Philipp Otto Runge
Sonnenuntergang im Walde
Sonnenuntergang im Walde
Wenn die Sonne untergeht, und man steht in einem Walde, wo man die leuchtende Strahlung wie eine rothe
Gluth durch die Stämme und Zweige hervorbrechen sieht, so unterscheidet man die hellste Strahlung über
den Bäumen, doch als eine Mezzotinte. Um diese Würkung hervorzubringen, würde ich ein graues Tuch
wählen, und die Stelle der Sonne nebst den leuchtenden Wolken mit reinem Kremser Weiß erst impastiren,
sodann die Zeichnung auftragen, und die weiße Stelle nach Maasgabe der hervorzubringenden Gluth mit
Krapplack, und Gummigutti, Krapplack, Krapplack und gebrannter Terra di Siena u.s.w. lasiren; dann mit
einem Grün, bestehend aus Blau und dunklem Ocker; wo es in Schatten geht, Beinschwarz, dazu, wo es in
Luftreflex geht, etwas bläulich, nebst einem Luftton dazu; den Wald davor schreiben, die Luft mit einer
grünschwärzlichen Mischung lasiren, und solche nur wenig in ihrer Helligkeit von dem Walde abstechen
lassen; alles aber mit scharfen Borstpinseln geschrieben. Die Uebermahlung wird nun über die Luft bloß
geschummert, die allenfallsigen Wolken an der Lichtseite halb gedeckt, in ihrer Farbe blauviolett, der Wald
blau und kalt reflectirend erleuchtet, und die Ausladungen herausgehoben; die durch die Stämme blitzenden
Strahlen wieder mit Kremser Weiß herausgeholt, indem man den Duft, der sich um die Blitzstrahlen herum
im Wald und an den Stämmen verbreitet, schon aufgetragen. Sodann zulezt eine klare durchsichtige Lasur
von den vier Ecken des Bildes immer leiser bis an den Gluthpunct heran, und diesen dann nach Befinden
glühender lasirt; doch muß auch vorher schon in der zweyten Impastions-Untermahlung der Luft die
Strahlung zum Zenith von der Sonne aus herausgehoben seyn.
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