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Daniel Runge et al.

Carthon (Ossian)




Carthon (Ossian)


Traurig steht auf dem Hügel von kor", dem Grabe der Helden, die vergangen sind, die Blume der Halde; auch in der Distel grauen B"rt wehet der Wind. - Du mußt vergehen in deiner Jugend; und über den Todtenhügel in deinem Alter streichen die Winde. -
Wer kehrt zurück vom fremden Lande in der sinkenden Sonne Glanz? Die Barden singen: Der König des fernen Landes trauert über die Flucht seiner Vilker -.
26? Fingal kommt mit Sonnenuntergang in Selma; geht
hinter bemoosten Grabhügeln, auf welchen die Distel zerflattert.
- V. 1-57.
27? Am Himmel wehen die Abendwolken. Fingal sitzt in
der Mitte seiner Barden, gedankenvoll in sich gekehrt; er hat
nach Clessammor gerufen: dieser kommt über dem Hügel im Abend
glanz, es flattern ihm im Winde die grauen Haare, wie die Mäh
ne des stolzen Rosses.
Er spricht: "Ich gehe in den Tagen meines Alters, schwinge den leichteren Speer; doch war groß meine Kraft, als ich mit Comhal auszog; unsre Schritte waren blutig, es sielen die Söhne des fernen Landes. Warum kommt mir in den Tagen meines Alters das Gedächtniß der vergangnen Zeit" als ich bey Reuthamir schmaus'te? Er gab mir Moina, seine Tochter, zum Gemahl: ich kämpfte mit dem entstammten Sohn des Auslandes um ihre Schöne, er sank; ich aber kehrte, von seinem Volke gedrängt, zu meinem schimmernden Hügel. Nie mehr erblickt' ich den Strom, wo Moina meiner harrte; sie starb bey der Ge-

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bmt Carthon's, meines Sohnes. Comhal hat ihre Thürme. Bai-clutha, in Asche gestürzt." - "Ich sah' sie einst," sprach Fingal, "die Trümmer ihrer Mauern; sie liegen mit Ranken bewachsen am verdrängten Strom, Füchse lauschen aus wüsten Fenstern, es schallt kein Laut der Harfe in den Hallen. -


Was baust du die Halle, Sohn
Der geftügellen Tage?
Du schauest heul'
Aus gethürmten Mauern herab:
Nur wenige Jahre, so kommt ",'
Aus der Wüste der Sturm
Und heult im verödeten Hofe, ' "' '
' Saus't um den rostdenageten Schild! -
° taß kommen den Sturm aus der Wüste!
Uns bleibet der Ruhm in unserer Zeit! -.-
Mein Arm bezeichne die Schlacht!
.- . Mein Name der Barden Gesang! ,, ^
Erhebt den Gesang
Und sendet die Muschel umher! " . '
' Die Halle töne von Wonne.'
'" Wenn du dereinst, ?>?!>, !.?)' ^
Sonne des Himmels/ >
Schwindest dahin, > ^
Wofern du schwindest, mächtiges Licht! - )
,. Wenn auch dein Glanz ,^ -
Eine Zeitlang nur, wie Fingal, dau'rt, ,. So lebet länger als deine Strahlen . " 4 " Einst unser Ruhm!"
So lautete Fingal's Lied in seiner Wonne. Voll Anmuth waren deine Gedanken, Fingal! -
(Stolberg.) V. 57-185.


28? Fingal allein, stehend unter seinen schlafenden Helden.
Weiß kommt auf blauen Wogen der Morgen; es hebt sich aus
Gewölk eine Riesengestalt, löset sich auf in blutigen Regen, der
über Selma weg streift. - V. 186 - 196.
29? Fingal steht von seinen Helden umgeben vor schwar
zem Sturmgewölk aus Osten; sein Speer ragt über die Wolke
hinaus. Der Sturm treibt auf den Wogen hin den weißen
Schaum; die Mädchen schauen von Selma's Mauern. - 25.
197 - 232.
30? Carthon steigt an das Ufer; über ihm beugt sich eine
Eiche, Fingal'n entgegen und dem Sturm. Fingal betrachtet
ihn. ("Du magst sinken in deiner Jugend, wie die blitzgetroffe
ne Eiche des Berg's!") Ullin streckt den Speer des Friedens


