ask23 > Daniel Runge et al.: Lehrstunde der Nachtigal
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Daniel Runge et al.

Lehrstunde der Nachtigal



Lehrstunde der Nachtigal


"Flöten mußt du, bald mit immer stärkerem Laute,
Bald mit leiserem, bis sich verlieren die Töne;
Schmettern dann, daß es die Wipfel des Waldes durchrauscht -
Flöten, flöten, bis sich bey den Rosenknospen
Verlieren die Töne.-" (Klopstock.)


1. Oelgemählde, in Farben, 1804-5 in Hamburg ausgeführt.

2. Skizze in Oel, desgleichen, 1801 - 3 in Dresden; jetzt im Besitze der Familie Besser in Hamburg.

Die Erinnerung der obigen Zeilen aus der Ode: Die Lehrstunde, welche er früher in Hamburg hatte lesen hören, veranlaßte (wie die von Herder den Triumph des Amor's) in Dresden die Entwerfung dieses Bildes, des eigentlich ersten, das er in Farben ausgeführt hat. Es ist ein Oval, innerhalb eines viereckten Rahmens, auf welchem lezteren Figuren wie in braunes Holz geschnitzt erscheinen. - In dem Bilde selbst sitzt die Nachtigal, als große weibliche Gestalt mit Schmetterlingsschwingen, in hochblauem Untergewande, in der Biegung eines starken Eichenbaums, und vor ihr auf einem leichten Zweige das geflügelte Amorskind mit zwey Pfeifen in den Händen. Links weiter unten schläft in einem Federkissen, wie in einem Neste, noch ein zweytes Knäblein. - Der Künstler schreibt an Böhndel den 7. Nov. 1801 : "Von einem Stücke, welches ich dieser Tage entworfen, findest du hierin eine kleine Skizze. Der Gedanke ist eine Nachtigal, die ihre Jungen singen lehrt, nach Klopstock. Es ist nicht allein die Nachtigal, es ist, siehst du, Psyche, Amor seine Frau, die noch so einen kleinen hat; was müssen das nicht für Jungen seyn!" -

Den 27. July 1802 an Daniel .: "Ich lasse unten im Bilde ein Stück von der Landschaft sehen. Diese ist ein dichter Wald, wo sich durch einen dunkeln Schatten ein Bach stürzt; dieses ist dasselbe in dem Grunde, was oben der Flötenklang in dem schattigen Baume ist. Und in das Basrelief kommt oben über wieder Amor mit der Leyer; dann auf der einen Seite der Genius der Lilie, der ruhig in dem Blumenkelche sitzt unter einem Eichenzweige (mit der Nachtigal, die sich ihm auf die Hand gesetzt hat, vertraut), der ihm jedoch den Amor verbirgt; auf der andern Seite der Genius der Rose, der mit Sehnsucht in den Eichenzweig, woraus ihm der Ton entgegenkommt, nach der Nachtigal langt. Auf diese Weise kommt eins und dasselbe dreymal in dem Gemählde vor, und wird immer abstracter und symbolischer, je mehr es aus dem Bilde heraustritt."

Der Lilienstengel auf der einen und der Rosenzweig auf der andern Seite des Bildes, mit ihren Blättern, schlingen sich ron der Mitte unten im Rahmen (wo über den beiden Enden derselben eine Libelle mit ausgespannten Schwingen ruhet) bis zu den Genien hinauf. -

Den 4. August 1802 (an Daniel) : "Ich habe hiebey etwas bemerkt, das mich auf recht deutliche Gedanken in der Composition bringt, die vielleicht für Andre nicht ganz neu, für mich aber sehr wichtig sind, und mich fördern; nämlich, daß dieses Bild dasselbe wird, was eine Fuge in der Musik ist. Dadurch ist mir begreiflich geworden, daß dergleichen in unsrer Kunst ebensowohl stattfindet, nämlich, wie viel man sich erleichtert, wenn man den musikalischen Satz, der in einer Composition im Ganzen liegt, heraus hat, und ihtl variirt durch das Ganze immer wieder durchblicken läßt. Ich bin mit Klopstock's Idee nur da ganz zufrieden, wo die Orphea (wie oben) singt, das übrige gehört eigentlich nicht hinein, oder müßte wenigstens nicht so deutlich seyn." -


Den 10. October (so wie in andern Briefen) erwähnt er, daß Andre, wenn sie das Ganze, die herrlichen Farben u.s.w. auch sehen und loben, nicht wissen können, daß er mit allem diesem doch im Grunde nur immer die Geliebte meyne. - Vor der gänzlichen Vollendung in Hamburg mahlte er in den schmalen Rahmen des Opals noch die obigen Worte des Dichters hinein.

Er gedachte die Skizze 1803 zur Ausstellung nach Weimar zu schicken, was nur dadurch verhindert ward, daß sie ihm von der Staffeley fiel und einigen Schaden bekam, dessen Ausbesserung Zeit wegnahm. - Es sind unter andern ein paar flüchtige Feder- und Tuschzeichnungen von dem Ganzen als Entwürfe vorhanden; dann drey schöne Ausführungen in schwarzer Kreide auf braunem Papier 1) von dem Baum ohne die Hauptfiguren, 2) von dem Rahmen allein, 3) von dem Gewand" der Psyche.









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