Daniel Runge et al.
Cathloda (Ossian)
Cathloda (Ossian)
Erster Gesang.
1. Fingal entspringt dem Sturm aus seinem Schiff, Abends, an Uthorno's Bucht in Lochlin; seine Helden, wenig an der Zahl, um ihn. - Conbana an Turthor's Felsen gefesselt, ausschauend zu ihres Vaters Geist, der mit dem dunkeln Rande seines Nebelschildes ihr in Nächten das Licht des Mondes verbirgt. (Angst ergreift sie stets beym Anblick des Wütherichs Starno, doch tief in die Seele schleicht sich ihr das jugendliche Bild des finstern Swaran's.) - Auf der andern Seite erscheinen aus Loda's dun-kelm Hain Starno und Swaran, einen Boten absendend sFin-gal zu laden zum verrätherischen Mahl; aber nichts hat Fingal mit Starno gemein, er rüstet sich zum Streit. Dem Mädchen löset er die Bande.) - V. I -143.
2. Starno und Swaran vor Loda's Steinen der Macht;
um sie her vom Blitz gespaltne Eichen. Aus dem Strudel deS
Stroms hebt sich der Nebel, gestaltet zum finstern Geiste der
Wahrsagung. - V. 144 - 159.
3. Fingal spaltet und entreißt dem Swaran Schild und
Helm. Starno und Swaran entfliehen über den Strom in dun
kle Nacht hin. - V. 16U -181.
4. Fingal kommt in der Morgenröthe zu Conbana, tra
gend die Beute des Feindes; vor ihm ragt sein Speer. Sie
sinkt, da sie den gespaltnen Helm erblickt, bleich dahin; ihr Geist
schreitet im Streifen des Regenbogens empor. Auf dem Ge
wölk im Westen wird sie empfangen in Cruthloda's Halle. -
V. 182 - 212. >
+ In Lochlin herrscht der Winter auf den felsigen Ufern, die gegen Abend in's Meer unfruchtbar vorragen. - Es werden die Tage wieder länger, die Sonne kehrt zurück. - Am Abend, wie sie in's Meer sinkt, scheint sie lau an die Felsen, doch sinkt sie von den unfruchtbaren hinab. Die Wolken leuch-
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ten umher; oben steht in milder Nacht der zunehmende MonV. l" - Die Berge schütteln ihre Tannenwipfel, und im Thale löset sich schmelzender Schnee zu tönenden Bächen. - Lau wird die Nacht, gebrochen ist des Winters Kraft, es stürzt die Eiskruste vom bemoos'ten Berge herab. - Leuchtend kommt der Morgen über's Gebürge; dunkle Regenwolken stehen am Abend, und in Wohllaut rauschen die Schneebäche. - Roth und blutig steigt die Sonne herauf; es reißt sich Schneegewölk von Vsten her; wie mit Blitzen bricht die Sonne durch" und in des Westens Regengewölk springt der Regenbogen vom Felsen in's Meer. Wieder erhebt sich der Winter, Schneeflocken fallen, und weiß gestreckt liegt's an des Stromes Rand im Thal. Zweyter Gesang.
5. Fingal kommt mit der Sonne über's Gebürge her zu seinen wartenden Helden. ("Wer soll anführen die Schlacht?" - Duthmarun erinnert an Trenmor's Weisung, und Alle er
warten einsam im stillen Nebel die Kraft des Geistes, in ihm die Stimme der Führung.) V. 1-60. -
6? Duthmarun hebt sich vom Hügel (sein Schild war vor allen erschollen), die Helden um ihn stürzen zur Schlacht hin. - Starno und Swaran mit dem Heer geworfen über Turthor's
Strom. Fingal stößt zum Ablassen vom Kampf in's Horn. -
V. 61-90.
7? Fingal läßt den Schild sinken; Duthmarun, verwundet, stirbt; Ullin erhebt das Lob seines Geschlechts (er singt den Ahn Duthmarun's, Colgorm, der Strinadona liebte, für sie den Va
ter verließ und den Bruder erschlug, aber sie war seine Leuchte in der wüsten 3eit seines Lebens.) Die Helden umgeben ihn trauernd.- V. 91-177.