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vor Carthon hin. Es stürzt ein Ungewitter nieder hinter Fin-gal's verstreutem Heer. Carthon umgeben von seinen Helden.
- V. 232 - 330.
31? Fingal sitzt ruhig auf dem Hügel. Carthon stürzt den
Cathul zu Boden, dessen Völker fliehen von Carthon's Seite. -
Die Eiche beugt dem Windschwall aus; es fahren durch die
Stürme. - V. 331 - 336.
32? Fingal stützt sich auf den Schild, und ruft den Clessam-
mor hervor. Carthon bindet den Connal, dessen Speer gebro
chen ist. - Durch die gebogene Eiche sauset der Sturm, die
breiten Aesie fangen den Regen auf. - 33. 33Y - 347.
33? Fingal hebt sich hervor hinter zerrissenen Wolken. Cles-
sammor's Speer zerbrochen, sein Schroerdt in Carthon's Hand;
"r stößt dem Carthon den Dolch in die Brust, der Jüngling
steht blutend. - In die Eiche fährt der Blitz, es sind die Aeste
zu Boden geschmettert, der Wind zerreißt die Zweige am kah
len Stamm. Die Sonne sinkt. - V. 348-395.
34? Carthon fällt, hebt matt den Blick zu Fingal'n, und
reicht ihm sein Schwerdt. Clessammor stürzt auf ihn hin. Moi-
na erscheint mit dem Vollmond. Fingal's Helden umgeben die
Fallenden (sammeln sich um den gelegten Sturm). - 35. 386
- 474.
Dft noch ward ausgezeichnet der Tag, und oft gesungen des Helden Lob im Baidengesang:


Wer ist es, der dort ' ,,.. >.'.^
Von brausendem Meer :
,^, So dunkel naht, ,/
Wie des Herbstes schattende Wolke?
", Es zittert in seinen HHnden der Tod! , ^,
Seine Augen sind flammende Gluth!
Wes Schlachtruf brüllet so laut ' '""
" Auf dunkler Haide von Lora? .! ':
Wer ist es, als Carthon, <
König der Schwerdter- ,^ ^ >. '
Die Völker fallen! ^ ."
Sieh', wie er schreitet einher,
Trüb'zürnendem Geiste von Morven gleich! -
Ach aber er liegt,
Die stattliche Eiche,
Gestürzet in jHhem Fluge des Sturm"!
Wann stehest du auf,
Du Wonne Balclutha's?
O Carthon! wann, wann stehest du auf?

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Wer ist es, der dort Von brausendem Meer So dunkel naht. Wie des Herbstes schattende Wolke? (Stolberg.)


35. Auf dem Hügel des Grabes verwehte Disteln. Ueber Wolken Ossian; er eilt wie ein Wind der hangenden Harfe vorbey; Fingal faßt aus der Sonne ihm die Hand. - (Späterer Entwurf:) Carthon's Grab. Die große Harfe ruht auf den Felsstücken; es wehen Disteln umher. Ossian als Knabe streift im Vorbeygehen durch die Saiten; sieht sinnend nach den abgeblühten Blumen. - V. 4/5 - 562.
* Im Westen bricht die Sonne wieder hervor; es sinkt glanzend ihr Licht in Selma's Burg. Jubelnd erheben die Vögel des Waldes den Laut, sie singen: Es entfloh' die trübe Zeit des Winters zum beeis'ten Norden. - Blaß in grauem Nebel spielet der Sonne Licht; sie streift hell durch Wolken, trüben Boten des kommenden Tages, Ungewitter verkündend.
"Ihr Wolken des rollenden Donners, warum stürzt ihr mit Blitzen den Baum, der erwachsen aus eurer fruchtbaren Kraft? Die Sonne schien fröhlich in die Fluthen, die ihr ergossen: es entkeimte und wuchs die junge Eiche des Hügels. - Aber wenn du auch stürzest in deiner Kraft, denken doch singende Vögel noch deines Schattens; es stürzet mit dir des rauhen Felsens Spitze, das Wild des Felsens aber denket deines labenden Schattens." - Die Stimmen des Waldes erschallen in kühler Nacht; und wenn auch du dahin schwindest, o Sonne, mächtiges Licht, bleibt doch auf Flügeln des Windes der lebendige Ruhm. -
Der Tag grauet im Osten; es kommt über blaue Wogen her ein leichtes Gewölk, hebt sich hoch und roth zieht es herauf mit rauschendem Regen, verkündend stürmischen Tag. - Es zieht um Selma sich im Sturm ein schwarzes Gewölk; Gewitter der Nacht verdunkeln den Aufgang der Sonne. - Hoch am vorragenden Ufer auf moosigem Hügel des Felsens steht eine junge Eiche; sie beugt sich vorwärts gegen des Sturmes Wuth, der sich erhebt in seinem Grimm; es biegen die krausen Aeste sich, brauset im zarten Laube der Sturm; geschmeidig bewegt sich der Stamm, und vorüber sauset der Stoß des Orkans. Rasch erhebt sich mit erneuerter Wuth der Sturm mit platschendem Regen; abwärts lenket des Laubes Krone die Fluthen, der Regen schlägt an den Boden herunter, es sausen vorüber die Winde ; schlank erhebt die Eiche ihr glänzendes Haupt. - Es krau-

