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Daniel Runge et al.

Freuden des Weins




Freuden des Weins


Getuschte Zeichnung; 1802 in Dresden entworfen.

Aus einem Schreiben an Daniel vom 24. October : "Hier war neulich eine Künstlerin aus Berlin, die stickte auf der Galerie eine sehr schöne Weintraube, und bat mich, da sie meinen Rahmen (zu der Nachtigal) gesehen hatte, ihr doch auch einen zu zeichnen. Als ich krank war, kam ich dazu; es wurde mir aber soviel, daß ich das Beste davon (um einmal ein Bild hinein zu mahlen) für mich selbst behalten habe. Unten ist ein Weinbecher, und von da aus winden sich Efeuranken, deren Blätter sich in den Kelch getaucht und berauscht haben, um eine aufgeschlossene Blume; diese macht sich aber von ihnen los und aus ihrem Kelche saugen zwey Schmetterlinge die Freude. Diese Freude sprießt höher hinauf als neue zartere Blume, auf deren Kelche zwey Kinder sich umschlingend auf den Zehen stehen. Eine solche Gruppe ist auf jeder Seite in den oberen Ecken des Rahmens. Die Efeuranke aber hat sich hinter den Blumen weg zu der oberen Mitte geschlungen, zu einem Satyr und einer Bacchantin, die sich dort befinden, auf einem Fußgestell, das an jeder Ecke einen Tigerkopf hat, mit einem Ringe im Maul, durch welchen die Ranke hinauf zu den beiden Figuren gegangen ist,
die sie mit den Thyrsusstäben, welche diese auf den Schultern halten, zusammenbindet. Die beiden Figuren stehen mit den Rücken gegen einander, um sich vcm einander zu reißen, nachdem die Wuth des Weines sie vereinigt hatte. Dieses ist so die völlige Trunkenheit, also die Mitte des Weines; die Freude war die Mäßigung oder der Halde Genuß (in den Schmetterlingen, und den beiden Genien). So soll in dem mittleren Gemählde die Mitte der Silen seyn, der den Blick tiefsinnig in einen gold-nen Pocal senkt; das ist die innere Gluth der Trunkenheit mit vollem Bewußtseyn, eigentlich das Leben und der Genuß im vollsten Uebermaas, so daß Bacchus und Ariadne dagegen wieder nur die Freude des Weins und den halben Genuß ausdrücken." -

Auf's neue schrieb er darüber am 28. December : ,,Unten in dem Weinbecher berauscht sich der Efeu; ja die Schlangen als Henkel des Bechers saugen schon an demselben. Der Rausch des Efeu's schlingt sich um die Blume, aus welcher der Schmetterling die Freude saugt; das ist der halbe Wein. Wie der Rausch aber fortgeht, kommt die Wuth des Weines, das ist der Tiger, durch welche Wuth Bacchantin und Satyr verbunden werden; das ist der volle Wein, aber die menschliche Ueberfüllung. Dies der Rahmen; das Bild selbst soll enthalten: Bacchus und Ariadne einander zur Seite; das ist die Freude und Liebe des Weins. Es ist aber das beste und tiefste davon noch zurück: der Satyr und die Bacchantin zusammengenommen ist der Silen, denn Bacchus ist doch auch nur erst die Hälfte, er ist nur Halbgott, aber die innere Gluth in dem goldnen Pocal, die Silen ertragen will, aber nicht kann, das ist das eigentliche Element, die Fülle der tiefsten Berauschung mit Bewußtseyn, das eigentliche Studium der Raserey des Weins und muß die Mitte und der Centralpunct des Bildes seyn. So wird es, mit Rahmen und allem ganz fertig, in der innern Composition die Offenbarung dieses Elementes."

Von dem innern Bilde zu diesem Rahmen ist bloß eine rohe Federskizze da: Unter einem Baum symmetrisch nach jeder Seite hingelagert, ruhen Bacchus und Ariadne (der Gott reicht ihr eine Traube hin), die Füße auf Panther oder Tiger hingestreckt. Ueber ihnen in dem Baumwipfel liegt ein Knabe als Genius; eine Bezeichnung, die der Künstler öfters wählte, um anzudeuten, daß die Figuren, über welchen ein solcher schwebt, höhere Wesen sind, die in göttlicher Sicherheit wandeln oder Handthielen. - Cr hatte den Gedanken, diesen Gegenstand, so wie andre Lebensgenüsse mehr in gleicher Weise (m. s. unten: Freuden der Jagd), vielleicht einst an den Wanden eines herrschaftlichen Saales irgendwo auszuführen.

1803 zeichnete er auch in Folge eines aus Schweden gekommenen Auftrages ein Bacchanal, das rund umher auf einen Glaspocal geschliffen ward. In der Mitte tanzen ein Faun und eine Mänade, und zur Seite sind zwey Gruppen spielender Bacchischen Kinder. Obgleich er sich schon in Kopenhagen mit ähnlichem beschäftigt hatte, scheint es doch, daß er dies Ganze nur aus Reminiscenzen gebildet hat. - Andre mythologische und antike Stoffe, an welchen natürlich auch er sich, von frühe beym Unterricht im Zeichnen an, versuchen mußte und versucht hat (worunter von 1800: Weibliche Figur, die einem Götterknaben abwechselnd die komische und die tragische Maske hinhält #1, Entwürfe zu dem kleinen Concurs, den die jungen Künstler in Kopenhagen im Verein unter sich gebildet, u.s.w., übergehen wir hier, gleichwie seine, 1801 nach Weimar zur Preisconcurrenz eingesandte Zeichnung (Achill im Kampf mit dem Flußgotte Ska-mander), von welcher in der Folge der Auszüge aus seinen Briefen hinlänglich die Rede kommen wird.

1 War aus Leipzig verlangt worden. Der Knabe lacht und gebehrdet sich unbändig fröhlich zu dem Momus-Antlitz; wird, die Medusa erblickend, heulen und sich winden. Eine gar anmuthige Darstellung, wenn gleich sehr verzeichnet, vermuthlich nach einem Hetrurrischen Vasenbilde, wo nicht gar Original.




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