+ Die gequollene Frucht in der Erde fürchtet des kehrenden Winters Wuth; doch höher steiget die Sonne, und durch Wir-' bel der kräuselnden Wolken strahlet roth ihr Licht. Es dehnen sich in der Spalte des dampfenden Felsens die Kerne, die Frucht der Eiche mit starken Aesten, und der wogenden Buchenwälder. Von Bergen stürzen in die Schlucht die Wasser der Höhe über den Nebel hin, und unten im Schooße des Thals regt sich das kommende Jahr. Hoch ragt nackend ein hoher Fels seit Jahrtausenden, und die bemoos'ten Wände des andern dampfen im Glänze der Sonne. Die Wurzeln der Bäume, quillend, stür-
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zen Felsstücke durch rauschende Ströme hin; hochaufbrauset der Strom, rollet sie mit sich fort in die brandende See. Bäume mit quellenden Knospen unv Keime des neuen Jahres liegen mit den Felsen gestürzt; andre haften im Schoos der weichen Erde, haben die Rinde durchbrochen, grün und lieblich strecken sich Blattchen heraus. Aber vergangen ist der volle Kern des ge
waltigen Baums; er hielt fest in sich geschlossen Stamm, Blatt und Blüthe. Du aber, kehrende Sonne, dampfest dem entsprun
genen Keim warmen Abendthau. ..^.., . ,,,, ? -^
Dritter Gesang.
8. Fingal erhebt sich sinnend über Duthmarun's Grab auf einsamem Hügel. - Starno und Swaran stehen gegeneinander auf zwey Hügeln an Turthor's Strom, gelehnt auf Schilde, vorschauend nach irrenden Sternen der Nacht im Westen; über ihnen weht Loda's Geist, verkündend im Schauer Morven's Sieg. - V. 1 - 38.
8. Starno bey Conbana's Leiche, reißt sich wüthend auf aus der leeren Höhle gegen Fingal, der aufspringt in Waffen auf dem Hügel (und den nächtlichen Feind bindet. - In Starno kämpfte die Wuth, Fingal'n zu vertilgen; in Swaran die Gedanken an die gegen Fingal'n Verlorne Schlacht. Starno wollte Swaran reizen zu Fingal's Mord; Swaran schauderte; es erschien Starno's Zorn ohnmächtig gegen Swaran's Gesinnung: da riß sich Starno vor in Waffen zu der Gefangenen in Turthor's Felsen, aber gelöset war Conbana's Geist durch Fingal u. s. w.) - V. 39-134.
10. Fingal, in dem Gedanken an Agandecca, löset den finstern Starno und schickt ihn zurück in Lochlin's Burg. - Der Mond sinkt bey aufgehender Sonne. - V. 134-147.
+ Es sinkt die Sonne im nahenden Frühlingsglanze. Schallend erhebt sich im Walde der Vögel erster Laut; sie schlüpfen zum Baum. - Zwey Felsen ragen über, weit hinaussehend in die See bey Turthor's Bucht; sie stehen dem blinkenden Abendstern entgegen. Ueber dem einen, grün bemoos'ten, hangen schwankende Birken im Abendstrahl, wiegen sich im Wind und spiegeln sich im rauschenden Bach. Glatt, hoch und starr, strebet mit strahlichten Fichten der andre in die Nacht; über seinem Haupte brauset der kalte Wind der Nacht, er sendet seine Stürme alles erstanend umher. - Vordem schon hatte der kalte Sturm des
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Felsens die aufgeblühten Knospen zerstört, die im Abendhauch des Frühlings sich entfaltet. Nun hebt er sich wieder über des Thales Strom; hart erstarren zu Eis die seichten Ufer. Er streift zum Hügel der einsamen jungen Eiche, die gewandt und kühn ihm die Zweige entgegenstreckt; er fähret heran, und erstarrt, geheftet an ihre Zweige, zu weißem Reifen. - Vom Morgen herauf kehret die Sonne; sie sieht und erkennt den nachtlichen Feind. Freundlich wendet sie zu ihm die milden Strahlen, und er zerrinnt, am Stamm herunterfließend, befruchtend den Boden.
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