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seln sich am Himmel, im Sturm sich begegnend, die Wolken; schwarz brauset daher der Sturm. - Weiß vom Hügel Mor-ven's hebt sich schnell ein Hagelgewölk, fliegt leicht über die Hai-de fort; freudig glänzen der Eiche Zweige, es rauscht springend von laubigen Aesten der Hagel herab. Hoch über weiß hernie-dergestürzte Wolken erhebt die Eiche ihr Haupt, da fährt zacki" ger Blitz aus leichtem Gewölk, zerschmettert der Aeste Zahl; in der Wurzel endet der Strahl, laut hallet der Donner. Spaltend das schwarze Gewölk bricht durch der Sonne Glanz auf zitternde Zweige; vorüber rauschen die Stürme, zerreißend die Aeste. Es fluthet aus Westen her der sinkenden Sonne Licht; im Sturme schwankt und stürzet der Eiche Stamm; Wolken des Himmels strömen daher, überfluthend den gefallenen Baum. - In Osten steiget der Mond auf. Es kommen am Abend die Mädchen des Landes, sie winden Kränze aus der Gefallenen Laub - "Du bist gesunken in deiner Schöne, verödet ist der Hügel und deine Kraft liegt zerstreut, wir aber gedenken deines Schattens und singen dein Gedächtniß, wann der Herbst dem ^ahr entnimmt der leuchtenden Sonne Licht."- Ossian singt:


O du, die kreiset dort oben
Rund wie meiner Viter Schild! > -
Woher deine Strahlen, o Sonne, '
Dein immerdauerndes Licht? ^ > ;
>. Du kommst hervor in hehrer Sckinheit: >^
Die Sterne bergen am Himmel sich;
Der Mond sinkt, kalt und bleich/
Nieder in Wogen des West's;
Aber du wandelst allein,
Wer kann dick begleiten im kauf? -
Die Eicken fallen des Berg's; ^
Es zehren die Jahr' auch an Bergen; ''
Es nimmt das Meer ab, wichset dann wieder;
Den Mond selbst misset der Himmel:
: Du nur, immer dir gleich, ,
Erfreuest dich strahlender Bahn. , '
Wenn Unwetter finstern die Welt, " '
Wenn der Donner rollet und Blitz stiegt,
^"' Sckau'st du in deiner Schone '
Her aus Wolken, lackend des Sturms. -
. Doch umsonst für Ossia" blickst du: t ..
Nie mehr schaut er dein Strahlen;
5 Weder dein gelbes Haar
Herwallend aus Ostengewllk, . .

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Noch dein Zittern an Thoren des West's.
Aber gleich mir vielleicht
Währest du nur eine Frist,
Und es kommt den Jahren ein Ziel:
Schlafen wirst du in Wolken,
Sorglos um des Morgens Ruf. -
Frohlocke denn jrtzl, o Sonne,
In deiner Jugend Kraft! -
Unhold, finster ist Alier,
Ist wie fi,mme"d kicht des Mond's,
Durchbrechend zernfscn Gewölk,
Wenn auf Hügeln lasten die Nebel,
Ueber die Haide sauset der Nord,
Und in Mitte des Weg's
Der Wandrer starrt. - '


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Das ist die Originalversion der Ressource: Verfügbar gemacht von christiane am 2009-10-22, Hashwert da39a3ee5e6b4b0d3255bfef95601890afd80709