rufend hen Freunden.
Tausend Speer' erhuben sich rings: auf sprangen des Caros Streiter.- Wie? Malvina! Thränen? - Mein Sohn, ob auch allein, ist tapfer. Wie ein Himmelsstrahl ist Oscar: wenn er sich wendet, fällt das Volk; seine Hand wie eines Geistes Arm, den er streckt von seinem Gewilk: nicht sichtbar des dünnen Gebild's Rest, doch die Vllker sterben im Thal.
Nah'n sieht mein Sohn den Feind; er steht im stummen
Düster der Kraft. "Bin ich allein," spricht Oscar, "mitten
unter tausend Feinden? Da ist mancher Speer! manch finster-
rollend Aug'.' - Soll ick cnlflieh'n zu den Hih'n?
Und floh'n "e meine Väter? Das Merkmal ihres Arms ist in tausend der Schlackten: Oscar auch will berühmt seyn. Kommt, meiner Väter bleiche Geister.' schauet meine Kriegsthat: Fallen kann ick, aber ich will berühmt seyn, wie des hallenden Mor-ven's Geschlecht."
Breit stand er auf seinem Platz, wie schwellende Fluth
im engen Thal. Es kam die Schlacht, - sie fielen: blutig
"ard Oscar's Sckwcrdt. - Zu seinen Helden am Crona
drang ihrer Waffen Geräusch: sie kamen wie hundert Strime.
Es fioh'n die Krieger des Caros

85. Oscar schreyt, wendet sich, und stürzet die Andringen
den erschlagen vom Hügel; die übrigen fliehen.
und ein Fels, vom ebbendem Meer verlassen, blieb mein Oscar. Nun düster und tief, mit all' den Rossen, wälzte die Heers" macht Caros her. In ihrer Woge zerfließen die kleinern Strime: umher erbebet die Erd' im Grund. - Schlacht rauscht von Flügel zu Flügel: zehntausend Sckwerdter durchleuchten
"uf eins die Luft. Doch, Ossian singe von Schlacht?
Nie mehr im Krieg erglänzt mein Stahl. Traurig denk' ich der Jugend Kraft, fühl' ick die Schwäche des Arms. Glücklich, die fielen in Jugend, mitten in ihrem Ruhm! sie sahen nicht ihrer Freunde Gräber: erlagen nimmer zu spannen den Bogen der Kraft. - Du bist glücklich, Oscar! in deiner sausenden Windsbraut: oft gehst du auf deines Ruhm" Felder, wo Caros fioh vor deinem gehobnen Schwerdt. -

86. Es hebt, wie aus ebbendem Meer die Ufer, sich Os
car's Heer über des Caros (brandende Macht) brausende Schaa-
ren. Oscar schlagt den Caros in die Flucht.


Dunkel graut auf meiner Seele,
O schine Tochter Toscar'i! ^ ^
Ich seh' nicht meines Sohn's Gebilde mehr am Carun;


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Am Crona nicht Oscar's Gestalt. -
,:: : ^'" Weg rissen ihn brausende Winde, "z(5!
Und seines Vater" Herz ist trüb'. - '"
?- . Aber leite mick, Malvina! ^n^ !
Zum Hall meiner Wälder, zum Tosen !
? Meiner Bergesstrome,
y- Laß ertinen auf Cona die Jagd,
Daß voriger Tag' ich denk" - ,
Und bring' mir, Mädchen, die Harfe,
n?' Daß ich sie schlage, wenn aufstrahlt ' '-'
,, In mir der Seele Licht. - '' "' <.
^ Sey nah', zu lernen das Lied: /, .
Und künftig" Zeiten hlren von mir!

'
87. Ossian, geleitet von Malvina, geht in die dunkeln Haine auf Cona. - Oscar verschlungen in das Licht der Sonne. - Ossian verhallt in Geisterträumen:


Der Schwachen Söhne nach uns
, ^ Werden Stimmen erheben auf Con"/ >
^,-, , Sagen: "Ossian wohnte hier!" !?,A <,: -^ ^
, Blickend hinauf zum Fels; "^ <
,i,,^ Staunen ob der Alten Häuptern, , ., ^
Ob Geschleckten, die sind nicht mehr -
Indessen wir fahren .^. ^,
n ij Auf unsern Wolken, Malvina.' " ,
Auf brausender Winde Fittich! ' i' ^ '
.:> Unsre Stimmen hire die Wüste
Zu Zeiten: auf Lüftchen der Klippe
,' Wollen wir singen.


* Die Sonne sinkt, der Ätzendstem steht am Himmel; weiter zieht der Mund im ersten Viertel herauf, seine dunkle Seite ist sichtbar. Es schauert ein Wind durch die Haine der
Verstorbenen. Der Mond sinkt unter; die Fluth steigt Die
Ströme rauschen von gefallenem Regen, die Fluth überschwemmt das Land bis auf einen einzelnen Fels. Ein Nordlicht leuchtet auf am Himmel. - Die Sonne geht auf; es heben sich vom Felsen Seevögel über die Fluth; sie stürzet zurück, und rauscht, brausend von allen Hügeln, ebbend in's Meer.

Oscar ist die jugendliche, sichtbare Vollendung Ossian's - wie Ossian ist der Spiegel Fingal's, Fingal die Gestalt von den Gesinnungen Trenmor's. So steht Oscar in Zukunft als Abendstern über dem ruhenden Fingal; sich einander beschauend. - Dem Ossian erscheint in diesem Gedicht seine Jugend, die da fallen mußte, seit Fingal (in dem Gedicht Temora) ihm den

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Speer gab. - Ryno zeigt dem Oscar das elende Schicksal Hidallan's; man möchte hier den Oscar sehr leicht als Gegensatz von Hidallan "kennen. So g

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