Daniel Runge et al.
Carricthura (Ossian)
Carricthura (Ossian)
Hast du deine blaue Bahn ' ^ -' ' ' ^'
Verlassen am Himmel, '- ' " ^
Goldlockiger Sohn der kuft? i. ! > " v
Dir öffnet sein Thor der West, i
Dort ist dein Zelt der Ruh'. ,.
Es kommen gedrängt die Wellen/
Zu schauen deine Scköne/ . /
Heben schwankende Häupter empor:
lieblich im süßen Scklaf "
Schauen die Wellen dich, ' -
Aber sie fahren geschreckt zurück. - - <
Scklummr', ° Sonn', in der schattigen Kluft; Laß dein Kehren in Wonne seyn.
' Steigen lasset nun tausend Lichter
Zum Klänge der Harfen von Selma" ?^
Durchströme die Halle der Glanz!
Denn gekehrt ist des Mahles Fürst/
Vorüber am Carun der Kampf, ' " "
Wie Halle, die rauschen nicht mehr! ^
Beginnt, ihr Barden, Gesang: . z.
Comhal's Sohn ist gekehrt mit Ruhm. -
5 . ,
t6. Fingal kommt mit der untergehenden Sonne im Triumph nach Selma zurück; Ullin mit den Barden vor ihm auf. Sie erheben den Gesang: Cronnan und Minona treten hervor, singen die Sage von Shilric und Vinvela. (Fingal sagt:
Süß ist die Wonne der Wehmuth, >
Ist wie Frühlings träufelnder Regen, ' "k
Der dem Zweige der Eiche schmeichelt, F
Wenn junges l!aub Die grünen Hiuptchen zeigt.-) - V. 1 - 219.
l7. Es bricht der Tag an im Osten. Fingal erhebt sich im Schiff mit weißen Segeln, den Speer in der Hand, am
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Mast hängt sein Schild, die Haare flattern ihm weit über den Rücken. Carricthura erscheint auf der andern Seite in hoher Fluth, umgeben von Schiffen des Feindes. - V. 220 - 234.
18. Wie die Nacht sich über das Meer senkt, sind sie ge
landet in Rotha's Bucht. - Im Thal erlischt das Feuer; die
Iugendschaar Fingal's ist entschlafen. Ueber dem Meer erhebt
sich der volle Mond. Fingal ersteigt den Felsen der Eichen zu
Loda's Stein. - Der Geist kommt über dem blutigen Mond;
auf Carricthura erhebt sich dunkelrother Dampf. - V. 235
- 256.
19. Fingal durchhaut mit zackigem Schwerdt den Geist
von Loda; er rollt sich zusammen in Donnergewölk und entflieht.
Es heben sich durch trüben Himmel die klaren Sterne; die Jüng
linge Fingal's springen mit blitzenden Lanzen empor. - V. 256
- 3l?.
20? Ueber dem Meer tritt im Osten der Mond hervor. Fin
gal kommt in der Waffen Glanz unter seine erfreuten Helden
zurück. Es hebt Ullin im Thal den Gesang an. - V. 318 - 324.
21? Frothal steht mit den Seinigen um Carricthura. Die
Sonne kommt herauf; Fingal steht im Schiff mit gesenktem
Speer; am Himmel der abnehmende Mond. - V. 325 - 369.
22? Frothal dringt mit der ebbenden Fluth auf Fingal ein,
der wie ein Fels steht; die Krieger Frothal's rauschen getrennt
an seinen Seiten vorbey. Fingal ist mit seinen Helden aus dem
Schiff, getreten, er verfolgt den Feind. Der Mond schwindet
am Himmel. - V. 370-376.
23. Fingal hat dem Frothal den Schild zerspaltet, er schwingt
das Schwerdt. Utha stürzt, ihn beschützen wollend, über Wur
zeln der Eiche, ihr Busen entblößt sich. Fingal hemmt das ge
zückte Schwerdt. - V. 377 - 447.
24? (Fingal tröstet den Sohn Annir's, giebt ihm die Liebe
in's Herz. Er ladet ihn zum Mahl in Inistore, begleitet von
Utha.) Frothal und Utha folgen dem Fingal in Carricthura's
geöffnete Thore. Die Barden empfangen sie (Ullin singt das
klagende Lied von Crimora und Connal; Utha klaget in Ullin's
Lied); über den beiden Liebenden erheben sich zwey junge Bau
me (nach V. 428 - 431.). - V. 448-634.
