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unbekannt

Aus einem Aufsatze auf Anlaß der Kunstausstellung in Hamburg 1837




Aus einem Aufsatze auf Anlaß der Kunstausstellung in Hamburg 1837


Zeugnisse 2. - Der stille, aber gewiß bedeutend tiefe Einfluß, den R. auf die Entstehung der jetzt in schöner Blüthe dastehenden neuen Deutschen Schule der Kunst ausgeübt, läßt sich an Werken oder Entwürfen, die mit ihren Anfangen unmittelbar zusammenhangen, nicht nachweisen. Die Bestre" düngen und Leistungen der frommen Deutschen und Italiänischen Künstler vor Rafael zwar auf das innigste achtend und verehrend, war er mit
seinem Gefühl in ihr Gemüth eingedrungen/ aber ohne, was unvollkommen in ihren Formen bleiben mußte, in den seinigen sich anzueignen. Wodurch er aber dennoch den meisten Künstlern (insbesondere denen aus Hamburg, wo namentlich die Brüder Speckter von seiner Art und Weise sehend und hörend aufgewachsen sind) wesentlich zU einem Anfange geworden ist, das könnte man etwa aus seinem Lebensgange, und den künstlerischen Unternehmungen, die er, zumal mit den Tageszeiten, und manchen späteren, im Entwürfe hatte, einigermaaßen abnehmen.
- In Hamburg, von 1795 an, entwickelte sich seine Uranlage zum bildenden Künstler auf eine so klare und entschiedene Weise, daß derselben nicht Folge zu geben unmöglich ward. Er bestimmte sich der Mahlerey und ging 1799 auf einige Jahre nach Kopenhagen; - 1801 aber nach Dresden, wo die in ihm schlummernden Kräfte des Genius sich schnell wie auf Flügeln erhuben. Es gab sich in jener Zeit durch die Schriften Tieck's und Anderer eine Sehnsucht kund, die Kunst aus der Erstorbenheit zu wecken, worin sie versunken war. Gie war, nach den unübertroffenen Meistern der Rafaelischen Zeit und einigen spätern, nach und nach zu einer materialistischen Anarchie verwildert, aus welcher so kraftvolle Künstler, wie schon die Carracci in Italien, und in der lez-teren Zeit Mengs, Casanova u. A. m. sie, durch künstlich berechnete Vereinigung der hervorstechendsten Eigenschaften der Antike und jener großen Meister, in jedem einzelnen Werke, und vor allem durch strenge Correct-heit im Zeichnen zu retten suchten, aber mit alle dem nicht den Winterfrost, der im Reiche der Kunst waltete, zu heben vermochten. Mit wenigen andern, ihm gleich Fühlenden und Denkenden, verbündet, durch den heiligenden Geist des Christenthums, eine naive Dichtungskraft, und eine natürlich methodische Sinnesart ausgerüstet, glaubte unser R., der Kunst ein Seelen-Element, gleich einem lebendigen Odem einhauchen zu können, und es hat nicht gefehlt, und wird nicht haben fehlen können, daß sein, zwar im schönsten Keime unterbrochenes Streben und Sprechen ein Ferment erregt und Kräfte in Andern zum Sprießen gebracht hat, die jetzt empfanglichen Gemüthern Freude in ihrer Fülle gewähren. -


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