25? Fingal steuert heim, mit der sinkenden Sonne durch
Gewölk, im Nordwind. Frothal's Schiff nach Westen mit zu
nehmendem Mond, trennt sich von jenem; aus dem Gewölk hebt
sich düster Loda's Geist über schäumenden Wogen. - V. 635-643.
Ossian. Ml
* Geschwunden ist am nächtlichen Himmel der Mond, ihn birgt die Sonne in ihren Strahlen. - Von innen heraus kommt die warme Frühlingskraft der Erde; -sie hat das kommende Licht des Lenzes empfangen, junge Blatter entfalten ihr zartes Grün; klagend singen Nachtigallen den Mond, bis die Sonne kommt, zu erfüllen mit Pracht die jungbelaubten Eichen von Carricthura. "Wie zwey Nachtigallen sind des Mondes Seiten; ein liebliches Paar kommen sie, und kehren zur Sonne zurück. Wie die süße Gestalt des Madchens hebt der Mond seinen Lauf; ihre Schöne umstrahlte des schweigenden Jünglings Herz, sie zeigte ihm der Sonne Bild in ihrem Glanz, bis der Jüngling schweigend vergeht im Anschauen, wie der volle Mond die dunkle Hälfte umfängt. Nun erhebt der Jüngling die Stimme, er klaget die schwindende Gestalt seiner Geliebten, eilt mit ihr zur Sonne, bringt mit Mühe das dunkle Mädchen zum belebenden Licht." - So lautet der Vögel Gesang in dunkler Nacht des Frühlings.
Ueber die glänzende Fluth von Carricthura erhebt sich die Sonne. Hoch dringt, verschlingend die kleineren Inseln, die Fluth an die Mauern. Die Sonne in der Kraft des Mittags überwindet die Wogen, sie weichen vom Ufer und verhüllen Car-ricthura in dampfende Nacht. Die Sonne schwindet am Himmel. - Hoch vom Felsen herab stürzten in's Thal mit Gras bewachsen die Eichen; verdorrt brennen sie, im Feuer vom Or-kan erregt, zu Asche. - Der Mond steigt in Osten herauf, roth verdunkelt vom stürmenden Gewölk. Oben auf bemoos'tem Hügel steigt eine Eiche empor, sie bohrt in die Spalte des Felsens die Wurzel, strebt kühn mit ihren Aesten himmelan. - Es kommt auf Winden schwarzes Gewölk. In zückenden Blitzen streckt die Eiche zackige Zweige aus; die Wolke theilt sich am Felsen, sie donnert das Felsgestade entlang, es zittern die Berge von Inis-tore. Sterne heben durch Wolken blitzend ihre Haupter hervor. Fruchtbarer Regen stürzet in's Thal; die Asche der Eichen treibt in Spalten der Felsen. - Im dunkeln Walde erheben sich wieder Gesänge der Vögel. Voll und klar steht im Osten der Mond; er leuchtet zum Ufer von Rotha's Bucht.
Aber hoch woget um Carricthura die Fluth, kalt und dicht umschlossen ist Sarno's bemoos'te Mauer, es rollen die Wogen von Lochlin (Sora), drohen überfiuthend zu verschlingen Inis-tore; der Mond steht traurig am Himmel. - Es kommt über'm Meer die Sonne hervor. Zurück rauschen die Wogen von Carricthura. Es strahlt die Sonne dmch dunstigen Nebel. - Blas-
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ser nahet der Mond und schmäler sich der Sonne; er verfliegt wie ein Dunst in der Gluth ihrer Strahlen; doch glänzend kehrt "i die Seite ihr zu, sie umfängt ihn in lieblicher Wärme des Mittags. - Nun kehret die Sonne zum Westen; es erhebt sich hoch leuchtend der Abendstein, sinkt hinter Carricthura's Thor. Aber es ist verschwunden der Mond am unbewölkten Himmel. Klagend erschallen der Nachtigal Lieder; es klingen mit blitzenden Lichtem die Sterne. - Wäre der Mond nicht gesunken in der lebendigen Sonne Schoos, er kehrte nimmer zurück. - Drey Nächte schallt im Dunkeln der Vögel Gesang. Mit dem Abende des dritten Tages zieht der Mond am gelagerten Gewölk des Sonnenunterganges den Himmel hinauf.
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